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Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].

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Verweis des Liebhabers unbeständigkeit.
mier erteilen/ daß Jch daran/ Jch wolte
mich denn selbst beleidigen/ nicht zu zweifeln;
und nichts minders so hat der Wind solche
Worte auf und darvon geführet/ nicht aber
seiner Liebe/ sintemahl Er selbe nie empfun-
den oder ie gehabt; gestaltsam daß Jch an-
itzo Jhn/ über mich selbst zürnend/ Jhme so
leichtlich glaubt zu haben/ strafe; werde
mich auch ins künftige Jhn auf solche Wei-
se nachzuöhmen/ loben; iedoch alwege mit
dieser Bereuung/ daß Jch Jhme erstlich
selbst nicht zu einem Exempel gedienet; sin-
temahl es mier/ als damahlige Behersche-
rin/ Jhm vorzugehen/ vernünftig/ und nicht
unbillich gewesen wehre; anitzo aber

Seine
Ehrendienerin.
126.
Er begehret Gegenliebe.

Schönste Jungfrau/ Es ist
hiervon unschwer/ wie daß Sie bey
sich die Liebes Hitze gantz nicht fühlet/ weil
Sie ihre Augen/ meine Mängel und Feh-
ler zu erkennen offen/ zu erhärten: dann A-
mor ist blind; also hette Sie auch meine we-
nige Verdienste zu sehen/ und daß Sie (in-
dehm Jch Sie treulich liebe und eifferig als
die Allerschönste und volkömlichste in der
Welt anbehte) sich gegen mier bezeugen
sollen/ sintemahl die Liebe sol und muß durch

Ge-

Verweis des Liebhabers unbeſtaͤndigkeit.
mier erteilen/ daß Jch daran/ Jch wolte
mich denn ſelbſt beleidigen/ nicht zu zweifeln;
und nichts minders ſo hat der Wind ſolche
Worte auf und darvon gefuͤhret/ nicht aber
ſeiner Liebe/ ſintemahl Er ſelbe nie empfun-
den oder ie gehabt; geſtaltſam daß Jch an-
itzo Jhn/ uͤber mich ſelbſt zuͤrnend/ Jhme ſo
leichtlich glaubt zu haben/ ſtrafe; werde
mich auch ins kuͤnftige Jhn auf ſolche Wei-
ſe nachzuoͤhmen/ lóben; iedoch alwége mit
dieſer Bereuung/ daß Jch Jhme erſtlich
ſelbſt nicht zu einem Exempel gedienet; ſin-
temahl es mier/ als damahlige Beherſche-
rin/ Jhm vorzugehen/ vernuͤnftig/ und nicht
unbillich gewéſen wehre; anitzo aber

Seine
Ehrendienerin.
126.
Er begéhret Gegenliebe.

Schoͤnſte Jungfrau/ Es iſt
hiervon unſchwér/ wie daß Sie bey
ſich die Liebes Hitze gantz nicht fuͤhlet/ weil
Sie ihre Augen/ meine Maͤngel und Feh-
ler zu erkénnen offen/ zu erhaͤrten: dann A-
mor iſt blind; alſo hette Sie auch meine we-
nige Verdienſte zu ſéhen/ und daß Sie (in-
dehm Jch Sie treulich liebe und eifferig als
die Allerſchoͤnſte und volkoͤmlichſte in der
Welt anbehte) ſich gegén mier bezeugen
ſollen/ ſintemahl die Liebe ſol und muß durch

Ge-
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[142/0308] Verweis des Liebhabers unbeſtaͤndigkeit. mier erteilen/ daß Jch daran/ Jch wolte mich denn ſelbſt beleidigen/ nicht zu zweifeln; und nichts minders ſo hat der Wind ſolche Worte auf und darvon gefuͤhret/ nicht aber ſeiner Liebe/ ſintemahl Er ſelbe nie empfun- den oder ie gehabt; geſtaltſam daß Jch an- itzo Jhn/ uͤber mich ſelbſt zuͤrnend/ Jhme ſo leichtlich glaubt zu haben/ ſtrafe; werde mich auch ins kuͤnftige Jhn auf ſolche Wei- ſe nachzuoͤhmen/ lóben; iedoch alwége mit dieſer Bereuung/ daß Jch Jhme erſtlich ſelbſt nicht zu einem Exempel gedienet; ſin- temahl es mier/ als damahlige Beherſche- rin/ Jhm vorzugehen/ vernuͤnftig/ und nicht unbillich gewéſen wehre; anitzo aber Seine Ehrendienerin. 126. Er begéhret Gegenliebe. Schoͤnſte Jungfrau/ Es iſt hiervon unſchwér/ wie daß Sie bey ſich die Liebes Hitze gantz nicht fuͤhlet/ weil Sie ihre Augen/ meine Maͤngel und Feh- ler zu erkénnen offen/ zu erhaͤrten: dann A- mor iſt blind; alſo hette Sie auch meine we- nige Verdienſte zu ſéhen/ und daß Sie (in- dehm Jch Sie treulich liebe und eifferig als die Allerſchoͤnſte und volkoͤmlichſte in der Welt anbehte) ſich gegén mier bezeugen ſollen/ ſintemahl die Liebe ſol und muß durch Ge-

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Zitationshilfe: Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652], S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/308>, abgerufen am 19.05.2024.