Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.damit sich selbst gemeint, mag dahin gestellt bleiben; jeden-1. Abschnitt. keinen Potentaten der Welt, e pero desidera, che ella (Signoria di Venezia) protegga il figliuolo, e dice voler fare tale or- dine, che il papato o sia suo, ovvero della Signoria nostra." Das suo kann sich doch wohl nur auf Cesare beziehen. Das Pron. possessivum statt des Personale steht häufig so. 1) Strozzii poetae, p. 19, in der Venatio des Ercole Strozza: ... cui triplicem fata invidere coronam. Dann in dem Trauerge- dicht auf Cesare's Tod p. 31, seq.: speraretque olim solii decora alta paterni. 2) Ebenda: Jupiter habe einst versprochen: Affore Alexandri so- bolem, quae poneret olim Italiae leges, atque aurea saecla referret etc. 3) Ebenda: sacrumque decus maiora parantem Deposuisse. 4) Er war bekanntlich mit einer französischen Prinzessin aus dem Hause Albret vermählt und hatte eine Tochter von ihr; auf irgend eine Weise hätte er wohl eine Dynastie zu gründen versucht. Es ist nicht bekannt, daß er Anstalten gemacht, den Cardinalshut wieder 8*
damit ſich ſelbſt gemeint, mag dahin geſtellt bleiben; jeden-1. Abſchnitt. keinen Potentaten der Welt, e però desidera, che ella (Signoria di Venezia) protegga il figliuolo, e dice voler fare tale or- dine, che il papato o sia suo, ovvero della Signoria nostra.“ Das suo kann ſich doch wohl nur auf Ceſare beziehen. Das Pron. poſſeſſivum ſtatt des Perſonale ſteht häufig ſo. 1) Strozzii poetæ, p. 19, in der Venatio des Ercole Strozza: … cui triplicem fata invidere coronam. Dann in dem Trauerge- dicht auf Ceſare's Tod p. 31, seq.: speraretque olim solii decora alta paterni. 2) Ebenda: Jupiter habe einſt verſprochen: Affore Alexandri so- bolem, quæ poneret olim Italiæ leges, atque aurea sæcla referret etc. 3) Ebenda: sacrumque decus maiora parantem Deposuisse. 4) Er war bekanntlich mit einer franzöſiſchen Prinzeſſin aus dem Hauſe Albret vermählt und hatte eine Tochter von ihr; auf irgend eine Weiſe hätte er wohl eine Dynaſtie zu gründen verſucht. Es iſt nicht bekannt, daß er Anſtalten gemacht, den Cardinalshut wieder 8*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0125" n="115"/> damit ſich ſelbſt gemeint, mag dahin geſtellt bleiben; jeden-<note place="right"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">1. Abſchnitt.</hi></hi></note><lb/> falls genügt die Ausſage des Vaters, um ſeine Abſicht auf<lb/> die Beſteigung des päpſtlichen Thrones zu beweiſen. Wie-<lb/> derum etwas mehr erfahren wir mittelbar von Lucrezia<lb/> Borgia, inſofern gewiſſe Stellen in den Gedichten des Ercole<lb/> Strozza der Nachklang von Aeußerungen ſein dürften, die<lb/> ſie als Herzogin von Ferrara ſich wohl erlauben konnte.<lb/> Zunächſt iſt auch hier von Ceſare's Ausſicht auf das<lb/> Papſtthum die Rede <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Strozzii poetæ, p. 19,</hi> in der Venatio des Ercole Strozza: …<lb/><hi rendition="#aq">cui triplicem fata invidere coronam.</hi> Dann in dem Trauerge-<lb/> dicht auf Ceſare's Tod <hi rendition="#aq">p. 31, seq.: speraretque olim solii<lb/> decora alta paterni.</hi></note>, allein dazwiſchen tönt etwas von<lb/> einer gehofften Herrſchaft über Italien im Allgemeinen <note place="foot" n="2)">Ebenda: Jupiter habe einſt verſprochen: <hi rendition="#aq">Affore Alexandri so-<lb/> bolem, quæ poneret olim Italiæ leges, atque aurea sæcla<lb/> referret etc.</hi></note>,<lb/> und am Ende wird angedeutet, daß Ceſare gerade als<lb/> weltlicher Herrſcher das Größte vorgehabt und deßhalb<lb/> einſt den Cardinalshut niedergelegt habe <note place="foot" n="3)">Ebenda: <hi rendition="#aq">sacrumque decus <hi rendition="#g">maiora</hi> parantem Deposuisse.</hi></note>. In der That<lb/> kann kein Zweifel darüber walten, daß Ceſare, nach Alexan-<lb/> ders Tode zum Papſt gewählt oder nicht, den Kirchenſtaat<lb/> um jeden Preis zu behaupten gedachte und daß er dieß,<note place="right">und deſſen Sä-<lb/> culariſation.</note><lb/> nach Allem was er verübt hatte, als Papſt unmöglich auf<lb/> die Länge vermocht hätte. Wenn irgend Einer, ſo hätte<lb/> er den Kirchenſtaat ſäculariſirt <note xml:id="seg2pn_5_1" next="#seg2pn_5_2" place="foot" n="4)">Er war bekanntlich mit einer franzöſiſchen Prinzeſſin aus dem Hauſe<lb/> Albret vermählt und hatte eine Tochter von ihr; auf irgend eine<lb/> Weiſe hätte er wohl eine Dynaſtie zu gründen verſucht. Es iſt<lb/> nicht bekannt, daß er Anſtalten gemacht, den Cardinalshut wieder</note> und hätte es thun müſſen<lb/><note xml:id="seg2pn_4_2" prev="#seg2pn_4_1" place="foot" n="3)">keinen Potentaten der Welt, <hi rendition="#aq">e però desidera, che ella (Signoria<lb/> di Venezia) protegga il figliuolo, e dice voler fare tale or-<lb/> dine, che il papato o sia suo, ovvero della Signoria nostra.</hi>“<lb/> Das <hi rendition="#aq">suo</hi> kann ſich doch wohl nur auf Ceſare beziehen. Das Pron.<lb/> poſſeſſivum ſtatt des Perſonale ſteht häufig ſo.</note><lb/> <fw place="bottom" type="sig">8*</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [115/0125]
damit ſich ſelbſt gemeint, mag dahin geſtellt bleiben; jeden-
falls genügt die Ausſage des Vaters, um ſeine Abſicht auf
die Beſteigung des päpſtlichen Thrones zu beweiſen. Wie-
derum etwas mehr erfahren wir mittelbar von Lucrezia
Borgia, inſofern gewiſſe Stellen in den Gedichten des Ercole
Strozza der Nachklang von Aeußerungen ſein dürften, die
ſie als Herzogin von Ferrara ſich wohl erlauben konnte.
Zunächſt iſt auch hier von Ceſare's Ausſicht auf das
Papſtthum die Rede 1), allein dazwiſchen tönt etwas von
einer gehofften Herrſchaft über Italien im Allgemeinen 2),
und am Ende wird angedeutet, daß Ceſare gerade als
weltlicher Herrſcher das Größte vorgehabt und deßhalb
einſt den Cardinalshut niedergelegt habe 3). In der That
kann kein Zweifel darüber walten, daß Ceſare, nach Alexan-
ders Tode zum Papſt gewählt oder nicht, den Kirchenſtaat
um jeden Preis zu behaupten gedachte und daß er dieß,
nach Allem was er verübt hatte, als Papſt unmöglich auf
die Länge vermocht hätte. Wenn irgend Einer, ſo hätte
er den Kirchenſtaat ſäculariſirt 4) und hätte es thun müſſen
3)
1. Abſchnitt.
und deſſen Sä-
culariſation.
1) Strozzii poetæ, p. 19, in der Venatio des Ercole Strozza: …
cui triplicem fata invidere coronam. Dann in dem Trauerge-
dicht auf Ceſare's Tod p. 31, seq.: speraretque olim solii
decora alta paterni.
2) Ebenda: Jupiter habe einſt verſprochen: Affore Alexandri so-
bolem, quæ poneret olim Italiæ leges, atque aurea sæcla
referret etc.
3) Ebenda: sacrumque decus maiora parantem Deposuisse.
4) Er war bekanntlich mit einer franzöſiſchen Prinzeſſin aus dem Hauſe
Albret vermählt und hatte eine Tochter von ihr; auf irgend eine
Weiſe hätte er wohl eine Dynaſtie zu gründen verſucht. Es iſt
nicht bekannt, daß er Anſtalten gemacht, den Cardinalshut wieder
3) keinen Potentaten der Welt, e però desidera, che ella (Signoria
di Venezia) protegga il figliuolo, e dice voler fare tale or-
dine, che il papato o sia suo, ovvero della Signoria nostra.“
Das suo kann ſich doch wohl nur auf Ceſare beziehen. Das Pron.
poſſeſſivum ſtatt des Perſonale ſteht häufig ſo.
8*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |