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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

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sich dan erst fragen: ob man's besser gemacht
haben würde, als sie? Hättest du auch nie-
mahls Kartoffeln gesehen und hättest du nie-
mahls gehört, wie man sie zubereiten müsse:
so würdest du anfangs eben so, wie Robin-
son,
nicht wissen, was damit zu machen sei?
Laß dir diesen Umstand zur Warnung dienen,
dich nie wieder für klüger, als andere Men-
schen, zu halten.

Gotlieb. Küsse mich, Väterchen! Wil's
nicht mehr thun. --

Vater. Von da ging Robinson nun
weiter; jedoch sehr langsam und mit grosser
Vorsichtigkeit. Jedes Geräusch, welches der
Wind zwischen Bäumen und Büschen verur-
sachte, erschrekte ihn und machte, daß er nach
seinem Beil grif, um sich zu vertheidigen,
wenn's nöthig wäre. Aber immer sahe er
zu seiner Freude, daß er sich ohne Ursache ge-
fürchtet habe.

Endlich kam er an einen Bach, wo er
sein Mittagsbrod zu verzehren beschloß. Hier
sezte er sich unter einen dikken schattigten

Baum,

ſich dan erſt fragen: ob man's beſſer gemacht
haben wuͤrde, als ſie? Haͤtteſt du auch nie-
mahls Kartoffeln geſehen und haͤtteſt du nie-
mahls gehoͤrt, wie man ſie zubereiten muͤſſe:
ſo wuͤrdeſt du anfangs eben ſo, wie Robin-
ſon,
nicht wiſſen, was damit zu machen ſei?
Laß dir dieſen Umſtand zur Warnung dienen,
dich nie wieder fuͤr kluͤger, als andere Men-
ſchen, zu halten.

Gotlieb. Kuͤſſe mich, Vaͤterchen! Wil's
nicht mehr thun. —

Vater. Von da ging Robinſon nun
weiter; jedoch ſehr langſam und mit groſſer
Vorſichtigkeit. Jedes Geraͤuſch, welches der
Wind zwiſchen Baͤumen und Buͤſchen verur-
ſachte, erſchrekte ihn und machte, daß er nach
ſeinem Beil grif, um ſich zu vertheidigen,
wenn's noͤthig waͤre. Aber immer ſahe er
zu ſeiner Freude, daß er ſich ohne Urſache ge-
fuͤrchtet habe.

Endlich kam er an einen Bach, wo er
ſein Mittagsbrod zu verzehren beſchloß. Hier
ſezte er ſich unter einen dikken ſchattigten

Baum,
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[118/0158] ſich dan erſt fragen: ob man's beſſer gemacht haben wuͤrde, als ſie? Haͤtteſt du auch nie- mahls Kartoffeln geſehen und haͤtteſt du nie- mahls gehoͤrt, wie man ſie zubereiten muͤſſe: ſo wuͤrdeſt du anfangs eben ſo, wie Robin- ſon, nicht wiſſen, was damit zu machen ſei? Laß dir dieſen Umſtand zur Warnung dienen, dich nie wieder fuͤr kluͤger, als andere Men- ſchen, zu halten. Gotlieb. Kuͤſſe mich, Vaͤterchen! Wil's nicht mehr thun. — Vater. Von da ging Robinſon nun weiter; jedoch ſehr langſam und mit groſſer Vorſichtigkeit. Jedes Geraͤuſch, welches der Wind zwiſchen Baͤumen und Buͤſchen verur- ſachte, erſchrekte ihn und machte, daß er nach ſeinem Beil grif, um ſich zu vertheidigen, wenn's noͤthig waͤre. Aber immer ſahe er zu ſeiner Freude, daß er ſich ohne Urſache ge- fuͤrchtet habe. Endlich kam er an einen Bach, wo er ſein Mittagsbrod zu verzehren beſchloß. Hier ſezte er ſich unter einen dikken ſchattigten Baum,

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/158>, abgerufen am 23.11.2024.