als wenn's in einer Salzlake läge? O treflich! treflich! rief er aus, und drehete vor Freuden den Bratspieß noch einmahl so geschwind, als vorher, herum.
Jezt war der Braten fertig. Ach! seufzte Robinson, indem er ein recht appetitliches Stükchen davon mit Wohlgefallen gekostet hatte, wer nun ein Stükchen Brod dazu hät- te! Was bin ich doch in meiner Jugend für ein dummer Mensch gewesen, daß ich nicht zu schäzen wußte, was für eine grosse Wohlthat Gottes ein Stük trokken Brod sei! Da muß- te man mir immer erst Butter dazu geben, auch wohl noch Käse oben drein! O ich Unver- ständiger! Hätte ich doch jezt nur das schwarze Kleienbrod, das unserm Gartenhunde gebakken wurde! Wie wolte ich mich glüklich schäzen!
Indem er so dachte, fielen ihm die Knol- len ein, die er diesen Morgen in die glü- hende Asche gelegt hatte. Ich wil doch sehen, sagt' er, was daraus geworden ist; und holte eine derselben hervor.
Welche
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als wenn's in einer Salzlake laͤge? O treflich! treflich! rief er aus, und drehete vor Freuden den Bratſpieß noch einmahl ſo geſchwind, als vorher, herum.
Jezt war der Braten fertig. Ach! ſeufzte Robinſon, indem er ein recht appetitliches Stuͤkchen davon mit Wohlgefallen gekoſtet hatte, wer nun ein Stuͤkchen Brod dazu haͤt- te! Was bin ich doch in meiner Jugend fuͤr ein dummer Menſch geweſen, daß ich nicht zu ſchaͤzen wußte, was fuͤr eine groſſe Wohlthat Gottes ein Stuͤk trokken Brod ſei! Da muß- te man mir immer erſt Butter dazu geben, auch wohl noch Kaͤſe oben drein! O ich Unver- ſtaͤndiger! Haͤtte ich doch jezt nur das ſchwarze Kleienbrod, das unſerm Gartenhunde gebakken wurde! Wie wolte ich mich gluͤklich ſchaͤzen!
Indem er ſo dachte, fielen ihm die Knol- len ein, die er dieſen Morgen in die gluͤ- hende Aſche gelegt hatte. Ich wil doch ſehen, ſagt' er, was daraus geworden iſt; und holte eine derſelben hervor.
Welche
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als wenn's in einer Salzlake laͤge? O treflich!
treflich! rief er aus, und drehete vor Freuden
den Bratſpieß noch einmahl ſo geſchwind, als
vorher, herum.
Jezt war der Braten fertig. Ach! ſeufzte
Robinſon, indem er ein recht appetitliches
Stuͤkchen davon mit Wohlgefallen gekoſtet
hatte, wer nun ein Stuͤkchen Brod dazu haͤt-
te! Was bin ich doch in meiner Jugend fuͤr
ein dummer Menſch geweſen, daß ich nicht zu
ſchaͤzen wußte, was fuͤr eine groſſe Wohlthat
Gottes ein Stuͤk trokken Brod ſei! Da muß-
te man mir immer erſt Butter dazu geben,
auch wohl noch Kaͤſe oben drein! O ich Unver-
ſtaͤndiger! Haͤtte ich doch jezt nur das ſchwarze
Kleienbrod, das unſerm Gartenhunde gebakken
wurde! Wie wolte ich mich gluͤklich ſchaͤzen!
Indem er ſo dachte, fielen ihm die Knol-
len ein, die er dieſen Morgen in die gluͤ-
hende Aſche gelegt hatte. Ich wil doch ſehen,
ſagt' er, was daraus geworden iſt; und holte
eine derſelben hervor.
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/207>, abgerufen am 23.11.2024.
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