des Hungers zu erwarten, als er sich zufälli- ger Weise umkehrte, und einen Seefalken er- blikte, der mit einem gefangenen Fische durch die Luft flog. Plözlich fielen ihm die Worte ein, die er irgendwo einmahl gelesen hatte:
Der Gott, der Raben nährt, wird Men- schen nicht verstoßen; Wer groß im Kleinen ist, wird größer sein im Großen.
Er tadelte sich nun selbst, daß er so we- nig Vertrauen zu der götlichen Vorsehung ge- habt habe; sprang augenbliklich vom Boden auf, und beschloß so weit herum zu gehen, als seine Kräfte nur immer reichen würden. Er fuhr also fort, längst der Küste hinzugehen und nach allen Seiten umher zu blikken, ob er nicht irgendwo eine Speise entdekken mögte.
Endlich sahe er einige Austerschalen im Sande liegen. Gierig lief er nach dem Orte hin, und suchte sorgfältig nach, ob er nicht vielleicht einige volle Austern finden mögte.
Er
des Hungers zu erwarten, als er ſich zufaͤlli- ger Weiſe umkehrte, und einen Seefalken er- blikte, der mit einem gefangenen Fiſche durch die Luft flog. Ploͤzlich fielen ihm die Worte ein, die er irgendwo einmahl geleſen hatte:
Der Gott, der Raben naͤhrt, wird Men- ſchen nicht verſtoßen; Wer groß im Kleinen iſt, wird groͤßer ſein im Großen.
Er tadelte ſich nun ſelbſt, daß er ſo we- nig Vertrauen zu der goͤtlichen Vorſehung ge- habt habe; ſprang augenbliklich vom Boden auf, und beſchloß ſo weit herum zu gehen, als ſeine Kraͤfte nur immer reichen wuͤrden. Er fuhr alſo fort, laͤngſt der Kuͤſte hinzugehen und nach allen Seiten umher zu blikken, ob er nicht irgendwo eine Speiſe entdekken moͤgte.
Endlich ſahe er einige Auſterſchalen im Sande liegen. Gierig lief er nach dem Orte hin, und ſuchte ſorgfaͤltig nach, ob er nicht vielleicht einige volle Auſtern finden moͤgte.
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[70/0110]
des Hungers zu erwarten, als er ſich zufaͤlli-
ger Weiſe umkehrte, und einen Seefalken er-
blikte, der mit einem gefangenen Fiſche durch
die Luft flog. Ploͤzlich fielen ihm die Worte
ein, die er irgendwo einmahl geleſen hatte:
Der Gott, der Raben naͤhrt, wird Men-
ſchen nicht verſtoßen;
Wer groß im Kleinen iſt, wird groͤßer
ſein im Großen.
Er tadelte ſich nun ſelbſt, daß er ſo we-
nig Vertrauen zu der goͤtlichen Vorſehung ge-
habt habe; ſprang augenbliklich vom Boden
auf, und beſchloß ſo weit herum zu gehen, als
ſeine Kraͤfte nur immer reichen wuͤrden. Er
fuhr alſo fort, laͤngſt der Kuͤſte hinzugehen
und nach allen Seiten umher zu blikken,
ob er nicht irgendwo eine Speiſe entdekken
moͤgte.
Endlich ſahe er einige Auſterſchalen im
Sande liegen. Gierig lief er nach dem Orte
hin, und ſuchte ſorgfaͤltig nach, ob er nicht
vielleicht einige volle Auſtern finden moͤgte.
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/110>, abgerufen am 16.02.2025.
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