die anfangs nicht recht gelingen wolte, zehn und mehrmahl zu versuchen: so erfand er end- lich die rechte Kunst Knoten zu schürzen und erlangte eine solche Geschiklichkeit darin, als bei uns die Frauen und Mädchen im Filet- machen haben. Er hatte sich nemlich gleich- fals ein Werkzeug von Holz ersonnen und mit seinem steinernen Messer ausgeschnizt, welches die Gestalt einer Filetnadel hatte. Durch Hülfe desselben brachte er endlich ein Nez zu Stande, welches unsern gewöhnlichen Fischer- nezen an Güte und Brauchbarkeit wenig nach- gab.
Dan gerieth er auf den Einfal, zu versu- chen, ob er nicht vielleicht auch einen Bogen und Pfeile machen könte? Ei, wie glühete ihm der Kopf, da er diesem Einfalle weiter nachdachte und die grossen Vortheile überlegte, die der Bogen ihm verschaffen würde! Mit ihm konte er Lama's erlegen, konte Vögel schiessen und -- was das Wichtigste war -- mit ihm konte er sich in seiner Wohnung ver- theidigen, wenn er einst von Wilden solte
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die anfangs nicht recht gelingen wolte, zehn und mehrmahl zu verſuchen: ſo erfand er end- lich die rechte Kunſt Knoten zu ſchuͤrzen und erlangte eine ſolche Geſchiklichkeit darin, als bei uns die Frauen und Maͤdchen im Filet- machen haben. Er hatte ſich nemlich gleich- fals ein Werkzeug von Holz erſonnen und mit ſeinem ſteinernen Meſſer ausgeſchnizt, welches die Geſtalt einer Filetnadel hatte. Durch Huͤlfe deſſelben brachte er endlich ein Nez zu Stande, welches unſern gewoͤhnlichen Fiſcher- nezen an Guͤte und Brauchbarkeit wenig nach- gab.
Dan gerieth er auf den Einfal, zu verſu- chen, ob er nicht vielleicht auch einen Bogen und Pfeile machen koͤnte? Ei, wie gluͤhete ihm der Kopf, da er dieſem Einfalle weiter nachdachte und die groſſen Vortheile uͤberlegte, die der Bogen ihm verſchaffen wuͤrde! Mit ihm konte er Lama's erlegen, konte Voͤgel ſchieſſen und — was das Wichtigſte war — mit ihm konte er ſich in ſeiner Wohnung ver- theidigen, wenn er einſt von Wilden ſolte
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die anfangs nicht recht gelingen wolte, zehn
und mehrmahl zu verſuchen: ſo erfand er end-
lich die rechte Kunſt Knoten zu ſchuͤrzen und
erlangte eine ſolche Geſchiklichkeit darin, als
bei uns die Frauen und Maͤdchen im Filet-
machen haben. Er hatte ſich nemlich gleich-
fals ein Werkzeug von Holz erſonnen und mit
ſeinem ſteinernen Meſſer ausgeſchnizt, welches
die Geſtalt einer Filetnadel hatte. Durch
Huͤlfe deſſelben brachte er endlich ein Nez zu
Stande, welches unſern gewoͤhnlichen Fiſcher-
nezen an Guͤte und Brauchbarkeit wenig nach-
gab.
Dan gerieth er auf den Einfal, zu verſu-
chen, ob er nicht vielleicht auch einen Bogen
und Pfeile machen koͤnte? Ei, wie gluͤhete
ihm der Kopf, da er dieſem Einfalle weiter
nachdachte und die groſſen Vortheile uͤberlegte,
die der Bogen ihm verſchaffen wuͤrde! Mit
ihm konte er Lama's erlegen, konte Voͤgel
ſchieſſen und — was das Wichtigſte war —
mit ihm konte er ſich in ſeiner Wohnung ver-
theidigen, wenn er einſt von Wilden ſolte
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/294>, abgerufen am 22.11.2024.
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