Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Vater. Das läßt sich hören! -- Indeß
muß ich euch sagen, daß Robinson weder
jene, noch diese brauchte, weil er weder Dorn-
büsche noch Stachelbeerbüsche auf seiner Insel
gefunden hatte.

Johannes. Nun, was braucht' er denn?

Vater. Fischgräten. Das Meer warf
von Zeit zu Zeit todte Fische aufs Land, und
wenn die denn verfault oder von Raubvö-
geln verzehrt waren: so blieben die Gräten
davon liegen. Von diesen hatte Robinson
die stärksten und spizigsten aufgelesen, um sie
stat der Steknadeln zu gebrauchen.

Durch Hülfe derselben brachte er einen so
festen Schirm zu Stande, daß kein einziger
Sonnenstrahl durchfallen konte. So oft ihm
eine solche neue Arbeit glükte, hatte er eine
unaussprechliche Freude darüber; und dan pfleg-
te er zu sich selbst zu sagen: was bin ich doch
in meiner Jugend für ein grosser Nar gewe-
sen, daß ich meine meiste Zeit mit Müssig-
gang zubrachte! O wenn ich jezt in Europa
wäre, und alle die vielen Werkzeuge hätte,

die
G 5

Vater. Das laͤßt ſich hoͤren! — Indeß
muß ich euch ſagen, daß Robinſon weder
jene, noch dieſe brauchte, weil er weder Dorn-
buͤſche noch Stachelbeerbuͤſche auf ſeiner Inſel
gefunden hatte.

Johannes. Nun, was braucht' er denn?

Vater. Fiſchgraͤten. Das Meer warf
von Zeit zu Zeit todte Fiſche aufs Land, und
wenn die denn verfault oder von Raubvoͤ-
geln verzehrt waren: ſo blieben die Graͤten
davon liegen. Von dieſen hatte Robinſon
die ſtaͤrkſten und ſpizigſten aufgeleſen, um ſie
ſtat der Steknadeln zu gebrauchen.

Durch Huͤlfe derſelben brachte er einen ſo
feſten Schirm zu Stande, daß kein einziger
Sonnenſtrahl durchfallen konte. So oft ihm
eine ſolche neue Arbeit gluͤkte, hatte er eine
unausſprechliche Freude daruͤber; und dan pfleg-
te er zu ſich ſelbſt zu ſagen: was bin ich doch
in meiner Jugend fuͤr ein groſſer Nar gewe-
ſen, daß ich meine meiſte Zeit mit Muͤſſig-
gang zubrachte! O wenn ich jezt in Europa
waͤre, und alle die vielen Werkzeuge haͤtte,

die
G 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0145" n="105"/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> Das la&#x0364;ßt &#x017F;ich ho&#x0364;ren! &#x2014; Indeß<lb/>
muß ich euch &#x017F;agen, daß <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> weder<lb/>
jene, noch die&#x017F;e brauchte, weil er weder Dorn-<lb/>
bu&#x0364;&#x017F;che noch Stachelbeerbu&#x0364;&#x017F;che auf &#x017F;einer In&#x017F;el<lb/>
gefunden hatte.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Johannes.</hi> Nun, was braucht' er denn?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> Fi&#x017F;chgra&#x0364;ten. Das Meer warf<lb/>
von Zeit zu Zeit todte Fi&#x017F;che aufs Land, und<lb/>
wenn die denn verfault oder von Raubvo&#x0364;-<lb/>
geln verzehrt waren: &#x017F;o blieben die Gra&#x0364;ten<lb/>
davon liegen. Von die&#x017F;en hatte <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi><lb/>
die &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;ten und &#x017F;pizig&#x017F;ten aufgele&#x017F;en, um &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;tat der Steknadeln zu gebrauchen.</p><lb/>
          <p>Durch Hu&#x0364;lfe der&#x017F;elben brachte er einen &#x017F;o<lb/>
fe&#x017F;ten Schirm zu Stande, daß kein einziger<lb/>
Sonnen&#x017F;trahl durchfallen konte. So oft ihm<lb/>
eine &#x017F;olche neue Arbeit glu&#x0364;kte, hatte er eine<lb/>
unaus&#x017F;prechliche Freude daru&#x0364;ber; und dan pfleg-<lb/>
te er zu &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zu &#x017F;agen: was bin ich doch<lb/>
in meiner Jugend fu&#x0364;r ein gro&#x017F;&#x017F;er Nar gewe-<lb/>
&#x017F;en, daß ich meine mei&#x017F;te Zeit mit Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig-<lb/>
gang zubrachte! O wenn ich jezt in Europa<lb/>
wa&#x0364;re, und alle die vielen Werkzeuge ha&#x0364;tte,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 5</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0145] Vater. Das laͤßt ſich hoͤren! — Indeß muß ich euch ſagen, daß Robinſon weder jene, noch dieſe brauchte, weil er weder Dorn- buͤſche noch Stachelbeerbuͤſche auf ſeiner Inſel gefunden hatte. Johannes. Nun, was braucht' er denn? Vater. Fiſchgraͤten. Das Meer warf von Zeit zu Zeit todte Fiſche aufs Land, und wenn die denn verfault oder von Raubvoͤ- geln verzehrt waren: ſo blieben die Graͤten davon liegen. Von dieſen hatte Robinſon die ſtaͤrkſten und ſpizigſten aufgeleſen, um ſie ſtat der Steknadeln zu gebrauchen. Durch Huͤlfe derſelben brachte er einen ſo feſten Schirm zu Stande, daß kein einziger Sonnenſtrahl durchfallen konte. So oft ihm eine ſolche neue Arbeit gluͤkte, hatte er eine unausſprechliche Freude daruͤber; und dan pfleg- te er zu ſich ſelbſt zu ſagen: was bin ich doch in meiner Jugend fuͤr ein groſſer Nar gewe- ſen, daß ich meine meiſte Zeit mit Muͤſſig- gang zubrachte! O wenn ich jezt in Europa waͤre, und alle die vielen Werkzeuge haͤtte, die G 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/145
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/145>, abgerufen am 23.11.2024.