Verfügung, die ihr im Norden wenigstens in Hauptkirchen nicht ge- gönnt wurden und mit welchen wesentlich auf sie gerechnet war. Die Malerei als Gattung zieht den grössten Genius des Jahrhunderts an sich, Giotto. Die Stellung, welche sie gegenüber den übrigen Kün- sten schon im XIII. Jahrh. behauptet, wird durch Seine Leistungen glänzend erweitert; das Vorurtheil zu Gunsten monumentaler Bilder- kreise in Fresco, welches Er und die Seinigen so sehr verstärkten, bildet für alle Folgezeit den festen Boden, ohne welchen auch Rafael und Michelangelo nicht die Aufgaben angetroffen hätten, in welchen sie sich am grössten erwiesen.
Giotto lebte 1276--1336. Von seinen wichtigsten Schülern und nähern Nachfolgern, meist Florentinern, sind zu nennen: Taddeo Gaddi (geb. um 1300, st. 1352); Giottino (eigentlich Tommaso di Stefano, 1324--1356); Giovanni da Melano (d. h. Mailand); An- drea Orcagna (richtiger Arcagnolo, eigentlich Andrea di Cione, 1329--1389); dessen Bruder (?) Bernardo; ferner Angelo Gaddi (st. nach 1394): Spinello von Arezzo (st. nach 1408); Antonio Veneziano; Francesco da Volterra (beide gegen Ende des XIV. Jahrhunderts im Camposanto zu Pisa thätig); Niccolo di Pietro u. a. -- Einstweilen nehmen wir auch denjenigen Maler mit hinzu, welcher im Camposanto Symone da Siena heisst, sowie auch die Sienesen Ambrogio und Pietro di Lorenzo, welchen wir in ihrer Heimathschule wieder begegnen werden.
Wir zählen nun die wichtigsten Werke nach den Orten auf, je- desmal mit Angabe derjenigen Meister, welchen sie die Tradition zu- schreibt. Wo es wesentlich ist, die Controversen über diese Benen- nungen zu kennen, möge diess in Kürze angedeutet werden. Auch einige der wichtigern Altarbilder sind dabei mit zu nennen.
padua.
Die Capelle S. Maria dell' Arena; das Innere ganz mit dena Fresken Giotto's bedeckt. (Seit 1303, also sein frühstes grosses Werk.) Das Leben der Jungfrau und die Geschichte Christi in vie- len Bildern; am Sockel grau in grau die allegorischen Figuren der Tugenden und Laster; an der Vorderwand das Weltgericht. (Bestes Licht: Morgens.)
Germanischer Styl.
Verfügung, die ihr im Norden wenigstens in Hauptkirchen nicht ge- gönnt wurden und mit welchen wesentlich auf sie gerechnet war. Die Malerei als Gattung zieht den grössten Genius des Jahrhunderts an sich, Giotto. Die Stellung, welche sie gegenüber den übrigen Kün- sten schon im XIII. Jahrh. behauptet, wird durch Seine Leistungen glänzend erweitert; das Vorurtheil zu Gunsten monumentaler Bilder- kreise in Fresco, welches Er und die Seinigen so sehr verstärkten, bildet für alle Folgezeit den festen Boden, ohne welchen auch Rafael und Michelangelo nicht die Aufgaben angetroffen hätten, in welchen sie sich am grössten erwiesen.
Giotto lebte 1276—1336. Von seinen wichtigsten Schülern und nähern Nachfolgern, meist Florentinern, sind zu nennen: Taddeo Gaddi (geb. um 1300, st. 1352); Giottino (eigentlich Tommaso di Stefano, 1324—1356); Giovanni da Melano (d. h. Mailand); An- drea Orcagna (richtiger Arcagnolo, eigentlich Andrea di Cione, 1329—1389); dessen Bruder (?) Bernardo; ferner Angelo Gaddi (st. nach 1394): Spinello von Arezzo (st. nach 1408); Antonio Veneziano; Francesco da Volterra (beide gegen Ende des XIV. Jahrhunderts im Camposanto zu Pisa thätig); Niccolò di Pietro u. a. — Einstweilen nehmen wir auch denjenigen Maler mit hinzu, welcher im Camposanto Symone da Siena heisst, sowie auch die Sienesen Ambrogio und Pietro di Lorenzo, welchen wir in ihrer Heimathschule wieder begegnen werden.
Wir zählen nun die wichtigsten Werke nach den Orten auf, je- desmal mit Angabe derjenigen Meister, welchen sie die Tradition zu- schreibt. Wo es wesentlich ist, die Controversen über diese Benen- nungen zu kennen, möge diess in Kürze angedeutet werden. Auch einige der wichtigern Altarbilder sind dabei mit zu nennen.
padua.
Die Capelle S. Maria dell’ Arena; das Innere ganz mit dena Fresken Giotto’s bedeckt. (Seit 1303, also sein frühstes grosses Werk.) Das Leben der Jungfrau und die Geschichte Christi in vie- len Bildern; am Sockel grau in grau die allegorischen Figuren der Tugenden und Laster; an der Vorderwand das Weltgericht. (Bestes Licht: Morgens.)
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Germanischer Styl.
Verfügung, die ihr im Norden wenigstens in Hauptkirchen nicht ge-
gönnt wurden und mit welchen wesentlich auf sie gerechnet war. Die
Malerei als Gattung zieht den grössten Genius des Jahrhunderts an
sich, Giotto. Die Stellung, welche sie gegenüber den übrigen Kün-
sten schon im XIII. Jahrh. behauptet, wird durch Seine Leistungen
glänzend erweitert; das Vorurtheil zu Gunsten monumentaler Bilder-
kreise in Fresco, welches Er und die Seinigen so sehr verstärkten,
bildet für alle Folgezeit den festen Boden, ohne welchen auch Rafael
und Michelangelo nicht die Aufgaben angetroffen hätten, in welchen
sie sich am grössten erwiesen.
Giotto lebte 1276—1336. Von seinen wichtigsten Schülern und
nähern Nachfolgern, meist Florentinern, sind zu nennen: Taddeo
Gaddi (geb. um 1300, st. 1352); Giottino (eigentlich Tommaso di
Stefano, 1324—1356); Giovanni da Melano (d. h. Mailand); An-
drea Orcagna (richtiger Arcagnolo, eigentlich Andrea di Cione,
1329—1389); dessen Bruder (?) Bernardo; ferner Angelo Gaddi
(st. nach 1394): Spinello von Arezzo (st. nach 1408); Antonio
Veneziano; Francesco da Volterra (beide gegen Ende des
XIV. Jahrhunderts im Camposanto zu Pisa thätig); Niccolò di
Pietro u. a. — Einstweilen nehmen wir auch denjenigen Maler mit
hinzu, welcher im Camposanto Symone da Siena heisst, sowie
auch die Sienesen Ambrogio und Pietro di Lorenzo, welchen
wir in ihrer Heimathschule wieder begegnen werden.
Wir zählen nun die wichtigsten Werke nach den Orten auf, je-
desmal mit Angabe derjenigen Meister, welchen sie die Tradition zu-
schreibt. Wo es wesentlich ist, die Controversen über diese Benen-
nungen zu kennen, möge diess in Kürze angedeutet werden. Auch
einige der wichtigern Altarbilder sind dabei mit zu nennen.
padua.
Die Capelle S. Maria dell’ Arena; das Innere ganz mit den
Fresken Giotto’s bedeckt. (Seit 1303, also sein frühstes grosses
Werk.) Das Leben der Jungfrau und die Geschichte Christi in vie-
len Bildern; am Sockel grau in grau die allegorischen Figuren der
Tugenden und Laster; an der Vorderwand das Weltgericht. (Bestes
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 749. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/771>, abgerufen am 18.12.2024.
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