Rom war das erste vollständig ausgestattete Fest dieser Art5. Abschnitt. der Triumph des Augustus nach dem Siege über Cleopatra 1), unter Paul II., wobei außer heitern und mythologischen Masken (die ja auch den antiken Triumphen nicht fehlten) auch alle andern Requisite vorkamen: gefesselte Könige, seidene Schrifttafeln mit Volks- und Senatsbeschlüssen, ein antik costumirter Scheinsenat nebst Aedilen, Quästoren, Prätoren etc., vier Wagen voll singender Masken, und ohne Zweifel auch Trophäenwagen. Andere Aufzüge versinnlichten mehr im Allgemeinen die alte Weltherrschaft Roms, und gegenüber der wirklich vorhandenen Türkengefahr prahlte man etwa mit einer Cavalcade gefangener Türken auf Kameelen. Später, im Carneval 1500, ließ Cesare Borgia mit kecker Beziehung auf seine Person, den Triumph Julius Cäsar's, eilf prächtige Wagen stark, aufführen 2), gewiß zum Aergerniß der Jubileumspilger (S. 118). -- Sehr schöne und geschmackvolle Trionfi von allgemeinerer Bedeu-Trionfi im weitern Sinn. tung waren die von zwei wetteifernden Gesellschaften in Florenz 1513 zur Feier der Wahl Leo's X. aufgeführten 3): der eine stellte die drei Lebensalter der Menschen dar, der andere die Weltalter, sinnvoll eingekleidet in fünf Bilder aus der Geschichte Roms und in zwei Allegorien, welche das goldene Zeitalter Saturns und dessen endliche Wieder- bringung schilderten. Die phantasiereiche Verzierung der Wagen, wenn große florentinische Künstler sich dazu her- gaben, machte einen solchen Eindruck, daß man eine blei- bende, periodische Wiederholung solcher Schauspiele wünschbar fand. Bisher hatten die Unterthanenstädte am alljährlichen Huldigungstag ihre symbolischen Geschenke (kostbare Stoffe und Wachskerzen) einfach überreicht; jetzt 4) ließ die Kauf-
1)Mich. Cannesius, vita Pauli II, bei Murat. III, II, Col. 118, s.
2)Tommasi, vita di Cesare Borgia, p. 251.
3)Vasari, XI, p. 34, s. vita di Puntormo. Eine Hauptstelle in ihrer Art.
4)Vasari VIII, p. 264, vita di A. del Sarto.
Rom war das erſte vollſtändig ausgeſtattete Feſt dieſer Art5. Abſchnitt. der Triumph des Auguſtus nach dem Siege über Cleopatra 1), unter Paul II., wobei außer heitern und mythologiſchen Masken (die ja auch den antiken Triumphen nicht fehlten) auch alle andern Requiſite vorkamen: gefeſſelte Könige, ſeidene Schrifttafeln mit Volks- und Senatsbeſchlüſſen, ein antik coſtumirter Scheinſenat nebſt Aedilen, Quäſtoren, Prätoren ꝛc., vier Wagen voll ſingender Masken, und ohne Zweifel auch Trophäenwagen. Andere Aufzüge verſinnlichten mehr im Allgemeinen die alte Weltherrſchaft Roms, und gegenüber der wirklich vorhandenen Türkengefahr prahlte man etwa mit einer Cavalcade gefangener Türken auf Kameelen. Später, im Carneval 1500, ließ Ceſare Borgia mit kecker Beziehung auf ſeine Perſon, den Triumph Julius Cäſar's, eilf prächtige Wagen ſtark, aufführen 2), gewiß zum Aergerniß der Jubileumspilger (S. 118). — Sehr ſchöne und geſchmackvolle Trionfi von allgemeinerer Bedeu-Trionfi im weitern Sinn. tung waren die von zwei wetteifernden Geſellſchaften in Florenz 1513 zur Feier der Wahl Leo's X. aufgeführten 3): der eine ſtellte die drei Lebensalter der Menſchen dar, der andere die Weltalter, ſinnvoll eingekleidet in fünf Bilder aus der Geſchichte Roms und in zwei Allegorien, welche das goldene Zeitalter Saturns und deſſen endliche Wieder- bringung ſchilderten. Die phantaſiereiche Verzierung der Wagen, wenn große florentiniſche Künſtler ſich dazu her- gaben, machte einen ſolchen Eindruck, daß man eine blei- bende, periodiſche Wiederholung ſolcher Schauſpiele wünſchbar fand. Bisher hatten die Unterthanenſtädte am alljährlichen Huldigungstag ihre ſymboliſchen Geſchenke (koſtbare Stoffe und Wachskerzen) einfach überreicht; jetzt 4) ließ die Kauf-
1)Mich. Cannesius, vita Pauli II, bei Murat. III, II, Col. 118, s.
2)Tommasi, vita di Cesare Borgia, p. 251.
3)Vasari, XI, p. 34, s. vita di Puntormo. Eine Hauptſtelle in ihrer Art.
4)Vasari VIII, p. 264, vita di A. del Sarto.
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Rom war das erſte vollſtändig ausgeſtattete Feſt dieſer Art
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Masken (die ja auch den antiken Triumphen nicht fehlten)
auch alle andern Requiſite vorkamen: gefeſſelte Könige,
ſeidene Schrifttafeln mit Volks- und Senatsbeſchlüſſen, ein
antik coſtumirter Scheinſenat nebſt Aedilen, Quäſtoren,
Prätoren ꝛc., vier Wagen voll ſingender Masken, und ohne
Zweifel auch Trophäenwagen. Andere Aufzüge verſinnlichten
mehr im Allgemeinen die alte Weltherrſchaft Roms, und
gegenüber der wirklich vorhandenen Türkengefahr prahlte
man etwa mit einer Cavalcade gefangener Türken auf
Kameelen. Später, im Carneval 1500, ließ Ceſare Borgia
mit kecker Beziehung auf ſeine Perſon, den Triumph Julius
Cäſar's, eilf prächtige Wagen ſtark, aufführen 2), gewiß
zum Aergerniß der Jubileumspilger (S. 118). — Sehr
ſchöne und geſchmackvolle Trionfi von allgemeinerer Bedeu-
tung waren die von zwei wetteifernden Geſellſchaften in
Florenz 1513 zur Feier der Wahl Leo's X. aufgeführten 3):
der eine ſtellte die drei Lebensalter der Menſchen dar, der
andere die Weltalter, ſinnvoll eingekleidet in fünf Bilder
aus der Geſchichte Roms und in zwei Allegorien, welche
das goldene Zeitalter Saturns und deſſen endliche Wieder-
bringung ſchilderten. Die phantaſiereiche Verzierung der
Wagen, wenn große florentiniſche Künſtler ſich dazu her-
gaben, machte einen ſolchen Eindruck, daß man eine blei-
bende, periodiſche Wiederholung ſolcher Schauſpiele wünſchbar
fand. Bisher hatten die Unterthanenſtädte am alljährlichen
Huldigungstag ihre ſymboliſchen Geſchenke (koſtbare Stoffe
und Wachskerzen) einfach überreicht; jetzt 4) ließ die Kauf-
5. Abſchnitt.
Trionfi im
weitern Sinn.
1) Mich. Cannesius, vita Pauli II, bei Murat. III, II, Col. 118, s.
2) Tommasi, vita di Cesare Borgia, p. 251.
3) Vasari, XI, p. 34, s. vita di Puntormo. Eine Hauptſtelle in
ihrer Art.
4) Vasari VIII, p. 264, vita di A. del Sarto.
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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/431>, abgerufen am 22.11.2024.
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