Diejenige im Palast Chigi zu Rom, Copie von Menophantos nach einer berühmten Statue in Troas; mit der linken das Gewand vor den Schooss ziehend, die Rechte vor der Brust.
b
Diejenige im Herakleszimmer der Villa Borghese.
c
Die capitolinische (in einem verschlossenen Zimmer des Mu- seo capitolino); beide Hände frei; ziemlich stark vorwärts gebeugt, sodass die obern Theile des Hauptes dem Licht zu Gefallen etwas flach zurückliegend gebildet werden mussten; die Rückseite von un- vergleichlicher naturalistisch-schöner Bildung. Fast unverletzt er- halten.
d
Diejenige im Hauptsaal der Villa Ludovisi, sehr durch Politur verdorben und wohl nie von besonders guter, eher von schwülstiger Arbeit, verräth in der grossartigen Auffassung des Kopfes ein treff- liches Urbild. Die Haltung kommt der Venus Chigi am nächsten.
e
Diejenige im Palast Pitti zu Florenz (inneres Vestibul oberhalb der Haupttreppe); der linke (richtig restaurirte) Arm nach dem Salb- gefäss gewandt, der rechte vor dem Schooss. Gute römische Arbeit.
f
Diejenige im Dogenpalast zu Venedig (Coridojo), der capitolini- schen nahe verwandt, von mittlerer römischer Arbeit; der Kopf noch mehr alterthümlich.
Von diesen Aphroditenbildern unterscheidet sich eine dritte Gat- tung, an deren Spitze die mediceische Venus steht. Hier erreicht der Liebreiz seine höchste Stufe durch das Mädchenhafte, welches sich in den noch nicht vollständig ausgebildeten Formen und in dem feinen Köpfchen ausspricht. Der kleinere Massstab gehört wesentlich dazu, um diesen Charakter zu vervollständigen. Von der Göttin sind wir hier allerdings wieder um eine Stufe weiter entfernt, und ein ernster Blick mag sich wohl gerne zurückwenden von dem Mädchen zu jenen reifen göttlichen Weibern, zur siegreichen und zur knidischen Aphro- dite. Allein auch hier hat die Kunst ein Höchstes gegeben.
g
Die mediceische Venus, in der Tribuna der Uffizien zu Flo- renz, ist ein Werk des Atheners Kleomenes, Sohnes des Apollodorus (die jetzige Inschrift neu, aber Copie einer gleichlautenden echten), vielleicht aus dem II. Jahrhundert v. Chr. -- Hier ist kein Gewand
Antike Sculptur. Aphrodite.
a
Diejenige im Palast Chigi zu Rom, Copie von Menophantos nach einer berühmten Statue in Troas; mit der linken das Gewand vor den Schooss ziehend, die Rechte vor der Brust.
b
Diejenige im Herakleszimmer der Villa Borghese.
c
Die capitolinische (in einem verschlossenen Zimmer des Mu- seo capitolino); beide Hände frei; ziemlich stark vorwärts gebeugt, sodass die obern Theile des Hauptes dem Licht zu Gefallen etwas flach zurückliegend gebildet werden mussten; die Rückseite von un- vergleichlicher naturalistisch-schöner Bildung. Fast unverletzt er- halten.
d
Diejenige im Hauptsaal der Villa Ludovisi, sehr durch Politur verdorben und wohl nie von besonders guter, eher von schwülstiger Arbeit, verräth in der grossartigen Auffassung des Kopfes ein treff- liches Urbild. Die Haltung kommt der Venus Chigi am nächsten.
e
Diejenige im Palast Pitti zu Florenz (inneres Vestibul oberhalb der Haupttreppe); der linke (richtig restaurirte) Arm nach dem Salb- gefäss gewandt, der rechte vor dem Schooss. Gute römische Arbeit.
f
Diejenige im Dogenpalast zu Venedig (Coridojo), der capitolini- schen nahe verwandt, von mittlerer römischer Arbeit; der Kopf noch mehr alterthümlich.
Von diesen Aphroditenbildern unterscheidet sich eine dritte Gat- tung, an deren Spitze die mediceische Venus steht. Hier erreicht der Liebreiz seine höchste Stufe durch das Mädchenhafte, welches sich in den noch nicht vollständig ausgebildeten Formen und in dem feinen Köpfchen ausspricht. Der kleinere Massstab gehört wesentlich dazu, um diesen Charakter zu vervollständigen. Von der Göttin sind wir hier allerdings wieder um eine Stufe weiter entfernt, und ein ernster Blick mag sich wohl gerne zurückwenden von dem Mädchen zu jenen reifen göttlichen Weibern, zur siegreichen und zur knidischen Aphro- dite. Allein auch hier hat die Kunst ein Höchstes gegeben.
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Die mediceische Venus, in der Tribuna der Uffizien zu Flo- renz, ist ein Werk des Atheners Kleomenes, Sohnes des Apollodorus (die jetzige Inschrift neu, aber Copie einer gleichlautenden echten), vielleicht aus dem II. Jahrhundert v. Chr. — Hier ist kein Gewand
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Antike Sculptur. Aphrodite.
Diejenige im Palast Chigi zu Rom, Copie von Menophantos nach
einer berühmten Statue in Troas; mit der linken das Gewand vor den
Schooss ziehend, die Rechte vor der Brust.
Diejenige im Herakleszimmer der Villa Borghese.
Die capitolinische (in einem verschlossenen Zimmer des Mu-
seo capitolino); beide Hände frei; ziemlich stark vorwärts gebeugt,
sodass die obern Theile des Hauptes dem Licht zu Gefallen etwas
flach zurückliegend gebildet werden mussten; die Rückseite von un-
vergleichlicher naturalistisch-schöner Bildung. Fast unverletzt er-
halten.
Diejenige im Hauptsaal der Villa Ludovisi, sehr durch Politur
verdorben und wohl nie von besonders guter, eher von schwülstiger
Arbeit, verräth in der grossartigen Auffassung des Kopfes ein treff-
liches Urbild. Die Haltung kommt der Venus Chigi am nächsten.
Diejenige im Palast Pitti zu Florenz (inneres Vestibul oberhalb
der Haupttreppe); der linke (richtig restaurirte) Arm nach dem Salb-
gefäss gewandt, der rechte vor dem Schooss. Gute römische Arbeit.
Diejenige im Dogenpalast zu Venedig (Coridojo), der capitolini-
schen nahe verwandt, von mittlerer römischer Arbeit; der Kopf noch
mehr alterthümlich.
Von diesen Aphroditenbildern unterscheidet sich eine dritte Gat-
tung, an deren Spitze die mediceische Venus steht. Hier erreicht der
Liebreiz seine höchste Stufe durch das Mädchenhafte, welches sich in
den noch nicht vollständig ausgebildeten Formen und in dem feinen
Köpfchen ausspricht. Der kleinere Massstab gehört wesentlich dazu,
um diesen Charakter zu vervollständigen. Von der Göttin sind wir
hier allerdings wieder um eine Stufe weiter entfernt, und ein ernster
Blick mag sich wohl gerne zurückwenden von dem Mädchen zu jenen
reifen göttlichen Weibern, zur siegreichen und zur knidischen Aphro-
dite. Allein auch hier hat die Kunst ein Höchstes gegeben.
Die mediceische Venus, in der Tribuna der Uffizien zu Flo-
renz, ist ein Werk des Atheners Kleomenes, Sohnes des Apollodorus
(die jetzige Inschrift neu, aber Copie einer gleichlautenden echten),
vielleicht aus dem II. Jahrhundert v. Chr. — Hier ist kein Gewand
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/472>, abgerufen am 18.12.2024.
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