nebst einfarbigen Seitenfiguren, spät. -- In S. Domenico: Bilder dera 4. Cap. r. und 4. Cap. 1. -- In S. Maria in Vado, 5. Alt. 1.: Himmel-b fahrt Christi, Copie des Carlo Bonone. (In den 2 äussersten Capellen des linken Querschiffes die beiden grossen ehemaligen Orgelflügel, zusammen eine Verkündigung enthaltend, von einem guten Zeitgenos- sen oder Schüler).
Dosso Dossi (st. 1560) liess sich weniger von Rafael des- orientiren, dessen persönlichen Einfluss er nicht mehr erfuhr. Er blieb ein Romantiker auf eigene Gefahr und behielt (die späteste Zeit aus- genommen) seine Gluthfarben und seine eigenen bisweilen ungeschick- ten und bizarren, oft aber höchst bedeutenden Gedanken; in den Charakteren steht er nicht selten den grössten Venezianern gleich, am ehesten dem Giorgione.
Frühere kleine Bilder sind ganz ferraresisch (Uffizien: Kinder-c mord; Pal. Pitti: Ruhe auf der Flucht, mit herrlicher Landschaft). --d Von den Altarbildern ist das grosse aus einer Madonna mit Heiligen und 5 Nebenabtheilungen bestehende im Ateneo zu Ferrara (aus S.e Andrea, wo man jetzt Candi's Copie findet) einer der grössten Kunst- schätze Oberitaliens; streng architektonische Anordnung, Adel und Fülle der Charaktere, gewaltige Kraft der Farbe. -- Ebenda: eine grosse Verkündigung, und ein Johannes auf Pathmos, von misslunge- nem pathetischem Ausdruck. -- In der Brera zu Mailand: ein heiligerf Bischof mit 2 Engeln (1536). -- Im Dom von Modena, 4. Alt. 1., Ma-g donna in Wolken, unten S. Sebastian, S. Hieronymus und Johannes d. T., Hauptbild. -- In der Galerie zu Modena: grosse Anbetung derh Könige mit phantastisch beleuchteter Landschaft; grosses Carthäuser- votivbild mit der auf Wolken schwebenden Jungfrau. -- Ebenda al Carmine, 3. Alt. r.: ein heiliger Dominicaner, ein schönes dämonischesi Weib mit Füssen tretend. -- Ebenda in S. Pietro, 3. Alt. r.: Mariäk Himmelfahrt, die Apostel (3 rechts, 3 links und 6 hinten) treten ganz feierlich mit ihren Attributen heran; -- andere Bilder dieser Kirche werden theils seiner Schule, theils seinem Bruder Gian Battista zu- geschrieben, so die artige Predella des 5. Alt. r., -- die naiv schöne auf Wolken schwebende Madonna mit zwei heil. Bischöfen auf dem
Garofalo. Dosso Dossi.
nebst einfarbigen Seitenfiguren, spät. — In S. Domenico: Bilder dera 4. Cap. r. und 4. Cap. 1. — In S. Maria in Vado, 5. Alt. 1.: Himmel-b fahrt Christi, Copie des Carlo Bonone. (In den 2 äussersten Capellen des linken Querschiffes die beiden grossen ehemaligen Orgelflügel, zusammen eine Verkündigung enthaltend, von einem guten Zeitgenos- sen oder Schüler).
Dosso Dossi (st. 1560) liess sich weniger von Rafael des- orientiren, dessen persönlichen Einfluss er nicht mehr erfuhr. Er blieb ein Romantiker auf eigene Gefahr und behielt (die späteste Zeit aus- genommen) seine Gluthfarben und seine eigenen bisweilen ungeschick- ten und bizarren, oft aber höchst bedeutenden Gedanken; in den Charakteren steht er nicht selten den grössten Venezianern gleich, am ehesten dem Giorgione.
Frühere kleine Bilder sind ganz ferraresisch (Uffizien: Kinder-c mord; Pal. Pitti: Ruhe auf der Flucht, mit herrlicher Landschaft). —d Von den Altarbildern ist das grosse aus einer Madonna mit Heiligen und 5 Nebenabtheilungen bestehende im Ateneo zu Ferrara (aus S.e Andrea, wo man jetzt Candi’s Copie findet) einer der grössten Kunst- schätze Oberitaliens; streng architektonische Anordnung, Adel und Fülle der Charaktere, gewaltige Kraft der Farbe. — Ebenda: eine grosse Verkündigung, und ein Johannes auf Pathmos, von misslunge- nem pathetischem Ausdruck. — In der Brera zu Mailand: ein heiligerf Bischof mit 2 Engeln (1536). — Im Dom von Modena, 4. Alt. 1., Ma-g donna in Wolken, unten S. Sebastian, S. Hieronymus und Johannes d. T., Hauptbild. — In der Galerie zu Modena: grosse Anbetung derh Könige mit phantastisch beleuchteter Landschaft; grosses Carthäuser- votivbild mit der auf Wolken schwebenden Jungfrau. — Ebenda al Carmine, 3. Alt. r.: ein heiliger Dominicaner, ein schönes dämonischesi Weib mit Füssen tretend. — Ebenda in S. Pietro, 3. Alt. r.: Mariäk Himmelfahrt, die Apostel (3 rechts, 3 links und 6 hinten) treten ganz feierlich mit ihren Attributen heran; — andere Bilder dieser Kirche werden theils seiner Schule, theils seinem Bruder Gian Battista zu- geschrieben, so die artige Predella des 5. Alt. r., — die naiv schöne auf Wolken schwebende Madonna mit zwei heil. Bischöfen auf dem
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Garofalo. Dosso Dossi.
nebst einfarbigen Seitenfiguren, spät. — In S. Domenico: Bilder der
4. Cap. r. und 4. Cap. 1. — In S. Maria in Vado, 5. Alt. 1.: Himmel-
fahrt Christi, Copie des Carlo Bonone. (In den 2 äussersten Capellen
des linken Querschiffes die beiden grossen ehemaligen Orgelflügel,
zusammen eine Verkündigung enthaltend, von einem guten Zeitgenos-
sen oder Schüler).
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Dosso Dossi (st. 1560) liess sich weniger von Rafael des-
orientiren, dessen persönlichen Einfluss er nicht mehr erfuhr. Er blieb
ein Romantiker auf eigene Gefahr und behielt (die späteste Zeit aus-
genommen) seine Gluthfarben und seine eigenen bisweilen ungeschick-
ten und bizarren, oft aber höchst bedeutenden Gedanken; in den
Charakteren steht er nicht selten den grössten Venezianern gleich, am
ehesten dem Giorgione.
Frühere kleine Bilder sind ganz ferraresisch (Uffizien: Kinder-
mord; Pal. Pitti: Ruhe auf der Flucht, mit herrlicher Landschaft). —
Von den Altarbildern ist das grosse aus einer Madonna mit Heiligen
und 5 Nebenabtheilungen bestehende im Ateneo zu Ferrara (aus S.
Andrea, wo man jetzt Candi’s Copie findet) einer der grössten Kunst-
schätze Oberitaliens; streng architektonische Anordnung, Adel und
Fülle der Charaktere, gewaltige Kraft der Farbe. — Ebenda: eine
grosse Verkündigung, und ein Johannes auf Pathmos, von misslunge-
nem pathetischem Ausdruck. — In der Brera zu Mailand: ein heiliger
Bischof mit 2 Engeln (1536). — Im Dom von Modena, 4. Alt. 1., Ma-
donna in Wolken, unten S. Sebastian, S. Hieronymus und Johannes
d. T., Hauptbild. — In der Galerie zu Modena: grosse Anbetung der
Könige mit phantastisch beleuchteter Landschaft; grosses Carthäuser-
votivbild mit der auf Wolken schwebenden Jungfrau. — Ebenda al
Carmine, 3. Alt. r.: ein heiliger Dominicaner, ein schönes dämonisches
Weib mit Füssen tretend. — Ebenda in S. Pietro, 3. Alt. r.: Mariä
Himmelfahrt, die Apostel (3 rechts, 3 links und 6 hinten) treten ganz
feierlich mit ihren Attributen heran; — andere Bilder dieser Kirche
werden theils seiner Schule, theils seinem Bruder Gian Battista zu-
geschrieben, so die artige Predella des 5. Alt. r., — die naiv schöne
auf Wolken schwebende Madonna mit zwei heil. Bischöfen auf dem
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 943. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/965>, abgerufen am 18.12.2024.
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