Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

die man da so leicht haben kan: was wolte
ich nicht alles machen! Was solte mir das
für Freude sein, die meisten Dinge, die ich
nöthig hätte, selbst zu verfertigen!

Da es noch nicht sehr spat am Tage war:
so fiel ihm ein, ob er nicht auch einen Beu-
tel machen könte, worin er etwas zu leben
mitnähme, und worin er dasjenige zurüktrü-
ge, was er etwa so glüklich wäre an neuen
Lebensmitteln ausfindig zu machen. Er san
eine Zeitlang darüber nach und endlich glükte
es ihm, auch dazu Mittel zu finden.

Er hatte nemlich einen ziemlichen Vorrath
Bindfaden verfertiget; von diesem beschloß er
ein Nez zu strikken, und aus dem Neze eine
Art von Jägertasche zu machen.

Das fing er nun so an. An zwei Bäu-
me, die etwas über eine Elle weit aus ein-
ander standen, knüpfte er einen Faden unter
den andern, und zwar so dicht, als möglich.
Dies solte das sein, was bei dem Weber der
Aufzug ist. Dan knüpfte er von oben her-
unter wiederum einen Faden neben dem an-

dern

die man da ſo leicht haben kan: was wolte
ich nicht alles machen! Was ſolte mir das
fuͤr Freude ſein, die meiſten Dinge, die ich
noͤthig haͤtte, ſelbſt zu verfertigen!

Da es noch nicht ſehr ſpat am Tage war:
ſo fiel ihm ein, ob er nicht auch einen Beu-
tel machen koͤnte, worin er etwas zu leben
mitnaͤhme, und worin er dasjenige zuruͤktruͤ-
ge, was er etwa ſo gluͤklich waͤre an neuen
Lebensmitteln ausfindig zu machen. Er ſan
eine Zeitlang daruͤber nach und endlich gluͤkte
es ihm, auch dazu Mittel zu finden.

Er hatte nemlich einen ziemlichen Vorrath
Bindfaden verfertiget; von dieſem beſchloß er
ein Nez zu ſtrikken, und aus dem Neze eine
Art von Jaͤgertaſche zu machen.

Das fing er nun ſo an. An zwei Baͤu-
me, die etwas uͤber eine Elle weit aus ein-
ander ſtanden, knuͤpfte er einen Faden unter
den andern, und zwar ſo dicht, als moͤglich.
Dies ſolte das ſein, was bei dem Weber der
Aufzug iſt. Dan knuͤpfte er von oben her-
unter wiederum einen Faden neben dem an-

dern
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0146" n="106"/>
die man da &#x017F;o leicht haben kan: was wolte<lb/>
ich nicht alles machen! Was &#x017F;olte mir das<lb/>
fu&#x0364;r Freude &#x017F;ein, die mei&#x017F;ten Dinge, die ich<lb/>
no&#x0364;thig ha&#x0364;tte, <hi rendition="#fr">&#x017F;elb&#x017F;t</hi> zu verfertigen!</p><lb/>
          <p>Da es noch nicht &#x017F;ehr &#x017F;pat am Tage war:<lb/>
&#x017F;o fiel ihm ein, ob er nicht auch einen Beu-<lb/>
tel machen ko&#x0364;nte, worin er etwas zu leben<lb/>
mitna&#x0364;hme, und worin er dasjenige zuru&#x0364;ktru&#x0364;-<lb/>
ge, was er etwa &#x017F;o glu&#x0364;klich wa&#x0364;re an neuen<lb/>
Lebensmitteln ausfindig zu machen. Er &#x017F;an<lb/>
eine Zeitlang daru&#x0364;ber nach und endlich glu&#x0364;kte<lb/>
es ihm, auch dazu Mittel zu finden.</p><lb/>
          <p>Er hatte nemlich einen ziemlichen Vorrath<lb/>
Bindfaden verfertiget; von die&#x017F;em be&#x017F;chloß er<lb/>
ein Nez zu &#x017F;trikken, und aus dem Neze eine<lb/>
Art von Ja&#x0364;gerta&#x017F;che zu machen.</p><lb/>
          <p>Das fing er nun &#x017F;o an. An zwei Ba&#x0364;u-<lb/>
me, die etwas u&#x0364;ber eine Elle weit aus ein-<lb/>
ander &#x017F;tanden, knu&#x0364;pfte er einen Faden unter<lb/>
den andern, und zwar &#x017F;o dicht, als mo&#x0364;glich.<lb/>
Dies &#x017F;olte das &#x017F;ein, was bei dem Weber der<lb/><hi rendition="#fr">Aufzug</hi> i&#x017F;t. Dan knu&#x0364;pfte er von oben her-<lb/>
unter wiederum einen Faden neben dem an-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dern</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0146] die man da ſo leicht haben kan: was wolte ich nicht alles machen! Was ſolte mir das fuͤr Freude ſein, die meiſten Dinge, die ich noͤthig haͤtte, ſelbſt zu verfertigen! Da es noch nicht ſehr ſpat am Tage war: ſo fiel ihm ein, ob er nicht auch einen Beu- tel machen koͤnte, worin er etwas zu leben mitnaͤhme, und worin er dasjenige zuruͤktruͤ- ge, was er etwa ſo gluͤklich waͤre an neuen Lebensmitteln ausfindig zu machen. Er ſan eine Zeitlang daruͤber nach und endlich gluͤkte es ihm, auch dazu Mittel zu finden. Er hatte nemlich einen ziemlichen Vorrath Bindfaden verfertiget; von dieſem beſchloß er ein Nez zu ſtrikken, und aus dem Neze eine Art von Jaͤgertaſche zu machen. Das fing er nun ſo an. An zwei Baͤu- me, die etwas uͤber eine Elle weit aus ein- ander ſtanden, knuͤpfte er einen Faden unter den andern, und zwar ſo dicht, als moͤglich. Dies ſolte das ſein, was bei dem Weber der Aufzug iſt. Dan knuͤpfte er von oben her- unter wiederum einen Faden neben dem an- dern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/146
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/146>, abgerufen am 23.11.2024.