Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.1. Abschnitt.oder ihre sonstige Stellung unbequem wird. Alexander Welches waren nun die tiefsten Pläne des Letztern? 1) Dieß bei Panvinio (Contin. Platinae. p. 339): insidiis Caesaris fratris interfectus ... connivente ... ad scelus patre. Ge- wiß eine authentische Aussage, gegen welche die Darstellungen bei Malipiero und Matarazzo (wo dem Giovanni Sforza die Schuld gegeben wird) zurückstehen müssen. -- Auch die tiefe Erschütterung Alexanders deutet auf Mitschuld. Vom Auffischen der Leiche in der Tiber sagte Sannazaro: Piscatorem hominum ne te non, Sexte, putemus, Piscaris natum retibus, ecce, tuum. 2) Macchiavelli, opere, ed. Milan. Vol. V. p. 387. 393. 395, in der Legazione al Duca Valentino. 3) Tommaso Gar, relazioni della corte di Roma, I, p. 12, in der
Rel. des P. Capello. Wörtlich: "Der Papst achtet Venedig wie 1. Abſchnitt.oder ihre ſonſtige Stellung unbequem wird. Alexander Welches waren nun die tiefſten Pläne des Letztern? 1) Dieß bei Panvinio (Contin. Platinæ. p. 339): insidiis Cæsaris fratris interfectus … connivente … ad scelus patre. Ge- wiß eine authentiſche Ausſage, gegen welche die Darſtellungen bei Malipiero und Matarazzo (wo dem Giovanni Sforza die Schuld gegeben wird) zurückſtehen müſſen. — Auch die tiefe Erſchütterung Alexanders deutet auf Mitſchuld. Vom Auffiſchen der Leiche in der Tiber ſagte Sannazaro: Piscatorem hominum ne te non, Sexte, putemus, Piscaris natum retibus, ecce, tuum. 2) Macchiavelli, opere, ed. Milan. Vol. V. p. 387. 393. 395, in der Legazione al Duca Valentino. 3) Tommaso Gar, relazioni della corte di Roma, I, p. 12, in der
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oder ihre ſonſtige Stellung unbequem wird. Alexander
mußte zu der Ermordung ſeines geliebteſten Sohnes, des
Duca di Gandia, ſeine Einwilligung geben 1), weil er
ſelber ſtündlich vor Ceſare zitterte.
1. Abſchnitt.
Welches waren nun die tiefſten Pläne des Letztern?
Noch in den letzten Monaten ſeiner Herrſchaft, als er eben
die Condottieren zu Sinigaglia umgebracht hatte und factiſch
Herr des Kirchenſtaates war (1503), äußerte man ſich in
ſeiner Nähe leidlich beſcheiden: Der Herzog wolle bloß
Factionen und Tyrannen unterdrücken, Alles nur zum
Nutzen der Kirche; für ſich bedinge er ſich höchſtens die
Romagna aus, und dabei könne er des Dankgefühles aller
folgenden Päpſte ſicher ſein, da er ihnen Orſinen und Co-
lonneſen vom Halſe geſchafft 2). Aber Niemand wird dieß
als ſeinen letzten Gedanken gelten laſſen. Schon etwas
weiter ging einmal Papſt Alexander ſelbſt mit der Sprache
heraus, in der Unterhaltung mit dem venezianiſchen Ge-
ſandten, indem er ſeinen Sohn der Protection von Venedig
empfahl: „ich will dafür ſorgen, ſagte er, daß einſt das
„Papſtthum entweder an ihn oder an Eure Republik fällt.“ 3)
Ceſare freilich fügte bei: es ſolle nur Papſt werden, wen
Venedig wolle, und zu dieſem Endzweck brauchten nur die
venezianiſchen Cardinäle recht zuſammenzuhalten. Ob er
Seine Abſich-
ten
auf den päpſt-
lichen Thron
1) Dieß bei Panvinio (Contin. Platinæ. p. 339): insidiis Cæsaris
fratris interfectus … connivente … ad scelus patre. Ge-
wiß eine authentiſche Ausſage, gegen welche die Darſtellungen bei
Malipiero und Matarazzo (wo dem Giovanni Sforza die Schuld
gegeben wird) zurückſtehen müſſen. — Auch die tiefe Erſchütterung
Alexanders deutet auf Mitſchuld. Vom Auffiſchen der Leiche in der
Tiber ſagte Sannazaro:
Piscatorem hominum ne te non, Sexte, putemus,
Piscaris natum retibus, ecce, tuum.
2) Macchiavelli, opere, ed. Milan. Vol. V. p. 387. 393. 395, in
der Legazione al Duca Valentino.
3) Tommaso Gar, relazioni della corte di Roma, I, p. 12, in der
Rel. des P. Capello. Wörtlich: „Der Papſt achtet Venedig wie
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