ruhig stehenden Athleten gehört vielleicht, wie wir sehen werden, der asog. capitolinische Antinous. Andere Arbeiten von Werth: der Athlet mit Salbgefäss in der Galeria delle Statue des Vaticans; der schlanke, bkurzhalsige, einem alterthümlich strengen Original nachgebildete, im grossen Saale des capitolinischen Museums; der das Stirnband Um- clegende (Diadumenos) im grossen Saal des Palastes Farnese, nach einem berühmten Motiv. -- Vier Athleten im ersten Gang der Uffi- dzien zu Florenz, zum Theil willkürlich restaurirt und von jeher nicht viel mehr als Decorationsarbeit, aber vielleicht nach Originalen der grossen alten Zeit, worauf der breite, gewaltige Typus und beson- ders die Bildung des Kopfes und Halses hinweist. Ein ähnlicher im ePal. Pitti (inneres Vestibul oberhalb der Haupttreppe.)
f
Von den Bronzen des Museums von Neapel (Abtheilung der grossen Bronzen) gehören ausser mehrern schönen Köpfen hieher die beiden trefflichen Statuen der gebückt laufenden Jünglinge. Bei Wer- ken von so lebensvoller, wenn auch einfacher Arbeit hat der geringste Zug seine Bedeutung. Es wird also eine sehr aufmerksame Betrach- tung wohl dahin gelangen zu entscheiden, ob eigentliche Wettläufer, ob Discuswerfer die ihrer entrollenden Scheibe nachblicken, ob end- lich Ringer gemeint sind, welche sich den Punkt des Angriffs er- sehen. Kenner des jetzigen Ringkampfes versichern das Letztere.
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Ein sehr tüchtiger bronzener Athlet, der sog. Idolino, steht in den Uffizien (zweites Zimmer der Bronzen) auf einer prächtigen Basis aus der Renaissancezeit, von Verocchio oder Settignano. -- hEbendaselbst (sechster Schrank) die Statuette eines Ringers in voller Bewegung; am aufgehobenen rechten Ellbogen ist noch die Hand seines fehlenden Mitringers erhalten.
Diese wahrscheinlich erst aus römischer Zeit stammenden Exem- plare lassen auf die Verehrung schliessen, welche jenen ebenfalls ehernen Athletenbildern der griechischen Kampfstätten noch immer gewidmet wurde. Die spätere Sculptur muss nach den Siegerstatuen von Olympia wie nach einer Sammlung von Urkunden der Kraft und Anmuth emporgeblickt haben.
Die beiden Ringer in der Tribuna der Uffizien zu Florenz werden bei Anlass der Gruppen behandelt werden.
Antike Sculptur. Athleten. Ringer.
ruhig stehenden Athleten gehört vielleicht, wie wir sehen werden, der asog. capitolinische Antinous. Andere Arbeiten von Werth: der Athlet mit Salbgefäss in der Galeria delle Statue des Vaticans; der schlanke, bkurzhalsige, einem alterthümlich strengen Original nachgebildete, im grossen Saale des capitolinischen Museums; der das Stirnband Um- clegende (Diadumenos) im grossen Saal des Palastes Farnese, nach einem berühmten Motiv. — Vier Athleten im ersten Gang der Uffi- dzien zu Florenz, zum Theil willkürlich restaurirt und von jeher nicht viel mehr als Decorationsarbeit, aber vielleicht nach Originalen der grossen alten Zeit, worauf der breite, gewaltige Typus und beson- ders die Bildung des Kopfes und Halses hinweist. Ein ähnlicher im ePal. Pitti (inneres Vestibul oberhalb der Haupttreppe.)
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Von den Bronzen des Museums von Neapel (Abtheilung der grossen Bronzen) gehören ausser mehrern schönen Köpfen hieher die beiden trefflichen Statuen der gebückt laufenden Jünglinge. Bei Wer- ken von so lebensvoller, wenn auch einfacher Arbeit hat der geringste Zug seine Bedeutung. Es wird also eine sehr aufmerksame Betrach- tung wohl dahin gelangen zu entscheiden, ob eigentliche Wettläufer, ob Discuswerfer die ihrer entrollenden Scheibe nachblicken, ob end- lich Ringer gemeint sind, welche sich den Punkt des Angriffs er- sehen. Kenner des jetzigen Ringkampfes versichern das Letztere.
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Ein sehr tüchtiger bronzener Athlet, der sog. Idolino, steht in den Uffizien (zweites Zimmer der Bronzen) auf einer prächtigen Basis aus der Renaissancezeit, von Verocchio oder Settignano. — hEbendaselbst (sechster Schrank) die Statuette eines Ringers in voller Bewegung; am aufgehobenen rechten Ellbogen ist noch die Hand seines fehlenden Mitringers erhalten.
Diese wahrscheinlich erst aus römischer Zeit stammenden Exem- plare lassen auf die Verehrung schliessen, welche jenen ebenfalls ehernen Athletenbildern der griechischen Kampfstätten noch immer gewidmet wurde. Die spätere Sculptur muss nach den Siegerstatuen von Olympia wie nach einer Sammlung von Urkunden der Kraft und Anmuth emporgeblickt haben.
Die beiden Ringer in der Tribuna der Uffizien zu Florenz werden bei Anlass der Gruppen behandelt werden.
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[434/0456]
Antike Sculptur. Athleten. Ringer.
ruhig stehenden Athleten gehört vielleicht, wie wir sehen werden, der
sog. capitolinische Antinous. Andere Arbeiten von Werth: der Athlet
mit Salbgefäss in der Galeria delle Statue des Vaticans; der schlanke,
kurzhalsige, einem alterthümlich strengen Original nachgebildete, im
grossen Saale des capitolinischen Museums; der das Stirnband Um-
legende (Diadumenos) im grossen Saal des Palastes Farnese, nach
einem berühmten Motiv. — Vier Athleten im ersten Gang der Uffi-
zien zu Florenz, zum Theil willkürlich restaurirt und von jeher nicht
viel mehr als Decorationsarbeit, aber vielleicht nach Originalen der
grossen alten Zeit, worauf der breite, gewaltige Typus und beson-
ders die Bildung des Kopfes und Halses hinweist. Ein ähnlicher im
Pal. Pitti (inneres Vestibul oberhalb der Haupttreppe.)
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Von den Bronzen des Museums von Neapel (Abtheilung der
grossen Bronzen) gehören ausser mehrern schönen Köpfen hieher die
beiden trefflichen Statuen der gebückt laufenden Jünglinge. Bei Wer-
ken von so lebensvoller, wenn auch einfacher Arbeit hat der geringste
Zug seine Bedeutung. Es wird also eine sehr aufmerksame Betrach-
tung wohl dahin gelangen zu entscheiden, ob eigentliche Wettläufer,
ob Discuswerfer die ihrer entrollenden Scheibe nachblicken, ob end-
lich Ringer gemeint sind, welche sich den Punkt des Angriffs er-
sehen. Kenner des jetzigen Ringkampfes versichern das Letztere.
Ein sehr tüchtiger bronzener Athlet, der sog. Idolino, steht in
den Uffizien (zweites Zimmer der Bronzen) auf einer prächtigen
Basis aus der Renaissancezeit, von Verocchio oder Settignano. —
Ebendaselbst (sechster Schrank) die Statuette eines Ringers in voller
Bewegung; am aufgehobenen rechten Ellbogen ist noch die Hand
seines fehlenden Mitringers erhalten.
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Diese wahrscheinlich erst aus römischer Zeit stammenden Exem-
plare lassen auf die Verehrung schliessen, welche jenen ebenfalls
ehernen Athletenbildern der griechischen Kampfstätten noch immer
gewidmet wurde. Die spätere Sculptur muss nach den Siegerstatuen
von Olympia wie nach einer Sammlung von Urkunden der Kraft und
Anmuth emporgeblickt haben.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/456>, abgerufen am 18.12.2024.
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