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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.

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Mann an einer ganzen Reihe von Anstalten thätig sein3. Abschnitt.
konnte. Offenbar liebte man die Abwechselung und hoffte
von Jedem Neues, wie dieß bei einer im Werden begrif-
fenen, also sehr von Persönlichkeiten abhängigen Wissenschaft
sich leicht erklärt. Es ist auch nicht immer gesagt, daß
derjenige welcher über alte Autoren liest, wirklich der
Universität der betreffenden Stadt angehört habe; bei der
Leichtigkeit des Kommens und Gehens, bei der großen
Anzahl verfügbarer Locale (in Klöstern, u. s. w.) genügte
auch eine Privatberufung. In denselben ersten JahrzehndenNebenanstalten.
des XV. Jahrhunderts 1), da die Universität von Florenz
ihren höchsten Glanz erreichte, da die Hofleute Eugen's IV.
und vielleicht schon Martin's V. sich in den Hörsälen
drängten, da Carlo Aretino und Filelfo mit einander in
die Wette lasen, existirte nicht nur eine fast vollständige
zweite Universität bei den Augustinern in S. Spirito, nicht
nur ein ganzer Verein gelehrter Männer bei den Camal-
dulensern in den Angeli, sondern auch angesehene Privat-
leute thaten sich zusammen oder bemühten sich einzeln, um
gewisse philologische oder philosophische Curse lesen zu lassen
für sich und Andere. Das philologische und antiquarische
Treiben in Rom hatte mit der Universität (Sapienza) lange
kaum irgend einen Zusammenhang und ruhte wohl fast
ausschließlich theils auf besonderer persönlicher Protection
der einzelnen Päpste und Prälaten, theils auf den Anstel-
lungen in der päpstlichen Kanzlei. Erst unter Leo X. er-
folgte die große Reorganisation der Sapienza, mit 88 Lehrern,
worunter die größten Celebritäten Italiens auch für die
Alterthumswissenschaft; der neue Glanz dauerte aber nur
kurze Zeit. -- Von den griechischen Lehrstühlen in Italien
ist bereits (S. 194) in Kürze die Rede gewesen.

Im Ganzen wird man, um die damalige wissenschaft-

1) Vgl. Vespasian. Fior. p. 271. 572. 580. 625. -- Vita Jan.
Manetti,
bei Murat. XX, Col. 531, s.

Mann an einer ganzen Reihe von Anſtalten thätig ſein3. Abſchnitt.
konnte. Offenbar liebte man die Abwechſelung und hoffte
von Jedem Neues, wie dieß bei einer im Werden begrif-
fenen, alſo ſehr von Perſönlichkeiten abhängigen Wiſſenſchaft
ſich leicht erklärt. Es iſt auch nicht immer geſagt, daß
derjenige welcher über alte Autoren liest, wirklich der
Univerſität der betreffenden Stadt angehört habe; bei der
Leichtigkeit des Kommens und Gehens, bei der großen
Anzahl verfügbarer Locale (in Klöſtern, u. ſ. w.) genügte
auch eine Privatberufung. In denſelben erſten JahrzehndenNebenanſtalten.
des XV. Jahrhunderts 1), da die Univerſität von Florenz
ihren höchſten Glanz erreichte, da die Hofleute Eugen's IV.
und vielleicht ſchon Martin's V. ſich in den Hörſälen
drängten, da Carlo Aretino und Filelfo mit einander in
die Wette laſen, exiſtirte nicht nur eine faſt vollſtändige
zweite Univerſität bei den Auguſtinern in S. Spirito, nicht
nur ein ganzer Verein gelehrter Männer bei den Camal-
dulenſern in den Angeli, ſondern auch angeſehene Privat-
leute thaten ſich zuſammen oder bemühten ſich einzeln, um
gewiſſe philologiſche oder philoſophiſche Curſe leſen zu laſſen
für ſich und Andere. Das philologiſche und antiquariſche
Treiben in Rom hatte mit der Univerſität (Sapienza) lange
kaum irgend einen Zuſammenhang und ruhte wohl faſt
ausſchließlich theils auf beſonderer perſönlicher Protection
der einzelnen Päpſte und Prälaten, theils auf den Anſtel-
lungen in der päpſtlichen Kanzlei. Erſt unter Leo X. er-
folgte die große Reorganiſation der Sapienza, mit 88 Lehrern,
worunter die größten Celebritäten Italiens auch für die
Alterthumswiſſenſchaft; der neue Glanz dauerte aber nur
kurze Zeit. — Von den griechiſchen Lehrſtühlen in Italien
iſt bereits (S. 194) in Kürze die Rede geweſen.

Im Ganzen wird man, um die damalige wiſſenſchaft-

1) Vgl. Vespasian. Fior. p. 271. 572. 580. 625. — Vita Jan.
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[207/0217] Mann an einer ganzen Reihe von Anſtalten thätig ſein konnte. Offenbar liebte man die Abwechſelung und hoffte von Jedem Neues, wie dieß bei einer im Werden begrif- fenen, alſo ſehr von Perſönlichkeiten abhängigen Wiſſenſchaft ſich leicht erklärt. Es iſt auch nicht immer geſagt, daß derjenige welcher über alte Autoren liest, wirklich der Univerſität der betreffenden Stadt angehört habe; bei der Leichtigkeit des Kommens und Gehens, bei der großen Anzahl verfügbarer Locale (in Klöſtern, u. ſ. w.) genügte auch eine Privatberufung. In denſelben erſten Jahrzehnden des XV. Jahrhunderts 1), da die Univerſität von Florenz ihren höchſten Glanz erreichte, da die Hofleute Eugen's IV. und vielleicht ſchon Martin's V. ſich in den Hörſälen drängten, da Carlo Aretino und Filelfo mit einander in die Wette laſen, exiſtirte nicht nur eine faſt vollſtändige zweite Univerſität bei den Auguſtinern in S. Spirito, nicht nur ein ganzer Verein gelehrter Männer bei den Camal- dulenſern in den Angeli, ſondern auch angeſehene Privat- leute thaten ſich zuſammen oder bemühten ſich einzeln, um gewiſſe philologiſche oder philoſophiſche Curſe leſen zu laſſen für ſich und Andere. Das philologiſche und antiquariſche Treiben in Rom hatte mit der Univerſität (Sapienza) lange kaum irgend einen Zuſammenhang und ruhte wohl faſt ausſchließlich theils auf beſonderer perſönlicher Protection der einzelnen Päpſte und Prälaten, theils auf den Anſtel- lungen in der päpſtlichen Kanzlei. Erſt unter Leo X. er- folgte die große Reorganiſation der Sapienza, mit 88 Lehrern, worunter die größten Celebritäten Italiens auch für die Alterthumswiſſenſchaft; der neue Glanz dauerte aber nur kurze Zeit. — Von den griechiſchen Lehrſtühlen in Italien iſt bereits (S. 194) in Kürze die Rede geweſen. 3. Abſchnitt. Nebenanſtalten. Im Ganzen wird man, um die damalige wiſſenſchaft- 1) Vgl. Vespasian. Fior. p. 271. 572. 580. 625. — Vita Jan. Manetti, bei Murat. XX, Col. 531, s.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/217>, abgerufen am 23.11.2024.