rationen zur Abhaltung von Festlichkeiten getheilt, deren5. Abschnitt. Hauptstück irgend eine ungeheure Maschine auf einem Schiff ausmachte. So bewegte sich z. B. 1541 bei einem Fest der Sempiterni durch den großen Canal ein rundes "Weltall", in dessen offnem Innern ein prächtiger Ball gehalten wurde. Auch der Carneval war hier berühmt durch Bälle, Aufzüge und Aufführungen aller Art. Bisweilen fand man selbst den Marcusplatz groß genug, um nicht nur Turniere (S. 363, 386), sondern auch Trionfi nach festländischer Art darauf ab- zuhalten. Bei einem Friedensfest 1) übernahmen die frommenPolitisches Fest. Brüderschaften (scuole) jede ihr Stück eines solchen Zuges. Da sah man zwischen goldenen Candelabern mit rothen Wachskerzen, zwischen Schaaren von Musikern und von Flügelknaben mit goldenen Schalen und Füllhörnern einen Wagen, auf welchem Noah und David beisammen thron- ten; dann kam Abigail, ein mit Schätzen beladenes Ka- meel führend, und ein zweiter Wagen mit einer Gruppe politischen Inhalts: Italia zwischen Venezia und Liguria, und auf einer erhöhten Stufe drei weibliche Genien mit den Wappen der verbündeten Fürsten. Es folgte unter andern eine Weltkugel mit Sternbildern ringsum, wie es scheint. Auf andern Wagen fuhren jene Fürsten in leib- haftiger Darstellung mit, sammt Dienern und Wappen, wenn wir die Aussage richtig deuten.
Der eigentliche Carneval, abgesehen von den großenCarneval in Rom. Aufzügen, hatte vielleicht im XV. Jahrhundert nirgends eine so vielartige Physiognomie als in Rom2). Hier waren
1) Wahrscheinlich 1495. Vgl. M. Anton. Sabellici Epist. L. V, fol. 28.
2)Infessura, bei Eccard, scriptt. II, Col. 1893. 2000. -- Mich. Cannesius, vita Pauli II, bei Murat. III, II, Col. 1012. -- Platina, vitae pontiff. p. 318. -- Jac. Volaterran. bei Mu- ratori XXIII, Col. 163. 194. -- Paul. Jov. Elogia, sub Ju- liano Caesarino. -- Anderswo gab es auch Wettrennen von Wei- bern; Diario Ferrarese, bei Murat. XXIV, Col. 384.
rationen zur Abhaltung von Feſtlichkeiten getheilt, deren5. Abſchnitt. Hauptſtück irgend eine ungeheure Maſchine auf einem Schiff ausmachte. So bewegte ſich z. B. 1541 bei einem Feſt der Sempiterni durch den großen Canal ein rundes „Weltall“, in deſſen offnem Innern ein prächtiger Ball gehalten wurde. Auch der Carneval war hier berühmt durch Bälle, Aufzüge und Aufführungen aller Art. Bisweilen fand man ſelbſt den Marcusplatz groß genug, um nicht nur Turniere (S. 363, 386), ſondern auch Trionfi nach feſtländiſcher Art darauf ab- zuhalten. Bei einem Friedensfeſt 1) übernahmen die frommenPolitiſches Feſt. Brüderſchaften (scuole) jede ihr Stück eines ſolchen Zuges. Da ſah man zwiſchen goldenen Candelabern mit rothen Wachskerzen, zwiſchen Schaaren von Muſikern und von Flügelknaben mit goldenen Schalen und Füllhörnern einen Wagen, auf welchem Noah und David beiſammen thron- ten; dann kam Abigail, ein mit Schätzen beladenes Ka- meel führend, und ein zweiter Wagen mit einer Gruppe politiſchen Inhalts: Italia zwiſchen Venezia und Liguria, und auf einer erhöhten Stufe drei weibliche Genien mit den Wappen der verbündeten Fürſten. Es folgte unter andern eine Weltkugel mit Sternbildern ringsum, wie es ſcheint. Auf andern Wagen fuhren jene Fürſten in leib- haftiger Darſtellung mit, ſammt Dienern und Wappen, wenn wir die Ausſage richtig deuten.
Der eigentliche Carneval, abgeſehen von den großenCarneval in Rom. Aufzügen, hatte vielleicht im XV. Jahrhundert nirgends eine ſo vielartige Phyſiognomie als in Rom2). Hier waren
1) Wahrſcheinlich 1495. Vgl. M. Anton. Sabellici Epist. L. V, fol. 28.
2)Infessura, bei Eccard, scriptt. II, Col. 1893. 2000. — Mich. Cannesius, vita Pauli II, bei Murat. III, II, Col. 1012. — Platina, vitæ pontiff. p. 318. — Jac. Volaterran. bei Mu- ratori XXIII, Col. 163. 194. — Paul. Jov. Elogia, sub Ju- liano Cæsarino. — Anderswo gab es auch Wettrennen von Wei- bern; Diario Ferrarese, bei Murat. XXIV, Col. 384.
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Hauptſtück irgend eine ungeheure Maſchine auf einem Schiff
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Sempiterni durch den großen Canal ein rundes „Weltall“,
in deſſen offnem Innern ein prächtiger Ball gehalten wurde.
Auch der Carneval war hier berühmt durch Bälle, Aufzüge
und Aufführungen aller Art. Bisweilen fand man ſelbſt den
Marcusplatz groß genug, um nicht nur Turniere (S. 363,
386), ſondern auch Trionfi nach feſtländiſcher Art darauf ab-
zuhalten. Bei einem Friedensfeſt 1) übernahmen die frommen
Brüderſchaften (scuole) jede ihr Stück eines ſolchen Zuges.
Da ſah man zwiſchen goldenen Candelabern mit rothen
Wachskerzen, zwiſchen Schaaren von Muſikern und von
Flügelknaben mit goldenen Schalen und Füllhörnern einen
Wagen, auf welchem Noah und David beiſammen thron-
ten; dann kam Abigail, ein mit Schätzen beladenes Ka-
meel führend, und ein zweiter Wagen mit einer Gruppe
politiſchen Inhalts: Italia zwiſchen Venezia und Liguria,
und auf einer erhöhten Stufe drei weibliche Genien mit
den Wappen der verbündeten Fürſten. Es folgte unter
andern eine Weltkugel mit Sternbildern ringsum, wie es
ſcheint. Auf andern Wagen fuhren jene Fürſten in leib-
haftiger Darſtellung mit, ſammt Dienern und Wappen,
wenn wir die Ausſage richtig deuten.
5. Abſchnitt.
Politiſches Feſt.
Der eigentliche Carneval, abgeſehen von den großen
Aufzügen, hatte vielleicht im XV. Jahrhundert nirgends
eine ſo vielartige Phyſiognomie als in Rom 2). Hier waren
Carneval in
Rom.
1) Wahrſcheinlich 1495. Vgl. M. Anton. Sabellici Epist. L. V, fol. 28.
2) Infessura, bei Eccard, scriptt. II, Col. 1893. 2000. — Mich.
Cannesius, vita Pauli II, bei Murat. III, II, Col. 1012. —
Platina, vitæ pontiff. p. 318. — Jac. Volaterran. bei Mu-
ratori XXIII, Col. 163. 194. — Paul. Jov. Elogia, sub Ju-
liano Cæsarino. — Anderswo gab es auch Wettrennen von Wei-
bern; Diario Ferrarese, bei Murat. XXIV, Col. 384.
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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/433>, abgerufen am 22.11.2024.
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