Es war noch sehr früh am Tage. Er be- schloß daher, diesmahl einen Umweg zu neh- men, um zugleich noch einige andere Gegen- den seiner Insel kennen zu lernen. Unter der Menge von Vögeln, wovon die Bäume wim- melten, sahe er auch viele Papegaien von wunderschönen Farben. Wie gern hätte er ei- nen davon gehabt, um ihn zahm und zu sei- nem Geselschafter zu machen! Aber die Alten waren zu klug, um sich greifen zu lassen, und ein Nest mit Jungen sah er nirgends. Er mußte also die Befriedigung dieses Wunsches für dasmahl aufschieben.
Dafür aber entdekte er auf diesem Wege etwas, welches ihm nöthiger, als ein Pape- gai war. Indem er nemlich einen Hügel nahe am Meere bestieg und von da herab zwischen Felsenklüften hinblikte, sahe er daselbst etwas liegen, welches seine Neubegierde reizte. Er kletterte also hinab und fand zu seinem grossen Vergnügen, daß es -- was meint ihr?
Diderich. -- Perlen waren!
Jo-
Es war noch ſehr fruͤh am Tage. Er be- ſchloß daher, diesmahl einen Umweg zu neh- men, um zugleich noch einige andere Gegen- den ſeiner Inſel kennen zu lernen. Unter der Menge von Voͤgeln, wovon die Baͤume wim- melten, ſahe er auch viele Papegaien von wunderſchoͤnen Farben. Wie gern haͤtte er ei- nen davon gehabt, um ihn zahm und zu ſei- nem Geſelſchafter zu machen! Aber die Alten waren zu klug, um ſich greifen zu laſſen, und ein Neſt mit Jungen ſah er nirgends. Er mußte alſo die Befriedigung dieſes Wunſches fuͤr dasmahl aufſchieben.
Dafuͤr aber entdekte er auf dieſem Wege etwas, welches ihm noͤthiger, als ein Pape- gai war. Indem er nemlich einen Huͤgel nahe am Meere beſtieg und von da herab zwiſchen Felſenkluͤften hinblikte, ſahe er daſelbſt etwas liegen, welches ſeine Neubegierde reizte. Er kletterte alſo hinab und fand zu ſeinem groſſen Vergnuͤgen, daß es — was meint ihr?
Diderich. — Perlen waren!
Jo-
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Es war noch ſehr fruͤh am Tage. Er be-
ſchloß daher, diesmahl einen Umweg zu neh-
men, um zugleich noch einige andere Gegen-
den ſeiner Inſel kennen zu lernen. Unter der
Menge von Voͤgeln, wovon die Baͤume wim-
melten, ſahe er auch viele Papegaien von
wunderſchoͤnen Farben. Wie gern haͤtte er ei-
nen davon gehabt, um ihn zahm und zu ſei-
nem Geſelſchafter zu machen! Aber die Alten
waren zu klug, um ſich greifen zu laſſen, und
ein Neſt mit Jungen ſah er nirgends. Er
mußte alſo die Befriedigung dieſes Wunſches
fuͤr dasmahl aufſchieben.
Dafuͤr aber entdekte er auf dieſem Wege
etwas, welches ihm noͤthiger, als ein Pape-
gai war. Indem er nemlich einen Huͤgel
nahe am Meere beſtieg und von da herab
zwiſchen Felſenkluͤften hinblikte, ſahe er daſelbſt
etwas liegen, welches ſeine Neubegierde reizte.
Er kletterte alſo hinab und fand zu ſeinem
groſſen Vergnuͤgen, daß es — was meint
ihr?
Diderich. — Perlen waren!
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/230>, abgerufen am 23.11.2024.
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