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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Malerei des XV. Jahrhunderts. Venedig.
aHeiligen (Querschiff links); -- ein geringeres Werk in S. M. For-
mosa (2. Alt., rechts).

Die Härte und Strenge Bartolommeo's mildert sich, nicht ohne den
Einfluss Bellini's, zu einer bisweilen ganz edeln Anmuth und Fülle
bei seinem jüngern Bruder oder Verwandten Luigi Vivarini. Meh-
breres in der Academie; -- eine Auferstehung in S. Giovanni in Bra-
cgora (Eingang des Chores links, dat. 1498); -- zwei einzelne Heilige
din S. Giov. Crisostomo (beim 2. Alt., links). -- Das herrliche grosse
eAltarblatt in der Frari (3. Cap. links vom Chor), der zwischen andern
Heiligen thronende S. Ambrosius, wurde erst von Basaiti (s. unten)
vollendet und gehört schon wesentlich der folgenden Generation an. --
fDagegen ist eine Madonna mit zwei heil. Barfüssern im Museum von
Neapel ein frühes Bild (1485).

g

Carlo Crivelli's Werke sind fast nur in der Brera zu Mai-
land zu suchen. Hart und streng, wie Bartolommeo, prunksüchtig
über die Massen, doch nicht ohne Geschmack, in einzelnen Charak-
teren noch dem Johannes Alamannus verwandt, dringt er wenigstens
in einer thronenden Madonna (1482) zu grosser Anmuth hindurch. --
hVon ihm vielleicht der heil. Papst Marcus in S. Marco zu Rom (Cap.
rechts vom Chor).

Von Fra Antonio da Negroponte ein schönes Altarbild in
iS. Francesco della vigna zu Venedig, rechtes Querschiff; -- ein frag-
liches Bild in der Sacristei ebenda.


Die zweite Generation beginnt mit Gentile Bellini (1421 bis
1501) und Giovanni Bellini (1426--1516), den Söhnen des Gia-
como B., welcher bei Squarcione und Gentile da Fabriano gelernt
hatte. -- Die Jugend und das mittlere Alter der beiden Brüder scheint
in abhängigen Stellungen dahingegangen zu sein; von Gentile ist nur
Weniges vorhanden, die zahlreichen authentischen Werke Giovanni's
aber beginnen erst mit seinem 60sten Lebensjahre. Von seinen zahl-
reichen Schülern nennen wir nur die folgenden: Pierfrancesco Bissolo,
Piermaria Pennacchi, Martino da Udine, Girol. di Santa Croce
(meist in Padua thätig), Vincenzo Catena, Andrea Previtali,
Giambattista Cima da Conegliano u. A. Neben Giov. Bellini's

Malerei des XV. Jahrhunderts. Venedig.
aHeiligen (Querschiff links); — ein geringeres Werk in S. M. For-
mosa (2. Alt., rechts).

Die Härte und Strenge Bartolommeo’s mildert sich, nicht ohne den
Einfluss Bellini’s, zu einer bisweilen ganz edeln Anmuth und Fülle
bei seinem jüngern Bruder oder Verwandten Luigi Vivarini. Meh-
breres in der Academie; — eine Auferstehung in S. Giovanni in Bra-
cgora (Eingang des Chores links, dat. 1498); — zwei einzelne Heilige
din S. Giov. Crisostomo (beim 2. Alt., links). — Das herrliche grosse
eAltarblatt in der Frari (3. Cap. links vom Chor), der zwischen andern
Heiligen thronende S. Ambrosius, wurde erst von Basaiti (s. unten)
vollendet und gehört schon wesentlich der folgenden Generation an. —
fDagegen ist eine Madonna mit zwei heil. Barfüssern im Museum von
Neapel ein frühes Bild (1485).

g

Carlo Crivelli’s Werke sind fast nur in der Brera zu Mai-
land zu suchen. Hart und streng, wie Bartolommeo, prunksüchtig
über die Massen, doch nicht ohne Geschmack, in einzelnen Charak-
teren noch dem Johannes Alamannus verwandt, dringt er wenigstens
in einer thronenden Madonna (1482) zu grosser Anmuth hindurch. —
hVon ihm vielleicht der heil. Papst Marcus in S. Marco zu Rom (Cap.
rechts vom Chor).

Von Fra Antonio da Negroponte ein schönes Altarbild in
iS. Francesco della vigna zu Venedig, rechtes Querschiff; — ein frag-
liches Bild in der Sacristei ebenda.


Die zweite Generation beginnt mit Gentile Bellini (1421 bis
1501) und Giovanni Bellini (1426—1516), den Söhnen des Gia-
como B., welcher bei Squarcione und Gentile da Fabriano gelernt
hatte. — Die Jugend und das mittlere Alter der beiden Brüder scheint
in abhängigen Stellungen dahingegangen zu sein; von Gentile ist nur
Weniges vorhanden, die zahlreichen authentischen Werke Giovanni’s
aber beginnen erst mit seinem 60sten Lebensjahre. Von seinen zahl-
reichen Schülern nennen wir nur die folgenden: Pierfrancesco Bissolo,
Piermaria Pennacchi, Martino da Udine, Girol. di Santa Croce
(meist in Padua thätig), Vincenzo Catena, Andrea Previtali,
Giambattista Cima da Conegliano u. A. Neben Giov. Bellini’s

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[822/0844] Malerei des XV. Jahrhunderts. Venedig. Heiligen (Querschiff links); — ein geringeres Werk in S. M. For- mosa (2. Alt., rechts). a Die Härte und Strenge Bartolommeo’s mildert sich, nicht ohne den Einfluss Bellini’s, zu einer bisweilen ganz edeln Anmuth und Fülle bei seinem jüngern Bruder oder Verwandten Luigi Vivarini. Meh- reres in der Academie; — eine Auferstehung in S. Giovanni in Bra- gora (Eingang des Chores links, dat. 1498); — zwei einzelne Heilige in S. Giov. Crisostomo (beim 2. Alt., links). — Das herrliche grosse Altarblatt in der Frari (3. Cap. links vom Chor), der zwischen andern Heiligen thronende S. Ambrosius, wurde erst von Basaiti (s. unten) vollendet und gehört schon wesentlich der folgenden Generation an. — Dagegen ist eine Madonna mit zwei heil. Barfüssern im Museum von Neapel ein frühes Bild (1485). b c d e f Carlo Crivelli’s Werke sind fast nur in der Brera zu Mai- land zu suchen. Hart und streng, wie Bartolommeo, prunksüchtig über die Massen, doch nicht ohne Geschmack, in einzelnen Charak- teren noch dem Johannes Alamannus verwandt, dringt er wenigstens in einer thronenden Madonna (1482) zu grosser Anmuth hindurch. — Von ihm vielleicht der heil. Papst Marcus in S. Marco zu Rom (Cap. rechts vom Chor). h Von Fra Antonio da Negroponte ein schönes Altarbild in S. Francesco della vigna zu Venedig, rechtes Querschiff; — ein frag- liches Bild in der Sacristei ebenda. i Die zweite Generation beginnt mit Gentile Bellini (1421 bis 1501) und Giovanni Bellini (1426—1516), den Söhnen des Gia- como B., welcher bei Squarcione und Gentile da Fabriano gelernt hatte. — Die Jugend und das mittlere Alter der beiden Brüder scheint in abhängigen Stellungen dahingegangen zu sein; von Gentile ist nur Weniges vorhanden, die zahlreichen authentischen Werke Giovanni’s aber beginnen erst mit seinem 60sten Lebensjahre. Von seinen zahl- reichen Schülern nennen wir nur die folgenden: Pierfrancesco Bissolo, Piermaria Pennacchi, Martino da Udine, Girol. di Santa Croce (meist in Padua thätig), Vincenzo Catena, Andrea Previtali, Giambattista Cima da Conegliano u. A. Neben Giov. Bellini’s

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 822. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/844>, abgerufen am 18.12.2024.