Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].

Bild:
<< vorherige Seite
Trostschr. bey schädlichen unglüks Zufällen.

DJe Schuldigkeit meiner Dienste/ seyn
zu des Herren wohlgefälligem Gebie-
ten dar gestellet. Ehrenfester/ etc.

Es ist untuhlich/ und fast schwehr/ die
Bekümmerten/ wie sowohl auch die/ vom
Elende überschwemte/ zutrösten; Denn die/
sonst in gemein verordnete Artzney Mittel/
fruchten nichts; die Geduld verzürnet Sie
mehr; Ursachen/ daß ihre Schmertzen nicht
können mit heilfamer Artzney gesänftiget
werden. Des Herren Bekümmernüs mus
überaus groß seyn/ weil dessen Ursach un-
aussprechlich; und nichts desto minder em-
pfähet sie den Werth von seinem Willen;
und ihren Preis/ und hochhaltung von des-
sen Beglaubung; darüm/ weil wier nim-
mermehr unglükselig/ als nur durch einge-
bildete Meinung; und indehm wier alles
vor Unglük achten/ was nicht nach Her-
tzens Wundsch vor sich gehet und wohl ge-
linget: Die zufälligen dinge seyn natürlich/
und erregen sich/ als der Zwek seiner Ursach/
in uns fortwürig; aber/ man mus mit dem
Hochweisen Heiden Sokrates/ dz die Be-
ständigkeit auch die Zeit trotze/ bekennen:
mit welcher Wahrheit Er darstellen wol-
len/ daß man bey Zerschütterung und Be-
wegung der weltlichen dinge/ damit man
sich nicht an ihrem Abnehmen teilhaftig ma-
che/ standfest und unbeweglich beruhen und
austauern soll. uber dieses/ ob gleich die Ge-
sätze der Abwechselung/ keinen auszug neben

sich
Troſtſchr. bey ſchaͤdlichen ungluͤks Zufaͤllẽ.

DJe Schuldigkeit meiner Dienſte/ ſeyn
zu des Herren wohlgefaͤlligem Gebie-
ten dar geſtellet. Ehrenfeſter/ ꝛc.

Es iſt untuhlich/ und faſt ſchwehr/ die
Bekuͤmmerten/ wie ſowohl auch die/ vom
Elende uͤberſchwemte/ zutroͤſten; Denn die/
ſonſt in gemein verordnete Artzney Mittel/
fruchten nichts; die Geduld verzuͤrnet Sie
mehr; Urſachen/ daß ihre Schmertzen nicht
koͤnnen mit heilfamer Artzney geſaͤnftiget
werden. Des Herren Bekuͤmmernuͤs mus
uͤberaus groß ſeyn/ weil deſſen Urſach un-
ausſprechlich; und nichts deſto minder em-
pfaͤhet ſie den Werth von ſeinem Willen;
und ihren Preis/ und hóchhaltung von deſ-
ſen Beglaubung; daruͤm/ weil wier nim-
mermehr ungluͤkſélig/ als nur durch einge-
bildete Meinung; und indehm wier alles
vor Ungluͤk achten/ was nicht nach Her-
tzens Wundſch vor ſich gehet und wohl ge-
linget: Die zufaͤlligen dinge ſeyn natuͤrlich/
und errégen ſich/ als der Zwek ſeiner Urſach/
in uns fortwuͤrig; aber/ man mus mit dem
Hóchweiſen Heiden Sokrates/ dz die Be-
ſtaͤndigkeit auch die Zeit trotze/ bekénnen:
mit welcher Wahrheit Er darſtellen wol-
len/ daß man bey Zerſchuͤtterung und Be-
wégung der weltlichen dinge/ damit man
ſich nicht an ihrem Abnehmen teilhaftig ma-
che/ ſtandfeſt und unbeweglich beruhen und
austauern ſoll. ůber dieſes/ ob gleich die Ge-
ſaͤtze der Abwechſelung/ keinen auszug nében

ſich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0152" n="150"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Tro&#x017F;t&#x017F;chr. bey &#x017F;cha&#x0364;dlichen unglu&#x0364;ks Zufa&#x0364;lle&#x0303;.</hi> </fw><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>Je Schuldigkeit meiner Dien&#x017F;te/ &#x017F;eyn<lb/>
zu des Herren wohlgefa&#x0364;lligem Gebie-<lb/>
ten dar ge&#x017F;tellet. Ehrenfe&#x017F;ter/ &#xA75B;c.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t untuhlich/ und fa&#x017F;t &#x017F;chwehr/ die<lb/>
Beku&#x0364;mmerten/ wie &#x017F;owohl auch die/ vom<lb/>
Elende u&#x0364;ber&#x017F;chwemte/ zutro&#x0364;&#x017F;ten; Denn die/<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t in gemein verordnete Artzney Mittel/<lb/>
fruchten nichts; die Geduld verzu&#x0364;rnet Sie<lb/>
mehr; Ur&#x017F;achen/ daß ihre Schmertzen nicht<lb/>
ko&#x0364;nnen mit heilfamer Artzney ge&#x017F;a&#x0364;nftiget<lb/>
werden. Des Herren Beku&#x0364;mmernu&#x0364;s mus<lb/>
u&#x0364;beraus groß &#x017F;eyn/ weil de&#x017F;&#x017F;en Ur&#x017F;ach un-<lb/>
aus&#x017F;prechlich; und nichts de&#x017F;to minder em-<lb/>
pfa&#x0364;het &#x017F;ie den Werth von &#x017F;einem Willen;<lb/>
und ihren Preis/ und h<hi rendition="#aq">ó</hi>chhaltung von de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Beglaubung; daru&#x0364;m/ weil wier nim-<lb/>
mermehr unglu&#x0364;k&#x017F;<hi rendition="#aq">é</hi>lig/ als nur durch einge-<lb/>
bildete Meinung; und indehm wier alles<lb/>
vor Unglu&#x0364;k achten/ was nicht nach Her-<lb/>
tzens Wund&#x017F;ch vor &#x017F;ich gehet und wohl ge-<lb/>
linget: Die zufa&#x0364;lligen dinge &#x017F;eyn natu&#x0364;rlich/<lb/>
und err<hi rendition="#aq">é</hi>gen &#x017F;ich/ als der Zwek &#x017F;einer Ur&#x017F;ach/<lb/>
in uns fortwu&#x0364;rig; aber/ man mus mit dem<lb/>
H<hi rendition="#aq">ó</hi>chwei&#x017F;en Heiden Sokrates/ dz die Be-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit auch die Zeit trotze/ bek<hi rendition="#aq">é</hi>nnen:<lb/>
mit welcher Wahrheit Er dar&#x017F;tellen wol-<lb/>
len/ daß man bey Zer&#x017F;chu&#x0364;tterung und Be-<lb/>
w<hi rendition="#aq">é</hi>gung der weltlichen dinge/ damit man<lb/>
&#x017F;ich nicht an ihrem Abnehmen teilhaftig ma-<lb/>
che/ &#x017F;tandfe&#x017F;t und unbeweglich beruhen und<lb/>
austauern &#x017F;oll. &#x016F;ber die&#x017F;es/ ob gleich die Ge-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tze der Abwech&#x017F;elung/ keinen auszug n<hi rendition="#aq">é</hi>ben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0152] Troſtſchr. bey ſchaͤdlichen ungluͤks Zufaͤllẽ. DJe Schuldigkeit meiner Dienſte/ ſeyn zu des Herren wohlgefaͤlligem Gebie- ten dar geſtellet. Ehrenfeſter/ ꝛc. Es iſt untuhlich/ und faſt ſchwehr/ die Bekuͤmmerten/ wie ſowohl auch die/ vom Elende uͤberſchwemte/ zutroͤſten; Denn die/ ſonſt in gemein verordnete Artzney Mittel/ fruchten nichts; die Geduld verzuͤrnet Sie mehr; Urſachen/ daß ihre Schmertzen nicht koͤnnen mit heilfamer Artzney geſaͤnftiget werden. Des Herren Bekuͤmmernuͤs mus uͤberaus groß ſeyn/ weil deſſen Urſach un- ausſprechlich; und nichts deſto minder em- pfaͤhet ſie den Werth von ſeinem Willen; und ihren Preis/ und hóchhaltung von deſ- ſen Beglaubung; daruͤm/ weil wier nim- mermehr ungluͤkſélig/ als nur durch einge- bildete Meinung; und indehm wier alles vor Ungluͤk achten/ was nicht nach Her- tzens Wundſch vor ſich gehet und wohl ge- linget: Die zufaͤlligen dinge ſeyn natuͤrlich/ und errégen ſich/ als der Zwek ſeiner Urſach/ in uns fortwuͤrig; aber/ man mus mit dem Hóchweiſen Heiden Sokrates/ dz die Be- ſtaͤndigkeit auch die Zeit trotze/ bekénnen: mit welcher Wahrheit Er darſtellen wol- len/ daß man bey Zerſchuͤtterung und Be- wégung der weltlichen dinge/ damit man ſich nicht an ihrem Abnehmen teilhaftig ma- che/ ſtandfeſt und unbeweglich beruhen und austauern ſoll. ůber dieſes/ ob gleich die Ge- ſaͤtze der Abwechſelung/ keinen auszug nében ſich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/152
Zitationshilfe: Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652], S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/152>, abgerufen am 09.11.2024.