Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.alles dessen was aus Frankreich kommt, während es doch5. Abschnitt. Eine besondere Beachtung verdient die Bemühung derToiletten- Vor Allem werden falsche Haartouren, auch aus weißer 1) Hierüber z. B. Diario Ferrarese, bei Murat. XXIV. Col. 297. 320. 376. 399; hier auch deutsche Mode. 2) Man vgl. damit die betr. Stellen bei Falke: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. 3) Ueber die Florentinerinnen vgl. die Hauptstellen bei Giov. Villani X, 10 und 152; Matteo Villani I, 4. Im großen Modenedict von 1330 werden u. a. nur eingewirkte Figuren auf den Frauengewän- dern erlaubt, die bloß "aufgemalten" (dipinto) dagegen verboten. Soll man hiebei etwa an Modeldruck denken? 4) Diejenigen aus echten Haaren heißen capelli morti. -- Falsche Zähne
aus Elfenbein, die ein italien. Prälat, doch nur um der deutlichen Aussprache willen, einsetzt, bei Anshelm, Berner Chronik, IV, S. 30. (1508.) alles deſſen was aus Frankreich kommt, während es doch5. Abſchnitt. Eine beſondere Beachtung verdient die Bemühung derToiletten- Vor Allem werden falſche Haartouren, auch aus weißer 1) Hierüber z. B. Diario Ferrarese, bei Murat. XXIV. Col. 297. 320. 376. 399; hier auch deutſche Mode. 2) Man vgl. damit die betr. Stellen bei Falke: Die deutſche Trachten- und Modenwelt. 3) Ueber die Florentinerinnen vgl. die Hauptſtellen bei Giov. Villani X, 10 und 152; Matteo Villani I, 4. Im großen Modenedict von 1330 werden u. a. nur eingewirkte Figuren auf den Frauengewän- dern erlaubt, die bloß „aufgemalten“ (dipinto) dagegen verboten. Soll man hiebei etwa an Modeldruck denken? 4) Diejenigen aus echten Haaren heißen capelli morti. — Falſche Zähne
aus Elfenbein, die ein italien. Prälat, doch nur um der deutlichen Ausſprache willen, einſetzt, bei Anshelm, Berner Chronik, IV, S. 30. (1508.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0377" n="367"/> alles deſſen was aus Frankreich kommt, während es doch<note place="right"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">5. Abſchnitt.</hi></hi></note><lb/> oft urſprünglich italieniſche Moden ſeien, die man nur von<lb/> den Franzoſen zurück erhalte. Inſofern nun der häufige<lb/> Wechſel der Kleiderformen und die Annahme franzöſiſcher<lb/> und ſpaniſcher Moden <note place="foot" n="1)">Hierüber z. B. <hi rendition="#aq">Diario Ferrarese,</hi> bei <hi rendition="#aq">Murat. XXIV. Col. 297.<lb/> 320. 376. 399;</hi> hier auch deutſche Mode.</note> der gewöhnlichen Putzſucht diente,<lb/> haben wir uns damit nicht weiter zu beſchäftigen; allein<lb/> es liegt darin außerdem ein culturgeſchichtlicher Beleg für<lb/> das raſche Leben Italiens überhaupt in den Jahrzehnden<lb/> um 1500.</p><lb/> <p>Eine beſondere Beachtung verdient die Bemühung der<note place="right">Toiletten-<lb/> mittel.</note><lb/> Frauen, durch Toilettenmittel aller Art ihr Ausſehen we-<lb/> ſentlich zu verändern. In keinem Lande Europa's ſeit dem<lb/> Untergange des römiſchen Reiches hat man wohl der Ge-<lb/> ſtalt, der Hautfarbe, dem Haarwuchs von ſo vielen Seiten<lb/> zugeſetzt wie damals in Italien <note place="foot" n="2)">Man vgl. damit die betr. Stellen bei Falke: Die deutſche Trachten-<lb/> und Modenwelt.</note>. Alles ſtrebt einer Nor-<lb/> malbildung zu, ſelbſt mit den auffallendſten, ſichtbarſten<lb/> Täuſchungen. Wir ſehen hiebei gänzlich ab von der ſon-<lb/> ſtigen Tracht, die im <hi rendition="#aq">XIV.</hi> Jahrhundert <note place="foot" n="3)">Ueber die Florentinerinnen vgl. die Hauptſtellen bei <hi rendition="#aq">Giov. Villani X,</hi><lb/> 10 und <hi rendition="#aq">152; Matteo Villani I, 4.</hi> Im großen Modenedict von<lb/> 1330 werden u. a. nur eingewirkte Figuren auf den Frauengewän-<lb/> dern erlaubt, die bloß „aufgemalten“ <hi rendition="#aq">(dipinto)</hi> dagegen verboten. Soll<lb/> man hiebei etwa an Modeldruck denken?</note> äußerſt bunt<lb/> und ſchmuckbeladen, ſpäter von einem mehr veredelten Reich-<lb/> thum war, und beſchränken uns auf die Toilette im engern<lb/> Sinne.</p><lb/> <p>Vor Allem werden falſche Haartouren, auch aus weißer<lb/> und gelber Seide <note place="foot" n="4)">Diejenigen aus echten Haaren heißen <hi rendition="#aq">capelli morti.</hi> — Falſche Zähne<lb/> aus Elfenbein, die ein italien. Prälat, doch nur um der deutlichen<lb/> Ausſprache willen, einſetzt, bei Anshelm, Berner Chronik, <hi rendition="#aq">IV,</hi><lb/> S. 30. (1508.)</note>, in Maſſe getragen, verboten und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [367/0377]
alles deſſen was aus Frankreich kommt, während es doch
oft urſprünglich italieniſche Moden ſeien, die man nur von
den Franzoſen zurück erhalte. Inſofern nun der häufige
Wechſel der Kleiderformen und die Annahme franzöſiſcher
und ſpaniſcher Moden 1) der gewöhnlichen Putzſucht diente,
haben wir uns damit nicht weiter zu beſchäftigen; allein
es liegt darin außerdem ein culturgeſchichtlicher Beleg für
das raſche Leben Italiens überhaupt in den Jahrzehnden
um 1500.
5. Abſchnitt.
Eine beſondere Beachtung verdient die Bemühung der
Frauen, durch Toilettenmittel aller Art ihr Ausſehen we-
ſentlich zu verändern. In keinem Lande Europa's ſeit dem
Untergange des römiſchen Reiches hat man wohl der Ge-
ſtalt, der Hautfarbe, dem Haarwuchs von ſo vielen Seiten
zugeſetzt wie damals in Italien 2). Alles ſtrebt einer Nor-
malbildung zu, ſelbſt mit den auffallendſten, ſichtbarſten
Täuſchungen. Wir ſehen hiebei gänzlich ab von der ſon-
ſtigen Tracht, die im XIV. Jahrhundert 3) äußerſt bunt
und ſchmuckbeladen, ſpäter von einem mehr veredelten Reich-
thum war, und beſchränken uns auf die Toilette im engern
Sinne.
Toiletten-
mittel.
Vor Allem werden falſche Haartouren, auch aus weißer
und gelber Seide 4), in Maſſe getragen, verboten und
1) Hierüber z. B. Diario Ferrarese, bei Murat. XXIV. Col. 297.
320. 376. 399; hier auch deutſche Mode.
2) Man vgl. damit die betr. Stellen bei Falke: Die deutſche Trachten-
und Modenwelt.
3) Ueber die Florentinerinnen vgl. die Hauptſtellen bei Giov. Villani X,
10 und 152; Matteo Villani I, 4. Im großen Modenedict von
1330 werden u. a. nur eingewirkte Figuren auf den Frauengewän-
dern erlaubt, die bloß „aufgemalten“ (dipinto) dagegen verboten. Soll
man hiebei etwa an Modeldruck denken?
4) Diejenigen aus echten Haaren heißen capelli morti. — Falſche Zähne
aus Elfenbein, die ein italien. Prälat, doch nur um der deutlichen
Ausſprache willen, einſetzt, bei Anshelm, Berner Chronik, IV,
S. 30. (1508.)
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