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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

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mitgenommen haben, und wenn sie mir eine
Tonne Goldes zur Belonung angeboten hät-
ten!"

Robinson saß beschämt und schlug die
Augen nieder.

Der ehrliche Schiffer fuhr fort, ihm sein
großes Unrecht vorzustellen, und sagte: er sei
versichert, daß es ihm unmöglich wohl gehen
könne, bis er sich gebessert und von seinen
Eltern Vergebung erlangt hätte. Robinson
weinte seine bittern Tränen.

Aber, was sol ich denn nun machen?
fragte er endlich, mit vielem Schluchzen.

"Was sie machen sollen? antwortete der
Schiffer; -- zurük zu ihren Eltern sollen sie,
ihre Knie umfassen und mit kindlicher Reue
sie um Verzeihung ihrer Unbesonnenheit bit-
ten.

Lotte. Das war doch ein recht guter
Man, der Schiffer; nicht wahr, Vater?

Vater. Er that, was jeder thun muß,
wenn er seinen Nebenmenschen fehlen sieht; er
erinnerte den jungen Menschen an seine Pflicht.

"Wol-
B2

mitgenommen haben, und wenn ſie mir eine
Tonne Goldes zur Belonung angeboten haͤt-
ten!„

Robinſon ſaß beſchaͤmt und ſchlug die
Augen nieder.

Der ehrliche Schiffer fuhr fort, ihm ſein
großes Unrecht vorzuſtellen, und ſagte: er ſei
verſichert, daß es ihm unmoͤglich wohl gehen
koͤnne, bis er ſich gebeſſert und von ſeinen
Eltern Vergebung erlangt haͤtte. Robinſon
weinte ſeine bittern Traͤnen.

Aber, was ſol ich denn nun machen?
fragte er endlich, mit vielem Schluchzen.

„Was ſie machen ſollen? antwortete der
Schiffer; — zuruͤk zu ihren Eltern ſollen ſie,
ihre Knie umfaſſen und mit kindlicher Reue
ſie um Verzeihung ihrer Unbeſonnenheit bit-
ten.

Lotte. Das war doch ein recht guter
Man, der Schiffer; nicht wahr, Vater?

Vater. Er that, was jeder thun muß,
wenn er ſeinen Nebenmenſchen fehlen ſieht; er
erinnerte den jungen Menſchen an ſeine Pflicht.

„Wol-
B2
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[19/0059] mitgenommen haben, und wenn ſie mir eine Tonne Goldes zur Belonung angeboten haͤt- ten!„ Robinſon ſaß beſchaͤmt und ſchlug die Augen nieder. Der ehrliche Schiffer fuhr fort, ihm ſein großes Unrecht vorzuſtellen, und ſagte: er ſei verſichert, daß es ihm unmoͤglich wohl gehen koͤnne, bis er ſich gebeſſert und von ſeinen Eltern Vergebung erlangt haͤtte. Robinſon weinte ſeine bittern Traͤnen. Aber, was ſol ich denn nun machen? fragte er endlich, mit vielem Schluchzen. „Was ſie machen ſollen? antwortete der Schiffer; — zuruͤk zu ihren Eltern ſollen ſie, ihre Knie umfaſſen und mit kindlicher Reue ſie um Verzeihung ihrer Unbeſonnenheit bit- ten. Lotte. Das war doch ein recht guter Man, der Schiffer; nicht wahr, Vater? Vater. Er that, was jeder thun muß, wenn er ſeinen Nebenmenſchen fehlen ſieht; er erinnerte den jungen Menſchen an ſeine Pflicht. „Wol- B2

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/59>, abgerufen am 29.03.2024.