zu beurtheilen, zumal bei der stellenweise ganz venezianischen Pracht, Harmonie und Klarheit der Farben. Und doch ist es eine Thatsache, dass der innere Sinn oft von ihm abgestossen wird, während das Auge sich noch ergötzt. Er ist kein Manierist; selbst die zahllosen kleinen aBildchen zumal der Gal. Doria und der Gal. des Capitols, sind mit voller äusserer Gewissenhaftigkeit componirt und gemalt. Aber sein Gefühl füllt die Formen nicht aus, die er schafft, sein Pathos ist ein unsicheres, seine idealen Köpfe, zumal die grossen, verrathen eine bgeistige Leere. (So der schöne Apostelkopf im Pal. Pitti, die Judith cbei Camuccini zu Rom.) Am ehesten in seinen wenigen Genrebildern d(Eberjagd im Pal. Sciarra; Reiterzug im Pal. Colonna, dem Bagna- cavallo zugeschrieben) ist er ganz der farbenreiche und naive Ferra- rese. -- In den spätern Werken verhält er sich zu den Schülern Ra- faels wie früher zu Rafael selbst, auch wird sein Colorit schwächer. Seine Kirchenbilder sind hauptsächlich folgende.
e
In Rom: Pal. Doria: Heimsuchung, und Anbetung des Kindes, ffrüh und schön. -- Pal. Chigi: Himmelfahrt Christi, und ein Bild mit gdrei Heiligen, ebenso. -- Pal. Borghese: die Kreuzabnahme, Haupt- hbild. -- Im Museum von Neapel: Kreuzabnahme, im Ausdruck stiller iund tiefer. -- In der Brera zu Mailand: eine Pieta mit vielen Fi- kguren, und ein Crucifixus, früh. -- In der Academie zu Venedig: Madonna in Wolken, mit 4 Heiligen, datirt 1518, vorzüglich. -- In lder Galerie zu Modena: zwei thronende Madonnen mit Heiligen, meine schöne der mittlern Zeit, und eine späte. -- In S. Salvatore zu Bologna, 1. Cap. 1.: häusliche Scene bei Zacharias. --
n
In Ferrara: im Ateneo: Grosses allegorisches Frescobild, als Ganzes nichtig und widerwärtig, reine Buchphantasie, aber mit schö- nen Episoden, mittlere Zeit; grosse Anbetung der Könige vom Jahr 1537 und noch sehr brillant; Gethsemane u. A. m. (Bald wird hier auch das Abendmahl aus S. Spirito aufgestellt werden, wovon man oeinstweilen Candi's Copie sieht.) -- Im Dom: zu beiden Seiten des Portals schlichte und edle Frescogestalten des Petrus und Paulus; 3. Alt. 1.: thronende Madonna mit 6 Heiligen, vom Jahr 1524, Haupt- bild; rechtes Querschiff: Petrus und Paulus; linkes: Verkündigung, pspät. -- In S. Franceseo, Fresken der 1. Cap. 1.: die beiden Donatoren zu den Seiten des Altars, köstlich früh ferraresisch; der Judaskuss
Malerei des XVI. Jahrhunderts. Rafaelisten.
zu beurtheilen, zumal bei der stellenweise ganz venezianischen Pracht, Harmonie und Klarheit der Farben. Und doch ist es eine Thatsache, dass der innere Sinn oft von ihm abgestossen wird, während das Auge sich noch ergötzt. Er ist kein Manierist; selbst die zahllosen kleinen aBildchen zumal der Gal. Doria und der Gal. des Capitols, sind mit voller äusserer Gewissenhaftigkeit componirt und gemalt. Aber sein Gefühl füllt die Formen nicht aus, die er schafft, sein Pathos ist ein unsicheres, seine idealen Köpfe, zumal die grossen, verrathen eine bgeistige Leere. (So der schöne Apostelkopf im Pal. Pitti, die Judith cbei Camuccini zu Rom.) Am ehesten in seinen wenigen Genrebildern d(Eberjagd im Pal. Sciarra; Reiterzug im Pal. Colonna, dem Bagna- cavallo zugeschrieben) ist er ganz der farbenreiche und naive Ferra- rese. — In den spätern Werken verhält er sich zu den Schülern Ra- faels wie früher zu Rafael selbst, auch wird sein Colorit schwächer. Seine Kirchenbilder sind hauptsächlich folgende.
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In Rom: Pal. Doria: Heimsuchung, und Anbetung des Kindes, ffrüh und schön. — Pal. Chigi: Himmelfahrt Christi, und ein Bild mit gdrei Heiligen, ebenso. — Pal. Borghese: die Kreuzabnahme, Haupt- hbild. — Im Museum von Neapel: Kreuzabnahme, im Ausdruck stiller iund tiefer. — In der Brera zu Mailand: eine Pietà mit vielen Fi- kguren, und ein Crucifixus, früh. — In der Academie zu Venedig: Madonna in Wolken, mit 4 Heiligen, datirt 1518, vorzüglich. — In lder Galerie zu Modena: zwei thronende Madonnen mit Heiligen, meine schöne der mittlern Zeit, und eine späte. — In S. Salvatore zu Bologna, 1. Cap. 1.: häusliche Scene bei Zacharias. —
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In Ferrara: im Ateneo: Grosses allegorisches Frescobild, als Ganzes nichtig und widerwärtig, reine Buchphantasie, aber mit schö- nen Episoden, mittlere Zeit; grosse Anbetung der Könige vom Jahr 1537 und noch sehr brillant; Gethsemane u. A. m. (Bald wird hier auch das Abendmahl aus S. Spirito aufgestellt werden, wovon man oeinstweilen Candi’s Copie sieht.) — Im Dom: zu beiden Seiten des Portals schlichte und edle Frescogestalten des Petrus und Paulus; 3. Alt. 1.: thronende Madonna mit 6 Heiligen, vom Jahr 1524, Haupt- bild; rechtes Querschiff: Petrus und Paulus; linkes: Verkündigung, pspät. — In S. Franceseo, Fresken der 1. Cap. 1.: die beiden Donatoren zu den Seiten des Altars, köstlich früh ferraresisch; der Judaskuss
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Malerei des XVI. Jahrhunderts. Rafaelisten.
zu beurtheilen, zumal bei der stellenweise ganz venezianischen Pracht,
Harmonie und Klarheit der Farben. Und doch ist es eine Thatsache,
dass der innere Sinn oft von ihm abgestossen wird, während das Auge
sich noch ergötzt. Er ist kein Manierist; selbst die zahllosen kleinen
Bildchen zumal der Gal. Doria und der Gal. des Capitols, sind mit
voller äusserer Gewissenhaftigkeit componirt und gemalt. Aber sein
Gefühl füllt die Formen nicht aus, die er schafft, sein Pathos ist ein
unsicheres, seine idealen Köpfe, zumal die grossen, verrathen eine
geistige Leere. (So der schöne Apostelkopf im Pal. Pitti, die Judith
bei Camuccini zu Rom.) Am ehesten in seinen wenigen Genrebildern
(Eberjagd im Pal. Sciarra; Reiterzug im Pal. Colonna, dem Bagna-
cavallo zugeschrieben) ist er ganz der farbenreiche und naive Ferra-
rese. — In den spätern Werken verhält er sich zu den Schülern Ra-
faels wie früher zu Rafael selbst, auch wird sein Colorit schwächer.
Seine Kirchenbilder sind hauptsächlich folgende.
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In Rom: Pal. Doria: Heimsuchung, und Anbetung des Kindes,
früh und schön. — Pal. Chigi: Himmelfahrt Christi, und ein Bild mit
drei Heiligen, ebenso. — Pal. Borghese: die Kreuzabnahme, Haupt-
bild. — Im Museum von Neapel: Kreuzabnahme, im Ausdruck stiller
und tiefer. — In der Brera zu Mailand: eine Pietà mit vielen Fi-
guren, und ein Crucifixus, früh. — In der Academie zu Venedig:
Madonna in Wolken, mit 4 Heiligen, datirt 1518, vorzüglich. — In
der Galerie zu Modena: zwei thronende Madonnen mit Heiligen,
eine schöne der mittlern Zeit, und eine späte. — In S. Salvatore zu
Bologna, 1. Cap. 1.: häusliche Scene bei Zacharias. —
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In Ferrara: im Ateneo: Grosses allegorisches Frescobild, als
Ganzes nichtig und widerwärtig, reine Buchphantasie, aber mit schö-
nen Episoden, mittlere Zeit; grosse Anbetung der Könige vom Jahr
1537 und noch sehr brillant; Gethsemane u. A. m. (Bald wird hier
auch das Abendmahl aus S. Spirito aufgestellt werden, wovon man
einstweilen Candi’s Copie sieht.) — Im Dom: zu beiden Seiten des
Portals schlichte und edle Frescogestalten des Petrus und Paulus;
3. Alt. 1.: thronende Madonna mit 6 Heiligen, vom Jahr 1524, Haupt-
bild; rechtes Querschiff: Petrus und Paulus; linkes: Verkündigung,
spät. — In S. Franceseo, Fresken der 1. Cap. 1.: die beiden Donatoren
zu den Seiten des Altars, köstlich früh ferraresisch; der Judaskuss
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 942. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/964>, abgerufen am 18.12.2024.
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