S. Maria in Trastevere enthält die Halbkuppel der Tribuna unda die umgebende Wand das erste Hauptwerk des romanischen Styles in Italien (1139--1153); bei aller Roheit der Formen begrüsst man doch gerne die neuen Motive, ja das beginnende individuelle Leben; Christus und Maria zusammen thronend, sein Arm auf ihrer Schulter -- diess ist auch im Gedanken unbyzantinisch. (Aus ders. Zeit: oben an der Fassade die Jungfrau mit acht Märtyrinnen und zwei andern heil. Frauen; -- aus dem Anfang des XIV. Jahrh. und zwar von Pietro Cavallini: die Einzelbilder aus der Geschichte Christi imb untern Theil der Tribuna.) -- Auch das Chormosaik von S. Clementec (vor 1150) ist im Figürlichen schon ganz romanisch; das Rankenwerk in der Halbkuppel ahmt jenes prächtige lateranensische Ornament (S. 89, a) nur in andern Farben und mit Zuthat vieler kleiner Fi- guren nach.
Allein aus geschichtlichen Ursachen oder weil der rechte Künstler noch nicht gekommen war, blieb diese neue römische Richtung einst- weilen ohne bedeutende Folge. Den einzigen Kunstaufschwung wel- cher einigermassen für die Zeit Innocenz III und seiner nächsten Nachfolger in Anspruch genommen werden kann, haben wir oben (S. 97, 98) in den bessern Cosmatenbauten erkannt. Die Malerei schreitet durchaus nicht vorwärts. Rückfälle in den Byzantinismus zeigen sich z. B. in der Detailausführung des grossen Nischenmosaiksd in S. Paul (seit 1216), welches als eine neue Redaction des im V. Jahrh. dort angebrachten erscheint 1); -- ebenso in jenen soeben S. 740, b, c, genannten Wandmalereien. -- Die Mosaiken zweier kleinen Nischen in S. Costanza (1254--1261) sind so roh und geringfügig,e dass auf ihren Styl nicht viel ankömmt. -- An dem Mosaik der Fas- sade des Domes von Spoleto, welches 1207 von einem Maler Sol-f sernus verfertigt wurde, verbindet sich wenigstens der byzantinische Styl mit einer gewissen Freiheit und Würde, zumal in den Geberden der Maria und des Johannes; Christus hat die jugendliche Bildung wieder erlangt, welche bei den Byzantinern einer Greisenfigur hatte weichen müssen.
1) Die Mosaiken über der Nische und gegenüber an der Querschiffseite des* Triumphbogens sind (oder waren vor 1823) Arbeiten des XIV. Jahrhunderts.
Fresken und Mosaiken von Rom.
S. Maria in Trastevere enthält die Halbkuppel der Tribuna unda die umgebende Wand das erste Hauptwerk des romanischen Styles in Italien (1139—1153); bei aller Roheit der Formen begrüsst man doch gerne die neuen Motive, ja das beginnende individuelle Leben; Christus und Maria zusammen thronend, sein Arm auf ihrer Schulter — diess ist auch im Gedanken unbyzantinisch. (Aus ders. Zeit: oben an der Fassade die Jungfrau mit acht Märtyrinnen und zwei andern heil. Frauen; — aus dem Anfang des XIV. Jahrh. und zwar von Pietro Cavallini: die Einzelbilder aus der Geschichte Christi imb untern Theil der Tribuna.) — Auch das Chormosaik von S. Clementec (vor 1150) ist im Figürlichen schon ganz romanisch; das Rankenwerk in der Halbkuppel ahmt jenes prächtige lateranensische Ornament (S. 89, a) nur in andern Farben und mit Zuthat vieler kleiner Fi- guren nach.
Allein aus geschichtlichen Ursachen oder weil der rechte Künstler noch nicht gekommen war, blieb diese neue römische Richtung einst- weilen ohne bedeutende Folge. Den einzigen Kunstaufschwung wel- cher einigermassen für die Zeit Innocenz III und seiner nächsten Nachfolger in Anspruch genommen werden kann, haben wir oben (S. 97, 98) in den bessern Cosmatenbauten erkannt. Die Malerei schreitet durchaus nicht vorwärts. Rückfälle in den Byzantinismus zeigen sich z. B. in der Detailausführung des grossen Nischenmosaiksd in S. Paul (seit 1216), welches als eine neue Redaction des im V. Jahrh. dort angebrachten erscheint 1); — ebenso in jenen soeben S. 740, b, c, genannten Wandmalereien. — Die Mosaiken zweier kleinen Nischen in S. Costanza (1254—1261) sind so roh und geringfügig,e dass auf ihren Styl nicht viel ankömmt. — An dem Mosaik der Fas- sade des Domes von Spoleto, welches 1207 von einem Maler Sol-f sernus verfertigt wurde, verbindet sich wenigstens der byzantinische Styl mit einer gewissen Freiheit und Würde, zumal in den Geberden der Maria und des Johannes; Christus hat die jugendliche Bildung wieder erlangt, welche bei den Byzantinern einer Greisenfigur hatte weichen müssen.
1) Die Mosaiken über der Nische und gegenüber an der Querschiffseite des* Triumphbogens sind (oder waren vor 1823) Arbeiten des XIV. Jahrhunderts.
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Fresken und Mosaiken von Rom.
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in Italien (1139—1153); bei aller Roheit der Formen begrüsst man
doch gerne die neuen Motive, ja das beginnende individuelle Leben;
Christus und Maria zusammen thronend, sein Arm auf ihrer Schulter
— diess ist auch im Gedanken unbyzantinisch. (Aus ders. Zeit: oben
an der Fassade die Jungfrau mit acht Märtyrinnen und zwei andern
heil. Frauen; — aus dem Anfang des XIV. Jahrh. und zwar von
Pietro Cavallini: die Einzelbilder aus der Geschichte Christi im
untern Theil der Tribuna.) — Auch das Chormosaik von S. Clemente
(vor 1150) ist im Figürlichen schon ganz romanisch; das Rankenwerk
in der Halbkuppel ahmt jenes prächtige lateranensische Ornament
(S. 89, a) nur in andern Farben und mit Zuthat vieler kleiner Fi-
guren nach.
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noch nicht gekommen war, blieb diese neue römische Richtung einst-
weilen ohne bedeutende Folge. Den einzigen Kunstaufschwung wel-
cher einigermassen für die Zeit Innocenz III und seiner nächsten
Nachfolger in Anspruch genommen werden kann, haben wir oben
(S. 97, 98) in den bessern Cosmatenbauten erkannt. Die Malerei
schreitet durchaus nicht vorwärts. Rückfälle in den Byzantinismus
zeigen sich z. B. in der Detailausführung des grossen Nischenmosaiks
in S. Paul (seit 1216), welches als eine neue Redaction des im V.
Jahrh. dort angebrachten erscheint 1); — ebenso in jenen soeben
S. 740, b, c, genannten Wandmalereien. — Die Mosaiken zweier kleinen
Nischen in S. Costanza (1254—1261) sind so roh und geringfügig,
dass auf ihren Styl nicht viel ankömmt. — An dem Mosaik der Fas-
sade des Domes von Spoleto, welches 1207 von einem Maler Sol-
sernus verfertigt wurde, verbindet sich wenigstens der byzantinische
Styl mit einer gewissen Freiheit und Würde, zumal in den Geberden
der Maria und des Johannes; Christus hat die jugendliche Bildung
wieder erlangt, welche bei den Byzantinern einer Greisenfigur hatte
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1) Die Mosaiken über der Nische und gegenüber an der Querschiffseite des
Triumphbogens sind (oder waren vor 1823) Arbeiten des XIV. Jahrhunderts.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 741. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/763>, abgerufen am 18.12.2024.
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