Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775.Eltern und Lehrer. GOtt und lieben Heiland bekannt werden zulassen; o so wird es Euch nicht so gar unmög- lich, nicht so gar schwer seyn, sie zum Gebet mit eigenen Worten anzuführen! Euer unab- lässiger Unterricht, Euer gutes Exempel wird ihnen eine tägliche Schule und eine lebendige Anweisung seyn! "Ach es kommt, wenn die &q;menschliche Gesellschaft soll belehret, gebessert. &q;getröstet, erfreuet werden, nicht allemal dar- &q;auf an, daß man gewiß alle Vortheile, alle &q;Kunstgriffe wisse, die dabey zu brauchen wären. &q;Es ist Dankens und Freude werth, wenn man &q;ein Ding gerade aufs allerbeste, allerschönste, al- &q;lersicherste machen kann. Aber man thut bitter- &q;übel, wenn man mit dem Ausfeinern, Ausklü- &q;geln, die Sache zur Hälfte oder ganz versäumt. &q;Vesser, ein wenig schlechter, als gar nicht: &q;ich kanns doch nach meiner Art, nach mei- &q;ner Einsicht und Vermögen; es wird wieder &q;manche Stunde kommen, da ich mich noch &q;mehr belehren und einen grössern Grad &q;der Vollkommenheit bey nützlichen Verrich- &q;tungen erkennen lernen mag. Unterdes- &q;sen muß ich in diesem gegenwärtigen Al- &q;ter, in dieser jetzigen Lage meiner Umstän- &q;de, und bey meiner jetzigen Fähigkeit auch &q;nicht unthätig seyn! " -- -- Trägheit, &q;launischer Unmuth, öfteres Erlauen oder Er- &q;kalten der Menschenliebe, Vergessenheit der &q;göttlichen Verheissungen eines starken Bey- &q;standes; ach, das sind, leider! noch immer &q;die schädlichsten Hindernissen, daß Tugend &q;und
Eltern und Lehrer. GOtt und lieben Heiland bekannt werden zulaſſen; o ſo wird es Euch nicht ſo gar unmoͤg- lich, nicht ſo gar ſchwer ſeyn, ſie zum Gebet mit eigenen Worten anzufuͤhren! Euer unab- laͤſſiger Unterricht, Euer gutes Exempel wird ihnen eine taͤgliche Schule und eine lebendige Anweiſung ſeyn! „Ach es kommt, wenn die &q;menſchliche Geſellſchaft ſoll belehret, gebeſſert. &q;getroͤſtet, erfreuet werden, nicht allemal dar- &q;auf an, daß man gewiß alle Vortheile, alle &q;Kunſtgriffe wiſſe, die dabey zu brauchen waͤren. &q;Es iſt Dankens und Freude werth, wenn man &q;ein Ding gerade aufs allerbeſte, allerſchoͤnſte, al- &q;lerſicherſte machen kann. Aber man thut bitter- &q;uͤbel, wenn man mit dem Ausfeinern, Auskluͤ- &q;geln, die Sache zur Haͤlfte oder ganz verſaͤumt. &q;Veſſer, ein wenig ſchlechter, als gar nicht: &q;ich kanns doch nach meiner Art, nach mei- &q;ner Einſicht und Vermoͤgen; es wird wieder &q;manche Stunde kommen, da ich mich noch &q;mehr belehren und einen groͤſſern Grad &q;der Vollkommenheit bey nuͤtzlichen Verrich- &q;tungen erkennen lernen mag. Unterdeſ- &q;ſen muß ich in dieſem gegenwaͤrtigen Al- &q;ter, in dieſer jetzigen Lage meiner Umſtaͤn- &q;de, und bey meiner jetzigen Faͤhigkeit auch &q;nicht unthaͤtig ſeyn! „ — — Traͤgheit, &q;launiſcher Unmuth, oͤfteres Erlauen oder Er- &q;kalten der Menſchenliebe, Vergeſſenheit der &q;goͤttlichen Verheiſſungen eines ſtarken Bey- &q;ſtandes; ach, das ſind, leider! noch immer &q;die ſchaͤdlichſten Hinderniſſen, daß Tugend &q;und
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Eltern und Lehrer.
GOtt und lieben Heiland bekannt werden zu
laſſen; o ſo wird es Euch nicht ſo gar unmoͤg-
lich, nicht ſo gar ſchwer ſeyn, ſie zum Gebet
mit eigenen Worten anzufuͤhren! Euer unab-
laͤſſiger Unterricht, Euer gutes Exempel wird
ihnen eine taͤgliche Schule und eine lebendige
Anweiſung ſeyn! „Ach es kommt, wenn die
&q;menſchliche Geſellſchaft ſoll belehret, gebeſſert.
&q;getroͤſtet, erfreuet werden, nicht allemal dar-
&q;auf an, daß man gewiß alle Vortheile, alle
&q;Kunſtgriffe wiſſe, die dabey zu brauchen waͤren.
&q;Es iſt Dankens und Freude werth, wenn man
&q;ein Ding gerade aufs allerbeſte, allerſchoͤnſte, al-
&q;lerſicherſte machen kann. Aber man thut bitter-
&q;uͤbel, wenn man mit dem Ausfeinern, Auskluͤ-
&q;geln, die Sache zur Haͤlfte oder ganz verſaͤumt.
&q;Veſſer, ein wenig ſchlechter, als gar nicht:
&q;ich kanns doch nach meiner Art, nach mei-
&q;ner Einſicht und Vermoͤgen; es wird wieder
&q;manche Stunde kommen, da ich mich noch
&q;mehr belehren und einen groͤſſern Grad
&q;der Vollkommenheit bey nuͤtzlichen Verrich-
&q;tungen erkennen lernen mag. Unterdeſ-
&q;ſen muß ich in dieſem gegenwaͤrtigen Al-
&q;ter, in dieſer jetzigen Lage meiner Umſtaͤn-
&q;de, und bey meiner jetzigen Faͤhigkeit auch
&q;nicht unthaͤtig ſeyn! „ — — Traͤgheit,
&q;launiſcher Unmuth, oͤfteres Erlauen oder Er-
&q;kalten der Menſchenliebe, Vergeſſenheit der
&q;goͤttlichen Verheiſſungen eines ſtarken Bey-
&q;ſtandes; ach, das ſind, leider! noch immer
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Zitationshilfe: | Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775, S. XXIX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burk_gebet_1775/33>, abgerufen am 25.06.2024. |