Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.5. Abschnitt.wieder getragen, bis etwa ein Bußprediger die weltlichen 1) Infessura, bei Eccard, scriptores II, Col. 1874. -- Allegretto, bei Murat. XXIII, Col. 823. -- Dann die Autoren über Savo- narola, s. unten. 2) Sansovino, Venezia, fol. 152: capelli biondissimi per forza di sole. -- Vgl. S. 343. 3) Wie auch in Deutschland geschah. -- Poesie satiriche, p. 119, in der Satire des Bern. Giambullari: per prender moglie. Ein Inbegriff der ganzen Toilettenchemie, welche sich offenbar noch sehr an Aberglauben und Magie anlehnt. 4) Welche sich doch alle Mühe gaben, das Ekelhafte, Gefährliche und
Lächerliche dieser Schmiererei hervorzuheben. Vgl. Ariosto, Sa- tria III, vs. 202, s. -- Aretino, il marescalco, Atto II, scena 5 und mehrere Stellen in den Ragionamenti. Dann Giambullari a. a. O. -- Phil. Beroald. sen. Carmina. 5. Abſchnitt.wieder getragen, bis etwa ein Bußprediger die weltlichen 1) Infessura, bei Eccard, scriptores II, Col. 1874. — Allegretto, bei Murat. XXIII, Col. 823. — Dann die Autoren über Savo- narola, ſ. unten. 2) Sansovino, Venezia, fol. 152: capelli biondissimi per forza di sole. — Vgl. S. 343. 3) Wie auch in Deutſchland geſchah. — Poesie satiriche, p. 119, in der Satire des Bern. Giambullari: per prender moglie. Ein Inbegriff der ganzen Toilettenchemie, welche ſich offenbar noch ſehr an Aberglauben und Magie anlehnt. 4) Welche ſich doch alle Mühe gaben, das Ekelhafte, Gefährliche und
Lächerliche dieſer Schmiererei hervorzuheben. Vgl. Ariosto, Sa- tria III, vs. 202, s. — Aretino, il marescalco, Atto II, scena 5 und mehrere Stellen in den Ragionamenti. Dann Giambullari a. a. O. — Phil. Beroald. sen. Carmina. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0378" n="368"/><note place="left"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">5. Abſchnitt.</hi></hi></note>wieder getragen, bis etwa ein Bußprediger die weltlichen<lb/> Gemüther rührt; da erhebt ſich auf einem öffentlichen Platz<lb/> ein zierlicher Scheiterhaufen <hi rendition="#aq">(talamo)</hi>, auf welchen neben<lb/> Lauten, Spielgeräthen, Masken, Zauberzetteln, Liederbüchern<lb/> und anderm Tand auch die Haartouren <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Infessura,</hi> bei <hi rendition="#aq">Eccard, scriptores II, Col. 1874. — Allegretto,</hi><lb/> bei <hi rendition="#aq">Murat. XXIII, Col. 823.</hi> — Dann die Autoren über Savo-<lb/> narola, ſ. unten.</note> zu liegen kommen;<lb/> die reinigende Flamme nimmt Alles mit in die Lüfte. Die<lb/> Idealfarbe aber, welche man in den eigenen, wie in den<lb/> aufgeſetzten Haaren zu erreichen ſtrebte, war blond. Und<lb/> da die Sonne im Rufe ſtand, das Haar blond machen zu<lb/> können <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Sansovino, Venezia, fol. 152: capelli biondissimi per forza<lb/> di sole.</hi> — Vgl. S. 343.</note>, ſo gab es Damen, welche bei gutem Wetter den<lb/> ganzen Tag nicht aus der Sonne gingen <note place="foot" n="3)">Wie auch in Deutſchland geſchah. — <hi rendition="#aq">Poesie satiriche, p. 119,</hi><lb/> in der Satire des Bern. Giambullari: <hi rendition="#aq">per prender moglie.</hi> Ein<lb/> Inbegriff der ganzen Toilettenchemie, welche ſich offenbar noch<lb/> ſehr an Aberglauben und Magie anlehnt.</note>, ſonſt brauchte<lb/> man auch Färbemittel und außerdem Mixturen für den<lb/><note place="left">Umgeſtaltung<lb/> des Geſichtes.</note>Haarwuchs. Dazu kommt aber noch ein Arſenal von<lb/> Schönheitswaſſern, Teigpflaſtern und Schminken für jeden<lb/> einzelnen Theil des Geſichtes, ſelbſt für Augenlider und<lb/> Zähne, wovon unſere Zeit keinen Begriff mehr hat. Kein<lb/> Hohn der Dichter <note place="foot" n="4)">Welche ſich doch alle Mühe gaben, das Ekelhafte, Gefährliche und<lb/> Lächerliche dieſer Schmiererei hervorzuheben. Vgl. <hi rendition="#aq">Ariosto, Sa-<lb/> tria III, vs. 202, s. — Aretino, il marescalco, Atto II, scena</hi> 5<lb/> und mehrere Stellen in den Ragionamenti. Dann Giambullari<lb/> a. a. O. — <hi rendition="#aq">Phil. Beroald. sen. Carmina.</hi></note>, kein Zorn der Bußprediger, keine<lb/> Warnung vor frühem Verderben der Haut konnte die<lb/> Weiber von dem Gebrauch abwendig machen, ihrem Antlitz<lb/> eine andere Farbe und ſogar eine theilweis andere Geſtalt<lb/> zu geben. Es iſt möglich, daß die häufigen und pracht-<lb/> vollen Aufführungen von Myſterien, wobei hunderte von<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [368/0378]
wieder getragen, bis etwa ein Bußprediger die weltlichen
Gemüther rührt; da erhebt ſich auf einem öffentlichen Platz
ein zierlicher Scheiterhaufen (talamo), auf welchen neben
Lauten, Spielgeräthen, Masken, Zauberzetteln, Liederbüchern
und anderm Tand auch die Haartouren 1) zu liegen kommen;
die reinigende Flamme nimmt Alles mit in die Lüfte. Die
Idealfarbe aber, welche man in den eigenen, wie in den
aufgeſetzten Haaren zu erreichen ſtrebte, war blond. Und
da die Sonne im Rufe ſtand, das Haar blond machen zu
können 2), ſo gab es Damen, welche bei gutem Wetter den
ganzen Tag nicht aus der Sonne gingen 3), ſonſt brauchte
man auch Färbemittel und außerdem Mixturen für den
Haarwuchs. Dazu kommt aber noch ein Arſenal von
Schönheitswaſſern, Teigpflaſtern und Schminken für jeden
einzelnen Theil des Geſichtes, ſelbſt für Augenlider und
Zähne, wovon unſere Zeit keinen Begriff mehr hat. Kein
Hohn der Dichter 4), kein Zorn der Bußprediger, keine
Warnung vor frühem Verderben der Haut konnte die
Weiber von dem Gebrauch abwendig machen, ihrem Antlitz
eine andere Farbe und ſogar eine theilweis andere Geſtalt
zu geben. Es iſt möglich, daß die häufigen und pracht-
vollen Aufführungen von Myſterien, wobei hunderte von
5. Abſchnitt.
Umgeſtaltung
des Geſichtes.
1) Infessura, bei Eccard, scriptores II, Col. 1874. — Allegretto,
bei Murat. XXIII, Col. 823. — Dann die Autoren über Savo-
narola, ſ. unten.
2) Sansovino, Venezia, fol. 152: capelli biondissimi per forza
di sole. — Vgl. S. 343.
3) Wie auch in Deutſchland geſchah. — Poesie satiriche, p. 119,
in der Satire des Bern. Giambullari: per prender moglie. Ein
Inbegriff der ganzen Toilettenchemie, welche ſich offenbar noch
ſehr an Aberglauben und Magie anlehnt.
4) Welche ſich doch alle Mühe gaben, das Ekelhafte, Gefährliche und
Lächerliche dieſer Schmiererei hervorzuheben. Vgl. Ariosto, Sa-
tria III, vs. 202, s. — Aretino, il marescalco, Atto II, scena 5
und mehrere Stellen in den Ragionamenti. Dann Giambullari
a. a. O. — Phil. Beroald. sen. Carmina.
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