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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Malerei des germanischen Styles. Giotto und Schule.
a

In der Cap. des heil. Martinus die Geschichten dieses Heiligen,
in zehn Bildern, angeblich von Puccio Capanna.

Über der Kanzel: Krönung Mariä, von Giottino, welchem noch
mehreres Einzelne angehört 1).

b

In S. Chiara: an den vier Feldern des Kreuzgewölbes je zwei
heil. Frauen unter Baldachinen, von Engeln umgeben; von Giottino.

rom.

c

In S. Peter, an der Innenseite der Fassade: die Navicella, ur-
sprünglich eine Composition Giotto's, allein durch mehrmalige Er-
neuerung, ja ganz neue Zusammensetzung des Mosaikes in moderne
Formenbildung übersetzt.

d

In der Stanza capitolare der Sacristei: Auseinander genommene
Tafeln eines Altarwerkes von Giotto.

e

Im Vatican die schon (S. 739, b) genannte Sammlung älterer
Bilder beim Museo cristiano.

f

Im Lateran: an einem der ersten Pfeiler des äussersten Neben-
schiffes rechts: gerettetes Frescofragment Giotto's: Bonifaz VIII
die Indulgenzbulle des Jubiläums von 1300 verkündend, mit zwei Be-
gleitern.

neapel.

g

Kirchlein dell' Incoronata (nicht weit von der Fontana Medina):
das Kreuzgewölbe über der Empore links vom Eingang ausgemalt
von Giotto; seine Urheberschaft wird bestritten wegen mehrerer als
Porträts gedeuteter Köpfe, welche allerdings ein chronologisches Hin-
derniss sein würden; allein diese Deutungen sind auch nicht sicher,
so dass es bei Giotto sein Bewenden haben mag. In sieben Gewölbe-

1) Vorliegendes grösserntheils nach Witte. Ausserdem finde ich in meinen meist
flüchtigen Notizen von 1848 noch eine Cap. der h. Magdalena angemerkt, mit
Fresken Giottino's, von geistreichen und lebendigen Motiven. In der Ent-
fernung von allen Abbildungen und nähern Nachweisen kann ich diese An-
gabe nicht mehr verificiren, rathe aber jedem Kunstfreund, wenn er einen
so wundervollen Frühlingstag in Assisi zum Geschenk erhält wie ich im
J. 1848, seine Notizen bei Zeiten zu machen. Ein zweiter Besuch im J. 1853,
unter strömendem Regen in's Werk gesetzt, liess mich die frühere Versäum-
niss schwer bereuen. Die Unterkirche war nachtdunkel; nur das goldene
Gewand des heil. Franciscus schimmerte vom Gewölbe hernieder.
Malerei des germanischen Styles. Giotto und Schule.
a

In der Cap. des heil. Martinus die Geschichten dieses Heiligen,
in zehn Bildern, angeblich von Puccio Capanna.

Über der Kanzel: Krönung Mariä, von Giottino, welchem noch
mehreres Einzelne angehört 1).

b

In S. Chiara: an den vier Feldern des Kreuzgewölbes je zwei
heil. Frauen unter Baldachinen, von Engeln umgeben; von Giottino.

rom.

c

In S. Peter, an der Innenseite der Fassade: die Navicella, ur-
sprünglich eine Composition Giotto’s, allein durch mehrmalige Er-
neuerung, ja ganz neue Zusammensetzung des Mosaikes in moderne
Formenbildung übersetzt.

d

In der Stanza capitolare der Sacristei: Auseinander genommene
Tafeln eines Altarwerkes von Giotto.

e

Im Vatican die schon (S. 739, b) genannte Sammlung älterer
Bilder beim Museo cristiano.

f

Im Lateran: an einem der ersten Pfeiler des äussersten Neben-
schiffes rechts: gerettetes Frescofragment Giotto’s: Bonifaz VIII
die Indulgenzbulle des Jubiläums von 1300 verkündend, mit zwei Be-
gleitern.

neapel.

g

Kirchlein dell’ Incoronata (nicht weit von der Fontana Medina):
das Kreuzgewölbe über der Empore links vom Eingang ausgemalt
von Giotto; seine Urheberschaft wird bestritten wegen mehrerer als
Porträts gedeuteter Köpfe, welche allerdings ein chronologisches Hin-
derniss sein würden; allein diese Deutungen sind auch nicht sicher,
so dass es bei Giotto sein Bewenden haben mag. In sieben Gewölbe-

1) Vorliegendes grösserntheils nach Witte. Ausserdem finde ich in meinen meist
flüchtigen Notizen von 1848 noch eine Cap. der h. Magdalena angemerkt, mit
Fresken Giottino’s, von geistreichen und lebendigen Motiven. In der Ent-
fernung von allen Abbildungen und nähern Nachweisen kann ich diese An-
gabe nicht mehr verificiren, rathe aber jedem Kunstfreund, wenn er einen
so wundervollen Frühlingstag in Assisi zum Geschenk erhält wie ich im
J. 1848, seine Notizen bei Zeiten zu machen. Ein zweiter Besuch im J. 1853,
unter strömendem Regen in’s Werk gesetzt, liess mich die frühere Versäum-
niss schwer bereuen. Die Unterkirche war nachtdunkel; nur das goldene
Gewand des heil. Franciscus schimmerte vom Gewölbe hernieder.
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[756/0778] Malerei des germanischen Styles. Giotto und Schule. In der Cap. des heil. Martinus die Geschichten dieses Heiligen, in zehn Bildern, angeblich von Puccio Capanna. Über der Kanzel: Krönung Mariä, von Giottino, welchem noch mehreres Einzelne angehört 1). In S. Chiara: an den vier Feldern des Kreuzgewölbes je zwei heil. Frauen unter Baldachinen, von Engeln umgeben; von Giottino. rom. In S. Peter, an der Innenseite der Fassade: die Navicella, ur- sprünglich eine Composition Giotto’s, allein durch mehrmalige Er- neuerung, ja ganz neue Zusammensetzung des Mosaikes in moderne Formenbildung übersetzt. In der Stanza capitolare der Sacristei: Auseinander genommene Tafeln eines Altarwerkes von Giotto. Im Vatican die schon (S. 739, b) genannte Sammlung älterer Bilder beim Museo cristiano. Im Lateran: an einem der ersten Pfeiler des äussersten Neben- schiffes rechts: gerettetes Frescofragment Giotto’s: Bonifaz VIII die Indulgenzbulle des Jubiläums von 1300 verkündend, mit zwei Be- gleitern. neapel. Kirchlein dell’ Incoronata (nicht weit von der Fontana Medina): das Kreuzgewölbe über der Empore links vom Eingang ausgemalt von Giotto; seine Urheberschaft wird bestritten wegen mehrerer als Porträts gedeuteter Köpfe, welche allerdings ein chronologisches Hin- derniss sein würden; allein diese Deutungen sind auch nicht sicher, so dass es bei Giotto sein Bewenden haben mag. In sieben Gewölbe- 1) Vorliegendes grösserntheils nach Witte. Ausserdem finde ich in meinen meist flüchtigen Notizen von 1848 noch eine Cap. der h. Magdalena angemerkt, mit Fresken Giottino’s, von geistreichen und lebendigen Motiven. In der Ent- fernung von allen Abbildungen und nähern Nachweisen kann ich diese An- gabe nicht mehr verificiren, rathe aber jedem Kunstfreund, wenn er einen so wundervollen Frühlingstag in Assisi zum Geschenk erhält wie ich im J. 1848, seine Notizen bei Zeiten zu machen. Ein zweiter Besuch im J. 1853, unter strömendem Regen in’s Werk gesetzt, liess mich die frühere Versäum- niss schwer bereuen. Die Unterkirche war nachtdunkel; nur das goldene Gewand des heil. Franciscus schimmerte vom Gewölbe hernieder.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 756. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/778>, abgerufen am 17.06.2024.