1. Abschnitt.einen goldgestickten Mantel und eine Dotation, wofür ohne Zweifel eine regelmäßige Aufwartung verlangt wurde.
Das Mäcenat.Das Mäcenat wofür dieser Hof weltberühmt geworden ist, knüpfte sich theils an die Universität, welche zu den vollständigsten Italiens gehörte, theils an den Hof- und Staatsdienst; besondere Opfer wurden dafür kaum gebracht. Bojardo gehörte als reicher Landedelmann und hoher Be- amter durchaus nur in diese Sphäre; als Ariost anfing etwas zu werden, gab es, wenigstens in der wahren Be- deutung, keinen mailändischen und keinen florentinischen, bald auch keinen urbinatischen Hof mehr, von Neapel nicht zu reden, und er begnügte sich mit einer Stellung neben den Musikern und Gauklern des Cardinals Ippolito, bis ihn Alfonso in seine Dienste nahm. Anders war es später mit Torquato Tasso, auf dessen Besitz der Hof eine wahre Eifersucht zeigte.
Reste der alten Parteien.Gegenüber von dieser concentrirten Fürstenmacht war jeder Widerstand innerhalb des Staates erfolglos. Die Elemente zur Herstellung einer städtischen Republik waren für immer aufgezehrt, Alles auf Macht und Gewaltübung orientirt. Der Adel, politisch rechtlos auch wo er noch feudalen Besitz hatte, mochte sich und seine Bravi als Guelfen und Ghibellinen eintheilen und costumiren, sie die Feder am Barett oder die Bauschen an den Hosen 1) so oder anders tragen lassen -- die Denkenden wie z. B. Macchiavell 2) wußten ein für allemal, daß Mailand oder Neapel für eine Republik zu "corrumpirt" waren. Es kommen wunderbare Gerichte über jene vorgeblichen zwei Parteien, die längst nichts mehr als alte, im Schatten der Gewalt am Spalier gezogene Familiengehässigkeiten waren.
1) Burigozzo, im Archiv. stor. III, p. 432.
2)Discorsi I, 17.
1. Abſchnitt.einen goldgeſtickten Mantel und eine Dotation, wofür ohne Zweifel eine regelmäßige Aufwartung verlangt wurde.
Das Mäcenat.Das Mäcenat wofür dieſer Hof weltberühmt geworden iſt, knüpfte ſich theils an die Univerſität, welche zu den vollſtändigſten Italiens gehörte, theils an den Hof- und Staatsdienſt; beſondere Opfer wurden dafür kaum gebracht. Bojardo gehörte als reicher Landedelmann und hoher Be- amter durchaus nur in dieſe Sphäre; als Arioſt anfing etwas zu werden, gab es, wenigſtens in der wahren Be- deutung, keinen mailändiſchen und keinen florentiniſchen, bald auch keinen urbinatiſchen Hof mehr, von Neapel nicht zu reden, und er begnügte ſich mit einer Stellung neben den Muſikern und Gauklern des Cardinals Ippolito, bis ihn Alfonſo in ſeine Dienſte nahm. Anders war es ſpäter mit Torquato Taſſo, auf deſſen Beſitz der Hof eine wahre Eiferſucht zeigte.
Reſte der alten Parteien.Gegenüber von dieſer concentrirten Fürſtenmacht war jeder Widerſtand innerhalb des Staates erfolglos. Die Elemente zur Herſtellung einer ſtädtiſchen Republik waren für immer aufgezehrt, Alles auf Macht und Gewaltübung orientirt. Der Adel, politiſch rechtlos auch wo er noch feudalen Beſitz hatte, mochte ſich und ſeine Bravi als Guelfen und Ghibellinen eintheilen und coſtumiren, ſie die Feder am Barett oder die Bauſchen an den Hoſen 1) ſo oder anders tragen laſſen — die Denkenden wie z. B. Macchiavell 2) wußten ein für allemal, daß Mailand oder Neapel für eine Republik zu „corrumpirt“ waren. Es kommen wunderbare Gerichte über jene vorgeblichen zwei Parteien, die längſt nichts mehr als alte, im Schatten der Gewalt am Spalier gezogene Familiengehäſſigkeiten waren.
1) Burigozzo, im Archiv. stor. III, p. 432.
2)Discorsi I, 17.
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Das Mäcenat wofür dieſer Hof weltberühmt geworden
iſt, knüpfte ſich theils an die Univerſität, welche zu den
vollſtändigſten Italiens gehörte, theils an den Hof- und
Staatsdienſt; beſondere Opfer wurden dafür kaum gebracht.
Bojardo gehörte als reicher Landedelmann und hoher Be-
amter durchaus nur in dieſe Sphäre; als Arioſt anfing
etwas zu werden, gab es, wenigſtens in der wahren Be-
deutung, keinen mailändiſchen und keinen florentiniſchen,
bald auch keinen urbinatiſchen Hof mehr, von Neapel nicht
zu reden, und er begnügte ſich mit einer Stellung neben
den Muſikern und Gauklern des Cardinals Ippolito, bis
ihn Alfonſo in ſeine Dienſte nahm. Anders war es ſpäter
mit Torquato Taſſo, auf deſſen Beſitz der Hof eine wahre
Eiferſucht zeigte.
Das Mäcenat.
Gegenüber von dieſer concentrirten Fürſtenmacht war
jeder Widerſtand innerhalb des Staates erfolglos. Die
Elemente zur Herſtellung einer ſtädtiſchen Republik waren
für immer aufgezehrt, Alles auf Macht und Gewaltübung
orientirt. Der Adel, politiſch rechtlos auch wo er noch
feudalen Beſitz hatte, mochte ſich und ſeine Bravi als
Guelfen und Ghibellinen eintheilen und coſtumiren, ſie die
Feder am Barett oder die Bauſchen an den Hoſen 1) ſo
oder anders tragen laſſen — die Denkenden wie z. B.
Macchiavell 2) wußten ein für allemal, daß Mailand oder
Neapel für eine Republik zu „corrumpirt“ waren. Es
kommen wunderbare Gerichte über jene vorgeblichen zwei
Parteien, die längſt nichts mehr als alte, im Schatten der
Gewalt am Spalier gezogene Familiengehäſſigkeiten waren.
Reſte der alten
Parteien.
1) Burigozzo, im Archiv. stor. III, p. 432.
2) Discorsi I, 17.
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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/64>, abgerufen am 24.11.2024.
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