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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.

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Parnaß dargestellt zu sehen. Im Verlauf des XVI. Jahr-5. Abschnitt.
hunderts bildeten sich dann Renommeen für jede Gattung,
und Lomazzo (um 1580) nennt je drei namhaft gewordene
Virtuosen für Gesang, Orgel, Laute, Lyra, Viola da Gamba,
Harfe, Cither, Hörner und Posaunen; er wünscht, daß
ihre Bildnisse auf die Instrumente selbst gemalt werden
möchten 1). Solch ein vielseitiges vergleichendes Urtheil
wäre wohl in jener Zeit außerhalb Italiens ganz undenk-
bar, wenn auch fast dieselben Instrumente überall vorge-
kommen sein mögen.

Der Reichthum an Instrumenten sodann geht besonders
daraus hervor, daß es sich lohnte, aus Curiosität Samm-
lungen derselben anzulegen. In dem höchst musicalischen
Venedig 2) gab es mehrere dergleichen, und wenn eine An-
zahl Virtuosen sich dazu einfanden, so ergab sich gleich an
Ort und Stelle ein Concert. (In einer dieser Sammlun-
gen sah man auch viele nach antiken Abbildungen und
Beschreibungen verfertigte Tonwerkzeuge, nur wird nicht
gemeldet, ob sie Jemand spielen konnte und wie sie klangen.)
Es ist nicht zu vergessen daß solche Gegenstände zum Theil
ein festlich prachtvolles Aeußeres hatten und sich schön
gruppiren ließen. Auch in Sammlungen anderer Raritä-
ten und Kunstsachen pflegen sie sich deßhalb als Zugabe
einzufinden.

Ein Giovan Maria da Cornetto wird gepriesen im Orlandino
(S. 160, 326) III, 27.
1) Lomazzo, trattato dell' arte della pittura, etc. p. 347. -- Bei
der Lyra ist Lionardo da Vinci mitgenannt, auch Alfonso (Herzog?)
von Ferrara. Der Verf. nimmt überhaupt die Berühmtheiten des
Jahrhunderts zusammen. Mehrere Juden sind darunter. -- Ein
Virtuose, der blinde Francesco von Florenz (st. 1390) wird schon
frühe in Venedig von dem anwesenden König von Cypern mit einem
Lorbeerkranze gekrönt.
2) Sansovino, Venezia, fol. 138. Natürlich sammelten dieselben Lieb-
haber auch Notenbücher.

Parnaß dargeſtellt zu ſehen. Im Verlauf des XVI. Jahr-5. Abſchnitt.
hunderts bildeten ſich dann Renommeen für jede Gattung,
und Lomazzo (um 1580) nennt je drei namhaft gewordene
Virtuoſen für Geſang, Orgel, Laute, Lyra, Viola da Gamba,
Harfe, Cither, Hörner und Poſaunen; er wünſcht, daß
ihre Bildniſſe auf die Inſtrumente ſelbſt gemalt werden
möchten 1). Solch ein vielſeitiges vergleichendes Urtheil
wäre wohl in jener Zeit außerhalb Italiens ganz undenk-
bar, wenn auch faſt dieſelben Inſtrumente überall vorge-
kommen ſein mögen.

Der Reichthum an Inſtrumenten ſodann geht beſonders
daraus hervor, daß es ſich lohnte, aus Curioſität Samm-
lungen derſelben anzulegen. In dem höchſt muſicaliſchen
Venedig 2) gab es mehrere dergleichen, und wenn eine An-
zahl Virtuoſen ſich dazu einfanden, ſo ergab ſich gleich an
Ort und Stelle ein Concert. (In einer dieſer Sammlun-
gen ſah man auch viele nach antiken Abbildungen und
Beſchreibungen verfertigte Tonwerkzeuge, nur wird nicht
gemeldet, ob ſie Jemand ſpielen konnte und wie ſie klangen.)
Es iſt nicht zu vergeſſen daß ſolche Gegenſtände zum Theil
ein feſtlich prachtvolles Aeußeres hatten und ſich ſchön
gruppiren ließen. Auch in Sammlungen anderer Raritä-
ten und Kunſtſachen pflegen ſie ſich deßhalb als Zugabe
einzufinden.

Ein Giovan Maria da Cornetto wird geprieſen im Orlandino
(S. 160, 326) III, 27.
1) Lomazzo, trattato dell' arte della pittura, etc. p. 347. — Bei
der Lyra iſt Lionardo da Vinci mitgenannt, auch Alfonſo (Herzog?)
von Ferrara. Der Verf. nimmt überhaupt die Berühmtheiten des
Jahrhunderts zuſammen. Mehrere Juden ſind darunter. — Ein
Virtuoſe, der blinde Francesco von Florenz (ſt. 1390) wird ſchon
frühe in Venedig von dem anweſenden König von Cypern mit einem
Lorbeerkranze gekrönt.
2) Sansovino, Venezia, fol. 138. Natürlich ſammelten dieſelben Lieb-
haber auch Notenbücher.
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[389/0399] Parnaß dargeſtellt zu ſehen. Im Verlauf des XVI. Jahr- hunderts bildeten ſich dann Renommeen für jede Gattung, und Lomazzo (um 1580) nennt je drei namhaft gewordene Virtuoſen für Geſang, Orgel, Laute, Lyra, Viola da Gamba, Harfe, Cither, Hörner und Poſaunen; er wünſcht, daß ihre Bildniſſe auf die Inſtrumente ſelbſt gemalt werden möchten 1). Solch ein vielſeitiges vergleichendes Urtheil wäre wohl in jener Zeit außerhalb Italiens ganz undenk- bar, wenn auch faſt dieſelben Inſtrumente überall vorge- kommen ſein mögen. 5. Abſchnitt. Der Reichthum an Inſtrumenten ſodann geht beſonders daraus hervor, daß es ſich lohnte, aus Curioſität Samm- lungen derſelben anzulegen. In dem höchſt muſicaliſchen Venedig 2) gab es mehrere dergleichen, und wenn eine An- zahl Virtuoſen ſich dazu einfanden, ſo ergab ſich gleich an Ort und Stelle ein Concert. (In einer dieſer Sammlun- gen ſah man auch viele nach antiken Abbildungen und Beſchreibungen verfertigte Tonwerkzeuge, nur wird nicht gemeldet, ob ſie Jemand ſpielen konnte und wie ſie klangen.) Es iſt nicht zu vergeſſen daß ſolche Gegenſtände zum Theil ein feſtlich prachtvolles Aeußeres hatten und ſich ſchön gruppiren ließen. Auch in Sammlungen anderer Raritä- ten und Kunſtſachen pflegen ſie ſich deßhalb als Zugabe einzufinden. 1) 1) Lomazzo, trattato dell' arte della pittura, etc. p. 347. — Bei der Lyra iſt Lionardo da Vinci mitgenannt, auch Alfonſo (Herzog?) von Ferrara. Der Verf. nimmt überhaupt die Berühmtheiten des Jahrhunderts zuſammen. Mehrere Juden ſind darunter. — Ein Virtuoſe, der blinde Francesco von Florenz (ſt. 1390) wird ſchon frühe in Venedig von dem anweſenden König von Cypern mit einem Lorbeerkranze gekrönt. 2) Sansovino, Venezia, fol. 138. Natürlich ſammelten dieſelben Lieb- haber auch Notenbücher. 1) Ein Giovan Maria da Cornetto wird geprieſen im Orlandino (S. 160, 326) III, 27.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/399>, abgerufen am 29.03.2024.