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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

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nur unter der Bedingung um meine Befrei-
ung bitten, wenn seine Weisheit es für nüz-
lich erkent.

Aus Besorgniß, daß einmahl ein Schif
vorbeifahren, oder sich bei der Insel vor An-
ker legen mögte, zu einer Zeit, da er grade
nicht am Strande wäre: faßte er den Ent-
schluß, auf der vorspringenden Erdzunge ein
Zeichen aufzurichten, aus welchem jeder, der
da ankäme, seine Noth ersehen könte. Die-
ses Zeichen bestand in einem Pfahle, an wel-
chem er eine Flagge wehen ließ.

Nikolas. Ja, wo kriegt' er denn die
Flagge her?

Vater. Das wil ich dir sagen. Sein
Hemde befand sich jezt in einem Zustande,
daß es unmöglich länger getragen werden kon-
te. Er nahm also den größten Lappen dessel-
ben und machte ihn zur Flagge an dem auf-
gerichteten Pfahl.

Nun hätt' er auch gern eine Inschrift
auf den Pfahl gesezt, um seine Noth noch
deutlicher zu erkennen zu geben: aber wie

solte

nur unter der Bedingung um meine Befrei-
ung bitten, wenn ſeine Weisheit es fuͤr nuͤz-
lich erkent.

Aus Beſorgniß, daß einmahl ein Schif
vorbeifahren, oder ſich bei der Inſel vor An-
ker legen moͤgte, zu einer Zeit, da er grade
nicht am Strande waͤre: faßte er den Ent-
ſchluß, auf der vorſpringenden Erdzunge ein
Zeichen aufzurichten, aus welchem jeder, der
da ankaͤme, ſeine Noth erſehen koͤnte. Die-
ſes Zeichen beſtand in einem Pfahle, an wel-
chem er eine Flagge wehen ließ.

Nikolas. Ja, wo kriegt' er denn die
Flagge her?

Vater. Das wil ich dir ſagen. Sein
Hemde befand ſich jezt in einem Zuſtande,
daß es unmoͤglich laͤnger getragen werden kon-
te. Er nahm alſo den groͤßten Lappen deſſel-
ben und machte ihn zur Flagge an dem auf-
gerichteten Pfahl.

Nun haͤtt' er auch gern eine Inſchrift
auf den Pfahl geſezt, um ſeine Noth noch
deutlicher zu erkennen zu geben: aber wie

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[270/0310] nur unter der Bedingung um meine Befrei- ung bitten, wenn ſeine Weisheit es fuͤr nuͤz- lich erkent. Aus Beſorgniß, daß einmahl ein Schif vorbeifahren, oder ſich bei der Inſel vor An- ker legen moͤgte, zu einer Zeit, da er grade nicht am Strande waͤre: faßte er den Ent- ſchluß, auf der vorſpringenden Erdzunge ein Zeichen aufzurichten, aus welchem jeder, der da ankaͤme, ſeine Noth erſehen koͤnte. Die- ſes Zeichen beſtand in einem Pfahle, an wel- chem er eine Flagge wehen ließ. Nikolas. Ja, wo kriegt' er denn die Flagge her? Vater. Das wil ich dir ſagen. Sein Hemde befand ſich jezt in einem Zuſtande, daß es unmoͤglich laͤnger getragen werden kon- te. Er nahm alſo den groͤßten Lappen deſſel- ben und machte ihn zur Flagge an dem auf- gerichteten Pfahl. Nun haͤtt' er auch gern eine Inſchrift auf den Pfahl geſezt, um ſeine Noth noch deutlicher zu erkennen zu geben: aber wie ſolte

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/310>, abgerufen am 28.03.2024.