&q;und Religion nicht recht emporkommen! -- -- &q;Lasset uns durch Fleiß ersetzen, was uns an &q;Fähigkeiten abgehen mögte! (*) -- --
Und nun sey es mir vergönnt, meine allge- meine Anmerkungen, die ich oben versprochen habe, auch noch beyzusetzen!
Da böse Exempel allemal bey Kindern die schädlichste Folgen haben, so ist es eine kluge Vorsichtigkeit der Eltern, wenn sie es, so lang als möglich ist, verhüten, daß ihre Kinder kei- nen Menschen leichtsinnig oder unachtsam wäh- rend des Gebets sich bezeugen sehen. Daher soll billig das Gebet vor und nach dem Essen nicht durch das Gesinde, sondern durch den Vater oder Mutter, und zwar auch mit den äusserlichen Zeichen der guten Herzensfassung und Andacht, verrichtet werden.
Eben aus dieser Ursache ist es nicht zu billi- gen, wenn auch gut-denkende Eltern von ih- ren kleinen Kindern, die noch gar nichts vom Beten wissen und durchaus nicht lang ruhig seyn können, fordern, daß sie während dem Herlesen eines langen Morgenseegens gegen- wärtig seyn, und still da sitzen sollen. Wann es geschehen könnte, so wäre es schon gut: aber zehenmal gegen einem geschichts nicht; das kleine Kind hat lange Weile, es wird unruhig, es will schreien; die Kindsmagd
redet,
(*) Welcher Leser wird mir nicht für diese Stel- len danken, die ich da aus Toblers Er- bauungs-Schriften (Seite 10 f. 18.) abge- schrieben habe?
Zuſchrift an die
&q;und Religion nicht recht emporkommen! — — &q;Laſſet uns durch Fleiß erſetzen, was uns an &q;Faͤhigkeiten abgehen moͤgte! (*) — —
Und nun ſey es mir vergoͤnnt, meine allge- meine Anmerkungen, die ich oben verſprochen habe, auch noch beyzuſetzen!
Da boͤſe Exempel allemal bey Kindern die ſchaͤdlichſte Folgen haben, ſo iſt es eine kluge Vorſichtigkeit der Eltern, wenn ſie es, ſo lang als moͤglich iſt, verhuͤten, daß ihre Kinder kei- nen Menſchen leichtſinnig oder unachtſam waͤh- rend des Gebets ſich bezeugen ſehen. Daher ſoll billig das Gebet vor und nach dem Eſſen nicht durch das Geſinde, ſondern durch den Vater oder Mutter, und zwar auch mit den aͤuſſerlichen Zeichen der guten Herzensfaſſung und Andacht, verrichtet werden.
Eben aus dieſer Urſache iſt es nicht zu billi- gen, wenn auch gut-denkende Eltern von ih- ren kleinen Kindern, die noch gar nichts vom Beten wiſſen und durchaus nicht lang ruhig ſeyn koͤnnen, fordern, daß ſie waͤhrend dem Herleſen eines langen Morgenſeegens gegen- waͤrtig ſeyn, und ſtill da ſitzen ſollen. Wann es geſchehen koͤnnte, ſo waͤre es ſchon gut: aber zehenmal gegen einem geſchichts nicht; das kleine Kind hat lange Weile, es wird unruhig, es will ſchreien; die Kindsmagd
redet,
(*) Welcher Leſer wird mir nicht fuͤr dieſe Stel- len danken, die ich da aus Toblers Er- bauungs-Schriften (Seite 10 f. 18.) abge- ſchrieben habe?
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0034"n="XXX"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#fr">Zuſchrift an die</hi></fw><lb/>&q;und Religion nicht recht emporkommen! ——<lb/>&q;Laſſet uns durch Fleiß erſetzen, was uns an<lb/>&q;Faͤhigkeiten abgehen moͤgte! <noteplace="foot"n="(*)">Welcher Leſer wird mir nicht fuͤr dieſe Stel-<lb/>
len danken, die ich da aus <hirendition="#fr">Toblers</hi> Er-<lb/>
bauungs-Schriften (Seite 10 f. 18.) abge-<lb/>ſchrieben habe?</note>——</p><lb/><p>Und nun ſey es mir vergoͤnnt, meine allge-<lb/>
meine Anmerkungen, die ich oben verſprochen<lb/>
habe, auch noch beyzuſetzen!</p><lb/><p>Da boͤſe Exempel allemal bey Kindern die<lb/>ſchaͤdlichſte Folgen haben, ſo iſt es eine kluge<lb/>
Vorſichtigkeit der Eltern, wenn ſie es, ſo lang<lb/>
als moͤglich iſt, verhuͤten, daß ihre Kinder kei-<lb/>
nen Menſchen leichtſinnig oder unachtſam waͤh-<lb/>
rend des Gebets ſich bezeugen ſehen. Daher<lb/>ſoll billig <hirendition="#fr">das Gebet vor und nach dem<lb/>
Eſſen</hi> nicht durch das Geſinde, ſondern durch<lb/>
den Vater oder Mutter, und zwar auch mit den<lb/>
aͤuſſerlichen Zeichen der guten Herzensfaſſung<lb/>
und Andacht, verrichtet werden.</p><lb/><p>Eben aus dieſer Urſache iſt es nicht zu billi-<lb/>
gen, wenn auch gut-denkende Eltern von ih-<lb/>
ren kleinen Kindern, die noch gar nichts vom<lb/><hirendition="#fr">Beten</hi> wiſſen und durchaus nicht lang ruhig<lb/>ſeyn koͤnnen, fordern, daß ſie waͤhrend dem<lb/>
Herleſen eines langen <hirendition="#fr">Morgenſeegens</hi> gegen-<lb/>
waͤrtig ſeyn, und ſtill da ſitzen ſollen. Wann<lb/>
es geſchehen <hirendition="#fr">koͤnnte,</hi>ſo waͤre es ſchon gut:<lb/>
aber zehenmal gegen einem geſchichts nicht;<lb/>
das kleine Kind hat lange Weile, es wird<lb/>
unruhig, es will ſchreien; die Kindsmagd<lb/><fwplace="bottom"type="catch">redet,</fw><lb/></p></div></front></text></TEI>
[XXX/0034]
Zuſchrift an die
&q;und Religion nicht recht emporkommen! — —
&q;Laſſet uns durch Fleiß erſetzen, was uns an
&q;Faͤhigkeiten abgehen moͤgte! (*) — —
Und nun ſey es mir vergoͤnnt, meine allge-
meine Anmerkungen, die ich oben verſprochen
habe, auch noch beyzuſetzen!
Da boͤſe Exempel allemal bey Kindern die
ſchaͤdlichſte Folgen haben, ſo iſt es eine kluge
Vorſichtigkeit der Eltern, wenn ſie es, ſo lang
als moͤglich iſt, verhuͤten, daß ihre Kinder kei-
nen Menſchen leichtſinnig oder unachtſam waͤh-
rend des Gebets ſich bezeugen ſehen. Daher
ſoll billig das Gebet vor und nach dem
Eſſen nicht durch das Geſinde, ſondern durch
den Vater oder Mutter, und zwar auch mit den
aͤuſſerlichen Zeichen der guten Herzensfaſſung
und Andacht, verrichtet werden.
Eben aus dieſer Urſache iſt es nicht zu billi-
gen, wenn auch gut-denkende Eltern von ih-
ren kleinen Kindern, die noch gar nichts vom
Beten wiſſen und durchaus nicht lang ruhig
ſeyn koͤnnen, fordern, daß ſie waͤhrend dem
Herleſen eines langen Morgenſeegens gegen-
waͤrtig ſeyn, und ſtill da ſitzen ſollen. Wann
es geſchehen koͤnnte, ſo waͤre es ſchon gut:
aber zehenmal gegen einem geſchichts nicht;
das kleine Kind hat lange Weile, es wird
unruhig, es will ſchreien; die Kindsmagd
redet,
(*) Welcher Leſer wird mir nicht fuͤr dieſe Stel-
len danken, die ich da aus Toblers Er-
bauungs-Schriften (Seite 10 f. 18.) abge-
ſchrieben habe?
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775, S. XXX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burk_gebet_1775/34>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.