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Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].

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Trost/ wegen seiner Hausfranen Absterben.
seuftzen übrig gelassen: Nun gebe Jch dier
in diesem Beyfall; allein du must auch aus
Noht einreumen/ daß du nun nicht traurig
senyn kanst/ du führest dann unaussäglich in
frischem Gedächtnüße die Ursach derselben/
welches ist der alzufrühzeitige Tod deiner
lieben Hausfrauen: Nun bringest du dieses
Ableiben vor eine Ursache deines Weinens
an/ so kan eben auch diese Ursache deine Zeh-
ren abzudrükken dich anhalten: Denn deine
Frau ist gestorben/ darüm/ weil Sie nicht
unsterblich gewesen; und wann du/ wie daß
ihre Lebens Uhr in dieser Welt nicht lange
gelaufen/ dich beklagest/ so haben hierinnen
ihre fürtrefliche Tugenden/ die Eigenschaft
seltzamer Sachen/ welche hierunten auf
Erden nicht lange verbleiben/ an sich gezo-
gen. Sie war alzuvolkommen/ so lange
als andere zuleben/ in Behertzigung/ daß
gemeiniglich die allerwürdigsten und köst-
lichsten Dinge von kurtzer Wehrung; und
du darfst derowegen gar nicht leidig seyn/
daß Sie sich in diesem Trehnen Tahl nicht
mehr befindet/ wo du ihr anders ihr seliges
Leben nicht vergönnen wilst: denn ihr Le-
ben führet die vermuhtliche Nachfolge ih-
res Todes mit sich. Was wirst du nun
wohl/ deinen Unmuht zubestärken und zube-
kräftigen/ vor und auf die Bahn bringen?
daß du nehmlich Sie/ als ein liebwürdiges
Ding/ gar zu heftig liebest? du kanst solche

Lie-

Troſt/ wegen ſeiner Hausfranen Abſterben.
ſeuftzen uͤbrig gelaſſen: Nun gebe Jch dier
in dieſem Beyfall; allein du muſt auch aus
Noht einreumen/ daß du nun nicht traurig
ſẽyn kanſt/ du fuͤhreſt dann unausſaͤglich in
friſchem Gedaͤchtnuͤße die Urſach derſelben/
welches iſt der alzufruͤhzeitige Tod deiner
lieben Hausfrauen: Nun bringeſt du dieſes
Ableiben vor eine Urſache deines Weinens
an/ ſo kan ében auch dieſe Urſache deine Zeh-
ren abzudruͤkken dich anhalten: Denn deine
Frau iſt geſtorben/ daruͤm/ weil Sie nicht
unſterblich gewéſen; und wann du/ wie daß
ihre Lébens Uhr in dieſer Welt nicht lange
gelaufen/ dich beklageſt/ ſo haben hierinnen
ihre fuͤrtrefliche Tugenden/ die Eigenſchaft
ſeltzamer Sachen/ welche hierunten auf
Erden nicht lange verbleiben/ an ſich gezo-
gen. Sie war alzuvolkommen/ ſo lange
als andere zulében/ in Behertzigung/ daß
gemeiniglich die allerwuͤrdigſten und koͤſt-
lichſten Dinge von kurtzer Wehrung; und
du darfſt derowégen gar nicht leidig ſeyn/
daß Sie ſich in dieſem Trehnen Tahl nicht
mehr befindet/ wo du ihr anders ihr ſéliges
Lében nicht vergoͤnnen wilſt: denn ihr Lé-
ben fuͤhret die vermuhtliche Nachfolge ih-
res Todes mit ſich. Was wirſt du nun
wohl/ deinen Unmuht zubeſtaͤrken und zube-
kraͤftigen/ vor und auf die Bahn bringen?
daß du nehmlich Sie/ als ein liebwuͤrdiges
Ding/ gar zu heftig liebeſt? du kanſt ſolche

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[130/0132] Troſt/ wegen ſeiner Hausfranen Abſterben. ſeuftzen uͤbrig gelaſſen: Nun gebe Jch dier in dieſem Beyfall; allein du muſt auch aus Noht einreumen/ daß du nun nicht traurig ſẽyn kanſt/ du fuͤhreſt dann unausſaͤglich in friſchem Gedaͤchtnuͤße die Urſach derſelben/ welches iſt der alzufruͤhzeitige Tod deiner lieben Hausfrauen: Nun bringeſt du dieſes Ableiben vor eine Urſache deines Weinens an/ ſo kan ében auch dieſe Urſache deine Zeh- ren abzudruͤkken dich anhalten: Denn deine Frau iſt geſtorben/ daruͤm/ weil Sie nicht unſterblich gewéſen; und wann du/ wie daß ihre Lébens Uhr in dieſer Welt nicht lange gelaufen/ dich beklageſt/ ſo haben hierinnen ihre fuͤrtrefliche Tugenden/ die Eigenſchaft ſeltzamer Sachen/ welche hierunten auf Erden nicht lange verbleiben/ an ſich gezo- gen. Sie war alzuvolkommen/ ſo lange als andere zulében/ in Behertzigung/ daß gemeiniglich die allerwuͤrdigſten und koͤſt- lichſten Dinge von kurtzer Wehrung; und du darfſt derowégen gar nicht leidig ſeyn/ daß Sie ſich in dieſem Trehnen Tahl nicht mehr befindet/ wo du ihr anders ihr ſéliges Lében nicht vergoͤnnen wilſt: denn ihr Lé- ben fuͤhret die vermuhtliche Nachfolge ih- res Todes mit ſich. Was wirſt du nun wohl/ deinen Unmuht zubeſtaͤrken und zube- kraͤftigen/ vor und auf die Bahn bringen? daß du nehmlich Sie/ als ein liebwuͤrdiges Ding/ gar zu heftig liebeſt? du kanſt ſolche Lie-

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Zitationshilfe: Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652], S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/132>, abgerufen am 08.05.2024.