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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.

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Menschen bemalt und geputzt wurden 1), den Mißbrauch im5. Abschnitt.
täglichen Leben fördern halfen; jedenfalls war er ein all-
gemeiner und die Landmädchen hielten dabei nach Kräften
mit 2). Man konnte lange predigen, daß dergleichen ein
Abzeichen von Buhlerinnen sei; gerade die ehrbarsten Haus-
frauen, die sonst das ganze Jahr keine Schminke anrührten,
schminkten sich doch an Festtagen, wo sie sich öffentlich zeig-
ten 3). -- Möge man nun diese ganze Unsitte betrachten
als einen Zug von Barbarei, wofür sich das Schminken
der Wilden als Parallele anführen läßt, oder als eine
Consequenz des Verlangens nach normaler jugendlicher
Schönheit in Zügen und Farbe, wofür die große Sorgfalt
und Vielseitigkeit dieser Toilette spräche -- jedenfalls haben
es die Männer an Abmahnungen nicht fehlen lassen.

Das Parfumiren ging ebenfalls über alles MaaßWohlgerüche.
hinaus und erstreckte sich auf die ganze Umgebung des
Menschen. Bei Festlichkeiten wurden sogar Maulthiere mit
Salben und Wohlgerüchen behandelt 4), und Pietro Aretino
dankt dem Cosimo I. für eine parfumirte Geldsendung 5).

Sodann waren die Italiener damals überzeugt, daßReinlichkeit.
sie reinlicher seien als die Nordländer. Aus allgemeinen
culturgeschichtlichen Gründen kann man diesen Anspruch

1) Cennino Cennini, trattato della pittura giebt cap. 161 ein Re-
cept des Bemalens von Gesichtern, offenbar für Mysterien oder
Maskeraden, denn cap. 162 warnt er ernstlich vor Schminken und
Schönheitswassern im Allgemeinen.
2) Vgl. La Nencia di Barberino, Str. 20 und 40. Der Geliebte
verspricht ihr Schminke und Bleiweiß aus der Stadt in einer Düte
mitzubringen. Vgl. oben S. 352.
3) Agn. Pandolfini, trattato del governo della famiglia, p. 118.
4) Tristan. Caracciolo, bei Murat. XXII, Col. 87. -- Bandello,
Parte II, Nov. 47.
5) Capitolo I. an Cosimo: Quei cento scudi nuovi e profumati
che l'altro di mi mandaste a donare.
Gegenstände aus jener
Zeit riechen noch jetzt bisweilen.
Cultur der Renaissance. 24

Menſchen bemalt und geputzt wurden 1), den Mißbrauch im5. Abſchnitt.
täglichen Leben fördern halfen; jedenfalls war er ein all-
gemeiner und die Landmädchen hielten dabei nach Kräften
mit 2). Man konnte lange predigen, daß dergleichen ein
Abzeichen von Buhlerinnen ſei; gerade die ehrbarſten Haus-
frauen, die ſonſt das ganze Jahr keine Schminke anrührten,
ſchminkten ſich doch an Feſttagen, wo ſie ſich öffentlich zeig-
ten 3). — Möge man nun dieſe ganze Unſitte betrachten
als einen Zug von Barbarei, wofür ſich das Schminken
der Wilden als Parallele anführen läßt, oder als eine
Conſequenz des Verlangens nach normaler jugendlicher
Schönheit in Zügen und Farbe, wofür die große Sorgfalt
und Vielſeitigkeit dieſer Toilette ſpräche — jedenfalls haben
es die Männer an Abmahnungen nicht fehlen laſſen.

Das Parfumiren ging ebenfalls über alles MaaßWohlgerüche.
hinaus und erſtreckte ſich auf die ganze Umgebung des
Menſchen. Bei Feſtlichkeiten wurden ſogar Maulthiere mit
Salben und Wohlgerüchen behandelt 4), und Pietro Aretino
dankt dem Coſimo I. für eine parfumirte Geldſendung 5).

Sodann waren die Italiener damals überzeugt, daßReinlichkeit.
ſie reinlicher ſeien als die Nordländer. Aus allgemeinen
culturgeſchichtlichen Gründen kann man dieſen Anſpruch

1) Cennino Cennini, trattato della pittura giebt cap. 161 ein Re-
cept des Bemalens von Geſichtern, offenbar für Myſterien oder
Maskeraden, denn cap. 162 warnt er ernſtlich vor Schminken und
Schönheitswaſſern im Allgemeinen.
2) Vgl. La Nencia di Barberino, Str. 20 und 40. Der Geliebte
verſpricht ihr Schminke und Bleiweiß aus der Stadt in einer Düte
mitzubringen. Vgl. oben S. 352.
3) Agn. Pandolfini, trattato del governo della famiglia, p. 118.
4) Tristan. Caracciolo, bei Murat. XXII, Col. 87. — Bandello,
Parte II, Nov. 47.
5) Capitolo I. an Coſimo: Quei cento scudi nuovi e profumati
che l'altro di mi mandaste a donare.
Gegenſtände aus jener
Zeit riechen noch jetzt bisweilen.
Cultur der Renaiſſance. 24
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[369/0379] Menſchen bemalt und geputzt wurden 1), den Mißbrauch im täglichen Leben fördern halfen; jedenfalls war er ein all- gemeiner und die Landmädchen hielten dabei nach Kräften mit 2). Man konnte lange predigen, daß dergleichen ein Abzeichen von Buhlerinnen ſei; gerade die ehrbarſten Haus- frauen, die ſonſt das ganze Jahr keine Schminke anrührten, ſchminkten ſich doch an Feſttagen, wo ſie ſich öffentlich zeig- ten 3). — Möge man nun dieſe ganze Unſitte betrachten als einen Zug von Barbarei, wofür ſich das Schminken der Wilden als Parallele anführen läßt, oder als eine Conſequenz des Verlangens nach normaler jugendlicher Schönheit in Zügen und Farbe, wofür die große Sorgfalt und Vielſeitigkeit dieſer Toilette ſpräche — jedenfalls haben es die Männer an Abmahnungen nicht fehlen laſſen. 5. Abſchnitt. Das Parfumiren ging ebenfalls über alles Maaß hinaus und erſtreckte ſich auf die ganze Umgebung des Menſchen. Bei Feſtlichkeiten wurden ſogar Maulthiere mit Salben und Wohlgerüchen behandelt 4), und Pietro Aretino dankt dem Coſimo I. für eine parfumirte Geldſendung 5). Wohlgerüche. Sodann waren die Italiener damals überzeugt, daß ſie reinlicher ſeien als die Nordländer. Aus allgemeinen culturgeſchichtlichen Gründen kann man dieſen Anſpruch Reinlichkeit. 1) Cennino Cennini, trattato della pittura giebt cap. 161 ein Re- cept des Bemalens von Geſichtern, offenbar für Myſterien oder Maskeraden, denn cap. 162 warnt er ernſtlich vor Schminken und Schönheitswaſſern im Allgemeinen. 2) Vgl. La Nencia di Barberino, Str. 20 und 40. Der Geliebte verſpricht ihr Schminke und Bleiweiß aus der Stadt in einer Düte mitzubringen. Vgl. oben S. 352. 3) Agn. Pandolfini, trattato del governo della famiglia, p. 118. 4) Tristan. Caracciolo, bei Murat. XXII, Col. 87. — Bandello, Parte II, Nov. 47. 5) Capitolo I. an Coſimo: Quei cento scudi nuovi e profumati che l'altro di mi mandaste a donare. Gegenſtände aus jener Zeit riechen noch jetzt bisweilen. Cultur der Renaiſſance. 24

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/379>, abgerufen am 28.11.2024.