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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

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sich herabgerissen: aber es schien doch nicht un-
möglich zu sein, alle diese Ruinen aus der
Höhle wieder hinaus zu schaffen, und dan war
seine Wohnung noch einmahl so geräumlich
und bequem, als sie vorher gewesen war.

Hierzu kam noch etwas, welches ganz
offenbahr bewies, daß die götliche Vorsehung
das, was vorgefallen war, nicht um Robin-
son
zu züchtigen, sondern vielmehr aus mil-
der Fürsorge für ihn veranstaltet habe. Da
er nemlich die Stelle, wo das Felsenstük ge-
hangen hatte, genauer besichtigte, fand er zu
seinem Erstaunen, daß es überal mit lokkerer
Erde umgeben gewesen war, und also ganz
und gar keine feste Haltung gehabt hatte.
Nichts war also wahrscheinlicher, als daß es
über kurz oder lang von selbst würde einge-
stürzt sein. Das sahe nun Gott nach seiner
Alwissenheit vorher, und vermuthlich auch,
daß dies Felsenstük grade zu einer Zeit ein-
stürzen würde, da Robinson eben in der
Höhle wäre. Da nun aber seine weise Güte
diesem Menschen ein längeres Leben bestimte;

so

ſich herabgeriſſen: aber es ſchien doch nicht un-
moͤglich zu ſein, alle dieſe Ruinen aus der
Hoͤhle wieder hinaus zu ſchaffen, und dan war
ſeine Wohnung noch einmahl ſo geraͤumlich
und bequem, als ſie vorher geweſen war.

Hierzu kam noch etwas, welches ganz
offenbahr bewies, daß die goͤtliche Vorſehung
das, was vorgefallen war, nicht um Robin-
ſon
zu zuͤchtigen, ſondern vielmehr aus mil-
der Fuͤrſorge fuͤr ihn veranſtaltet habe. Da
er nemlich die Stelle, wo das Felſenſtuͤk ge-
hangen hatte, genauer beſichtigte, fand er zu
ſeinem Erſtaunen, daß es uͤberal mit lokkerer
Erde umgeben geweſen war, und alſo ganz
und gar keine feſte Haltung gehabt hatte.
Nichts war alſo wahrſcheinlicher, als daß es
uͤber kurz oder lang von ſelbſt wuͤrde einge-
ſtuͤrzt ſein. Das ſahe nun Gott nach ſeiner
Alwiſſenheit vorher, und vermuthlich auch,
daß dies Felſenſtuͤk grade zu einer Zeit ein-
ſtuͤrzen wuͤrde, da Robinſon eben in der
Hoͤhle waͤre. Da nun aber ſeine weiſe Guͤte
dieſem Menſchen ein laͤngeres Leben beſtimte;

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[235/0275] ſich herabgeriſſen: aber es ſchien doch nicht un- moͤglich zu ſein, alle dieſe Ruinen aus der Hoͤhle wieder hinaus zu ſchaffen, und dan war ſeine Wohnung noch einmahl ſo geraͤumlich und bequem, als ſie vorher geweſen war. Hierzu kam noch etwas, welches ganz offenbahr bewies, daß die goͤtliche Vorſehung das, was vorgefallen war, nicht um Robin- ſon zu zuͤchtigen, ſondern vielmehr aus mil- der Fuͤrſorge fuͤr ihn veranſtaltet habe. Da er nemlich die Stelle, wo das Felſenſtuͤk ge- hangen hatte, genauer beſichtigte, fand er zu ſeinem Erſtaunen, daß es uͤberal mit lokkerer Erde umgeben geweſen war, und alſo ganz und gar keine feſte Haltung gehabt hatte. Nichts war alſo wahrſcheinlicher, als daß es uͤber kurz oder lang von ſelbſt wuͤrde einge- ſtuͤrzt ſein. Das ſahe nun Gott nach ſeiner Alwiſſenheit vorher, und vermuthlich auch, daß dies Felſenſtuͤk grade zu einer Zeit ein- ſtuͤrzen wuͤrde, da Robinſon eben in der Hoͤhle waͤre. Da nun aber ſeine weiſe Guͤte dieſem Menſchen ein laͤngeres Leben beſtimte; ſo

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/275>, abgerufen am 22.11.2024.