Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.6. Abschnitt.lesen hätte; und als Alfons der Große von den Aerzten 1) Petr. Crinitus de honesta disciplina, L. XVIII, cap. 9. 2) Pii II. comment. L. XI, p. 562. -- Jo. Ant. Campanus: vita Pii II, bei Murat. III, II, Col. 988. 3) Vasari IX, 82, vita di Rosso. -- Ob in unglücklichen Ehen mehr
wirkliche Vergiftungen oder mehr Besorgnisse vor solchen vorherrsch- ten, mag unentschieden bleiben. Vgl. Bandello, II, Nov. 5 u. 54. Sehr bedenklich lautet II, Nov. 40. In einer und derselben west- lombardischen Stadt, die nicht näher bezeichnet wird, leben zwei Giftköche; ein Gemahl, der sich von der Echtheit der Verzweiflung seiner Frau überzeugen will, läßt sie einen vermeintlich giftigen Trank, der aber nur ein gefärbtes Wasser ist, wirklich austrinken und darauf versöhnt sich das Ehepaar. -- In der Familie des Cardanus allein waren vier Vergiftungen vorgekommen. De propria vita, cap. 30. 50. 6. Abſchnitt.leſen hätte; und als Alfons der Große von den Aerzten 1) Petr. Crinitus de honesta disciplina, L. XVIII, cap. 9. 2) Pii II. comment. L. XI, p. 562. — Jo. Ant. Campanus: vita Pii II, bei Murat. III, II, Col. 988. 3) Vasari IX, 82, vita di Rosso. — Ob in unglücklichen Ehen mehr
wirkliche Vergiftungen oder mehr Beſorgniſſe vor ſolchen vorherrſch- ten, mag unentſchieden bleiben. Vgl. Bandello, II, Nov. 5 u. 54. Sehr bedenklich lautet II, Nov. 40. In einer und derſelben weſt- lombardiſchen Stadt, die nicht näher bezeichnet wird, leben zwei Giftköche; ein Gemahl, der ſich von der Echtheit der Verzweiflung ſeiner Frau überzeugen will, läßt ſie einen vermeintlich giftigen Trank, der aber nur ein gefärbtes Waſſer iſt, wirklich austrinken und darauf verſöhnt ſich das Ehepaar. — In der Familie des Cardanus allein waren vier Vergiftungen vorgekommen. De propria vita, cap. 30. 50. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0462" n="452"/><note place="left"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">6. Abſchnitt.</hi></hi></note>leſen hätte; und als Alfons der Große von den Aerzten<lb/> gewarnt wurde, ja nicht in dem Livius zu leſen, den ihm<lb/> Coſimo de' Medici überſandte, antwortete er ihnen gewiß<lb/> mit Recht: höret auf ſo thöricht zu reden <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Petr. Crinitus de honesta disciplina, L. XVIII, cap.</hi> 9.</note>. Vollends<lb/> hätte jenes Gift nur ſympathetiſch wirken können, womit<lb/> der Secretär Piccinino's den Tragſtuhl des Papſtes Pius <hi rendition="#aq">II.</hi><lb/> nur ein wenig anſtreichen wollte <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Pii II. comment. L. XI, p. 562. — Jo. Ant. Campanus: vita<lb/> Pii II,</hi> bei <hi rendition="#aq">Murat. III, II, Col.</hi> 988.</note>. Wie weit es ſich durch-<lb/> ſchnittlich um mineraliſche oder Pflanzengifte handelte, läßt<lb/> ſich nicht beſtimmen; die Flüſſigkeit, mit welcher der Maler<lb/> Roſſo Fiorentino (1541) ſich das Leben nahm, war offen-<lb/> bar eine heftige Säure <note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">Vasari IX, 82, vita di Rosso.</hi> — Ob in unglücklichen Ehen mehr<lb/> wirkliche Vergiftungen oder mehr Beſorgniſſe vor ſolchen vorherrſch-<lb/> ten, mag unentſchieden bleiben. Vgl. <hi rendition="#aq">Bandello, II, Nov.</hi> 5 u. 54.<lb/> Sehr bedenklich lautet <hi rendition="#aq">II, Nov.</hi> 40. In einer und derſelben weſt-<lb/> lombardiſchen Stadt, die nicht näher bezeichnet wird, leben zwei<lb/> Giftköche; ein Gemahl, der ſich von der Echtheit der Verzweiflung<lb/> ſeiner Frau überzeugen will, läßt ſie einen vermeintlich giftigen<lb/> Trank, der aber nur ein gefärbtes Waſſer iſt, wirklich austrinken<lb/> und darauf verſöhnt ſich das Ehepaar. — In der Familie des<lb/> Cardanus allein waren vier Vergiftungen vorgekommen. <hi rendition="#aq">De propria<lb/> vita, cap.</hi> 30. 50.</note>, welche man keinem Andern hätte<lb/><note place="left">Die Bravi.</note>unbemerkt beibringen können. — Für den Gebrauch der<lb/> Waffen, zumal des Dolches, zu heimlicher Gewaltthat hatten<lb/> die Großen in Mailand, Neapel und anderswo leider einen<lb/> unaufhörlichen Anlaß, indem unter den Schaaren von Be-<lb/> waffneten, welche ſie zu ihrem eigenen Schutze nöthig hatten,<lb/> ſchon durch den bloßen Müſſiggang hie und da ſich eine<lb/> wahre Mordluſt ausbilden mußte. Manche Gräuelthat<lb/> wäre wohl unterblieben wenn der Herr nicht gewußt hätte,<lb/> daß es bei Dieſem und Jenem aus ſeinem Gefolge nur<lb/> eines Winkes bedürfe.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [452/0462]
leſen hätte; und als Alfons der Große von den Aerzten
gewarnt wurde, ja nicht in dem Livius zu leſen, den ihm
Coſimo de' Medici überſandte, antwortete er ihnen gewiß
mit Recht: höret auf ſo thöricht zu reden 1). Vollends
hätte jenes Gift nur ſympathetiſch wirken können, womit
der Secretär Piccinino's den Tragſtuhl des Papſtes Pius II.
nur ein wenig anſtreichen wollte 2). Wie weit es ſich durch-
ſchnittlich um mineraliſche oder Pflanzengifte handelte, läßt
ſich nicht beſtimmen; die Flüſſigkeit, mit welcher der Maler
Roſſo Fiorentino (1541) ſich das Leben nahm, war offen-
bar eine heftige Säure 3), welche man keinem Andern hätte
unbemerkt beibringen können. — Für den Gebrauch der
Waffen, zumal des Dolches, zu heimlicher Gewaltthat hatten
die Großen in Mailand, Neapel und anderswo leider einen
unaufhörlichen Anlaß, indem unter den Schaaren von Be-
waffneten, welche ſie zu ihrem eigenen Schutze nöthig hatten,
ſchon durch den bloßen Müſſiggang hie und da ſich eine
wahre Mordluſt ausbilden mußte. Manche Gräuelthat
wäre wohl unterblieben wenn der Herr nicht gewußt hätte,
daß es bei Dieſem und Jenem aus ſeinem Gefolge nur
eines Winkes bedürfe.
6. Abſchnitt.
Die Bravi.
1) Petr. Crinitus de honesta disciplina, L. XVIII, cap. 9.
2) Pii II. comment. L. XI, p. 562. — Jo. Ant. Campanus: vita
Pii II, bei Murat. III, II, Col. 988.
3) Vasari IX, 82, vita di Rosso. — Ob in unglücklichen Ehen mehr
wirkliche Vergiftungen oder mehr Beſorgniſſe vor ſolchen vorherrſch-
ten, mag unentſchieden bleiben. Vgl. Bandello, II, Nov. 5 u. 54.
Sehr bedenklich lautet II, Nov. 40. In einer und derſelben weſt-
lombardiſchen Stadt, die nicht näher bezeichnet wird, leben zwei
Giftköche; ein Gemahl, der ſich von der Echtheit der Verzweiflung
ſeiner Frau überzeugen will, läßt ſie einen vermeintlich giftigen
Trank, der aber nur ein gefärbtes Waſſer iſt, wirklich austrinken
und darauf verſöhnt ſich das Ehepaar. — In der Familie des
Cardanus allein waren vier Vergiftungen vorgekommen. De propria
vita, cap. 30. 50.
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