Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.des Papstthums selber. Schon indem dasselbe jetzt wesent-1. Abschnitt. Was zunächst die Stadt Rom betrifft, so hat man vonDie 1) Bei jenen Ketzern aus der Campagna, von Poli, welche glaubten, ein rechter Papst müßte die Armuth Christi zum Kennzeichen haben, darf man dagegen ein einfaches Waldenserthum vermuthen. Wie sie unter Paul II. verhaftet wurden, erzählen Infessura (Eccard II, Col. 1893), Platina, p. 317, etc. 2) L. B. Alberti: de Porcaria coniuratione, bei Murat. XXV.
Col. 309 seqq. -- P. wollte: omnem pontificiam turbam fun- ditus exstinguere. Der Autor schließt: Video sane, quo stent loco res Italiae; intelligo, qui sint, quibus hic perturbata esse omnia conducat ... Er nennt sie: extrinsecos impulsores und meint, Porcari werde noch Nachfolger seiner Missethat finden. P.'s eigene Phantasien glichen freilich denjenigen des Cola Rienzi. des Papſtthums ſelber. Schon indem daſſelbe jetzt weſent-1. Abſchnitt. Was zunächſt die Stadt Rom betrifft, ſo hat man vonDie 1) Bei jenen Ketzern aus der Campagna, von Poli, welche glaubten, ein rechter Papſt müßte die Armuth Chriſti zum Kennzeichen haben, darf man dagegen ein einfaches Waldenſerthum vermuthen. Wie ſie unter Paul II. verhaftet wurden, erzählen Infessura (Eccard II, Col. 1893), Platina, p. 317, etc. 2) L. B. Alberti: de Porcaria coniuratione, bei Murat. XXV.
Col. 309 seqq. — P. wollte: omnem pontificiam turbam fun- ditus exstinguere. Der Autor ſchließt: Video sane, quo stent loco res Italiæ; intelligo, qui sint, quibus hic perturbata esse omnia conducat … Er nennt ſie: extrinsecos impulsores und meint, Porcari werde noch Nachfolger ſeiner Miſſethat finden. P.'s eigene Phantaſien glichen freilich denjenigen des Cola Rienzi. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0115" n="105"/> des Papſtthums ſelber. Schon indem daſſelbe jetzt weſent-<note place="right"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">1. Abſchnitt.</hi></hi></note><lb/> lich im Geiſt eines weltlichen italieniſchen Fürſtenthums<lb/> lebte und handelte, mußte es auch die düſtern Momente<lb/> eines ſolchen kennen lernen; ſeine eigenthümliche Natur aber<lb/> brachte noch ganz beſondere Schatten hinein.</p><lb/> <p>Was zunächſt die Stadt Rom betrifft, ſo hat man von<note place="right">Die<lb/> Stadt Rom un-<lb/> ter Nicolaus <hi rendition="#aq">V.</hi></note><lb/> jeher dergleichen gethan, als ob man ihre Aufwallungen<lb/> wenig fürchte, da ſo mancher durch Volkstumult vertriebene<lb/> Papſt wieder zurückgekehrt ſei und die Römer um ihres<lb/> eigenen Intereſſes willen die Gegenwart der Curie wünſchen<lb/> mußten. Allein Rom entwickelte nicht nur zu Zeiten einen<lb/> ſpecifiſch antipäpſtlichen Radicalismus <note place="foot" n="1)">Bei jenen Ketzern aus der Campagna, von Poli, welche glaubten,<lb/> ein rechter Papſt müßte die Armuth Chriſti zum Kennzeichen haben,<lb/> darf man dagegen ein einfaches Waldenſerthum vermuthen. Wie<lb/> ſie unter Paul <hi rendition="#aq">II.</hi> verhaftet wurden, erzählen <hi rendition="#aq">Infessura (Eccard II,<lb/> Col. 1893), Platina, p. 317, etc.</hi></note>, ſondern es zeigte<lb/> ſich auch mitten in den bedenklichſten Complotten die Wir-<lb/> kung unſichtbarer Hände von außen. So bei der Ver-<lb/> ſchwörung des Stefano Porcari gegen denjenigen Papſt,<lb/> welcher gerade der Stadt Rom die größten Vortheile ge-<lb/> währt hatte, Nicolaus <hi rendition="#aq">V.</hi> (1453). Porcari bezweckte einen<lb/> Umſturz der päpſtlichen Herrſchaft überhaupt und hatte<lb/> dabei große Mitwiſſer, die zwar nicht genannt werden <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">L. B. Alberti: de Porcaria coniuratione,</hi> bei <hi rendition="#aq">Murat. XXV.<lb/> Col. 309 seqq.</hi> — P. wollte: <hi rendition="#aq">omnem pontificiam turbam fun-<lb/> ditus exstinguere.</hi> Der Autor ſchließt: <hi rendition="#aq">Video sane, quo stent<lb/> loco res Italiæ; intelligo, qui sint, quibus hic perturbata esse<lb/> omnia conducat</hi> … Er nennt ſie: <hi rendition="#aq">extrinsecos impulsores</hi><lb/> und meint, Porcari werde noch Nachfolger ſeiner Miſſethat finden.<lb/> P.'s eigene Phantaſien glichen freilich denjenigen des Cola Rienzi.</note>,<lb/> ſicher aber unter den italieniſchen Regierungen zu ſuchen<lb/> ſind. Unter demſelben Pontificat ſchloß Lorenzo Valla<lb/> ſeine berühmte Declamation gegen die Schenkung Conſtan-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [105/0115]
des Papſtthums ſelber. Schon indem daſſelbe jetzt weſent-
lich im Geiſt eines weltlichen italieniſchen Fürſtenthums
lebte und handelte, mußte es auch die düſtern Momente
eines ſolchen kennen lernen; ſeine eigenthümliche Natur aber
brachte noch ganz beſondere Schatten hinein.
1. Abſchnitt.
Was zunächſt die Stadt Rom betrifft, ſo hat man von
jeher dergleichen gethan, als ob man ihre Aufwallungen
wenig fürchte, da ſo mancher durch Volkstumult vertriebene
Papſt wieder zurückgekehrt ſei und die Römer um ihres
eigenen Intereſſes willen die Gegenwart der Curie wünſchen
mußten. Allein Rom entwickelte nicht nur zu Zeiten einen
ſpecifiſch antipäpſtlichen Radicalismus 1), ſondern es zeigte
ſich auch mitten in den bedenklichſten Complotten die Wir-
kung unſichtbarer Hände von außen. So bei der Ver-
ſchwörung des Stefano Porcari gegen denjenigen Papſt,
welcher gerade der Stadt Rom die größten Vortheile ge-
währt hatte, Nicolaus V. (1453). Porcari bezweckte einen
Umſturz der päpſtlichen Herrſchaft überhaupt und hatte
dabei große Mitwiſſer, die zwar nicht genannt werden 2),
ſicher aber unter den italieniſchen Regierungen zu ſuchen
ſind. Unter demſelben Pontificat ſchloß Lorenzo Valla
ſeine berühmte Declamation gegen die Schenkung Conſtan-
Die
Stadt Rom un-
ter Nicolaus V.
1) Bei jenen Ketzern aus der Campagna, von Poli, welche glaubten,
ein rechter Papſt müßte die Armuth Chriſti zum Kennzeichen haben,
darf man dagegen ein einfaches Waldenſerthum vermuthen. Wie
ſie unter Paul II. verhaftet wurden, erzählen Infessura (Eccard II,
Col. 1893), Platina, p. 317, etc.
2) L. B. Alberti: de Porcaria coniuratione, bei Murat. XXV.
Col. 309 seqq. — P. wollte: omnem pontificiam turbam fun-
ditus exstinguere. Der Autor ſchließt: Video sane, quo stent
loco res Italiæ; intelligo, qui sint, quibus hic perturbata esse
omnia conducat … Er nennt ſie: extrinsecos impulsores
und meint, Porcari werde noch Nachfolger ſeiner Miſſethat finden.
P.'s eigene Phantaſien glichen freilich denjenigen des Cola Rienzi.
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