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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Komische Schauspieler. Trophäen. Thiere.
den pompejanischen Malereien vor. Einzelne Statuen komischer
Schauspieler
sind gleichsam als eine Weiterbildung der Masken
zu betrachten; sie stellen einen Moment einer bestimmten Rolle, z. B.
eines Davus, eines Maccus dar, und nicht den berühmten Komiker
N. N. in dieser und jener Rolle. (Die besten im obern Gang des Va-a
ticans, andere in der Villa Albani, Kaffehaus 1); manche als kleineb
Bronzefiguren in den betreffenden Sammlungen.) -- Für die Malerei
waren ganze Theaterscenen und Proben ein nicht ungewöhnlicher Ge-
genstand, wie mehrere antike Gemälde und Mosaiken des Museums
von Neapel beweisen (u. a. die beiden zierlichen Mosaiken des Dio-c
medes, erster unterer Saal links). In Rom geben die einfachern Mo-
saiken am Boden der Sala delle Muse im Vatican einen ziemlich ge-d
nauen Begriff von dem Auftreten tragischer Schauspieler.


Von andern leblosen Gegenständen hat die römische Kunst bis-
weilen die Trophäen mit ganz besonderer Schönheit gebildet, sowohl
im Relief (Basis der Trajanssäule) als in runder Arbeit (Balustradee
des Capitols). Die plastische Gruppirung des Unbelebten hat vielleichtf
überhaupt keine höhern Muster aufzuweisen als diese.


Die Thierbildungen der alten Kunst zeigen eine reiche Scala
der Auffassung, vom Heroischen bis zum ganz Naturalistischen. In
den edlern und gewaltigeren Thiergattungen lebt eine ähnliche Hoheit
der Form wie in den Statuen von Göttern und Helden; in den ge-
ringern wird man mehr jene naivsten Züge des Lebens bewundern,
die das Thier in seinem Charakter zeigen. -- Dieser ganze Kunstzweig
muss eine grosse Ausdehnung gehabt haben; von noch vorhandenen
Resten ist z. B. die grosse Sala degli Animali im Vatican erfüllt,g
und auch im Museo Chiaramonti findet sich Vieles, lauter römischeh
Arbeiten, die zum Luxus des Hauses, zum Schmuck der Brunnen und
Gärten gedient haben mögen. Den Vorzug behaupten natürlich die
grossen, monumentalen Thiergestalten.

1) Letztere zusammen, wenn sie richtig geordnet würden, eine komische Scene
vorstellend. [Ansicht Brauns.]
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Komische Schauspieler. Trophäen. Thiere.
den pompejanischen Malereien vor. Einzelne Statuen komischer
Schauspieler
sind gleichsam als eine Weiterbildung der Masken
zu betrachten; sie stellen einen Moment einer bestimmten Rolle, z. B.
eines Davus, eines Maccus dar, und nicht den berühmten Komiker
N. N. in dieser und jener Rolle. (Die besten im obern Gang des Va-a
ticans, andere in der Villa Albani, Kaffehaus 1); manche als kleineb
Bronzefiguren in den betreffenden Sammlungen.) — Für die Malerei
waren ganze Theaterscenen und Proben ein nicht ungewöhnlicher Ge-
genstand, wie mehrere antike Gemälde und Mosaiken des Museums
von Neapel beweisen (u. a. die beiden zierlichen Mosaiken des Dio-c
medes, erster unterer Saal links). In Rom geben die einfachern Mo-
saiken am Boden der Sala delle Muse im Vatican einen ziemlich ge-d
nauen Begriff von dem Auftreten tragischer Schauspieler.


Von andern leblosen Gegenständen hat die römische Kunst bis-
weilen die Trophäen mit ganz besonderer Schönheit gebildet, sowohl
im Relief (Basis der Trajanssäule) als in runder Arbeit (Balustradee
des Capitols). Die plastische Gruppirung des Unbelebten hat vielleichtf
überhaupt keine höhern Muster aufzuweisen als diese.


Die Thierbildungen der alten Kunst zeigen eine reiche Scala
der Auffassung, vom Heroischen bis zum ganz Naturalistischen. In
den edlern und gewaltigeren Thiergattungen lebt eine ähnliche Hoheit
der Form wie in den Statuen von Göttern und Helden; in den ge-
ringern wird man mehr jene naivsten Züge des Lebens bewundern,
die das Thier in seinem Charakter zeigen. — Dieser ganze Kunstzweig
muss eine grosse Ausdehnung gehabt haben; von noch vorhandenen
Resten ist z. B. die grosse Sala degli Animali im Vatican erfüllt,g
und auch im Museo Chiaramonti findet sich Vieles, lauter römischeh
Arbeiten, die zum Luxus des Hauses, zum Schmuck der Brunnen und
Gärten gedient haben mögen. Den Vorzug behaupten natürlich die
grossen, monumentalen Thiergestalten.

1) Letztere zusammen, wenn sie richtig geordnet würden, eine komische Scene
vorstellend. [Ansicht Brauns.]
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[531/0553] Komische Schauspieler. Trophäen. Thiere. den pompejanischen Malereien vor. Einzelne Statuen komischer Schauspieler sind gleichsam als eine Weiterbildung der Masken zu betrachten; sie stellen einen Moment einer bestimmten Rolle, z. B. eines Davus, eines Maccus dar, und nicht den berühmten Komiker N. N. in dieser und jener Rolle. (Die besten im obern Gang des Va- ticans, andere in der Villa Albani, Kaffehaus 1); manche als kleine Bronzefiguren in den betreffenden Sammlungen.) — Für die Malerei waren ganze Theaterscenen und Proben ein nicht ungewöhnlicher Ge- genstand, wie mehrere antike Gemälde und Mosaiken des Museums von Neapel beweisen (u. a. die beiden zierlichen Mosaiken des Dio- medes, erster unterer Saal links). In Rom geben die einfachern Mo- saiken am Boden der Sala delle Muse im Vatican einen ziemlich ge- nauen Begriff von dem Auftreten tragischer Schauspieler. a b c d Von andern leblosen Gegenständen hat die römische Kunst bis- weilen die Trophäen mit ganz besonderer Schönheit gebildet, sowohl im Relief (Basis der Trajanssäule) als in runder Arbeit (Balustrade des Capitols). Die plastische Gruppirung des Unbelebten hat vielleicht überhaupt keine höhern Muster aufzuweisen als diese. e f Die Thierbildungen der alten Kunst zeigen eine reiche Scala der Auffassung, vom Heroischen bis zum ganz Naturalistischen. In den edlern und gewaltigeren Thiergattungen lebt eine ähnliche Hoheit der Form wie in den Statuen von Göttern und Helden; in den ge- ringern wird man mehr jene naivsten Züge des Lebens bewundern, die das Thier in seinem Charakter zeigen. — Dieser ganze Kunstzweig muss eine grosse Ausdehnung gehabt haben; von noch vorhandenen Resten ist z. B. die grosse Sala degli Animali im Vatican erfüllt, und auch im Museo Chiaramonti findet sich Vieles, lauter römische Arbeiten, die zum Luxus des Hauses, zum Schmuck der Brunnen und Gärten gedient haben mögen. Den Vorzug behaupten natürlich die grossen, monumentalen Thiergestalten. g h 1) Letztere zusammen, wenn sie richtig geordnet würden, eine komische Scene vorstellend. [Ansicht Brauns.] 34*

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/553>, abgerufen am 16.06.2024.