Herakles mit Antäus giebt den Helden mehr fleischig als musculös und entfernt sich wieder um eine Stufe weiter von dem verklärten Herakles als die meisten übrigen Bildungen. (Hof des Pal. Pitti.)a
Endlich blieb ein wesentlich genrehafter Moment, der den Zeus- sohn in rein physischer Gewaltigkeit darstellt, der kleinern Bildung in Erz vorbehalten. Ich meine die köstliche Bronze des "trunkenenb Herakles" im Museo zu Parma. An dieser rückwärts taumelnden von allen Seiten glücklich gedachten Figur erkennt man das ganze Muskelwesen des farnesischen Herakles, nur im Dienste einer ganz andern Macht, als bei den zwölf Arbeiten. Gefunden in Veleja, und doch vielleicht griechischen Ursprunges.
Es war nicht mehr als billig, dass auch die vorzugsweise so genannten "Zeussöhne" (Dioskuren) Kastor und Polydeukes in ihrem Typus an den Vater erinnerten. Diess ist in der That der Fall mit den beiden weltberühmten Colossen auf dem Platze des Qui-c rinals in Rom; die Bildung von Stirn, Lockenansatz, Nase und Lip- pen ist deutlich dem Zeusideal entnommen, wovon man bei Betrach- tung der Abgüsse sich am Besten überzeugen kann; nur erscheint Alles in den jugendlichen und heroischen Charakter übertragen. -- Bekannt- lich galten diese Rossebändiger einst als Arbeiten des Phidias und Praxiteles; gegenwärtig betrachtet man sie aus überzeugenden Grün- den als römische Nachahmung nach einer Gruppe vielleicht aus der Schule des Lysippos, und giebt starke Willkürlichkeiten in der Ein- zelbehandlung zu, z. B. im Ansatz der Hälse. -- Ihre Bildung im Gan- zen vereinigt mit unbeschreiblicher Wirkung das Schlanke und das Gewaltige; ihre momentane Bewegung spricht wunderbar schön aus, wie es für sie eine leichte Mühe sei, die bäumenden Pferde zu len- ken; Stallknechte mögen das Thier zerren und sich aufstemmen, Dios- kuren bedürfen dessen nicht. Die Pferde sind auch verhältnissmässig kleiner gebildet, wie sich überhaupt in der alten Kunst der Massstab mehr nach der relativen Bedeutung der Figuren als nach ihrem phy- sischen Grössenverhältniss richtet. -- Ehemals standen sie parallel, ohne Zweifel mit Recht; ihre jetzige Gruppirung mit der Brunnenschale und dem Obelisken passt vielleicht besser zum Platze.
Die Dioskuren.
Herakles mit Antäus giebt den Helden mehr fleischig als musculös und entfernt sich wieder um eine Stufe weiter von dem verklärten Herakles als die meisten übrigen Bildungen. (Hof des Pal. Pitti.)a
Endlich blieb ein wesentlich genrehafter Moment, der den Zeus- sohn in rein physischer Gewaltigkeit darstellt, der kleinern Bildung in Erz vorbehalten. Ich meine die köstliche Bronze des „trunkenenb Herakles“ im Museo zu Parma. An dieser rückwärts taumelnden von allen Seiten glücklich gedachten Figur erkennt man das ganze Muskelwesen des farnesischen Herakles, nur im Dienste einer ganz andern Macht, als bei den zwölf Arbeiten. Gefunden in Veleja, und doch vielleicht griechischen Ursprunges.
Es war nicht mehr als billig, dass auch die vorzugsweise so genannten „Zeussöhne“ (Dioskuren) Kastor und Polydeukes in ihrem Typus an den Vater erinnerten. Diess ist in der That der Fall mit den beiden weltberühmten Colossen auf dem Platze des Qui-c rinals in Rom; die Bildung von Stirn, Lockenansatz, Nase und Lip- pen ist deutlich dem Zeusideal entnommen, wovon man bei Betrach- tung der Abgüsse sich am Besten überzeugen kann; nur erscheint Alles in den jugendlichen und heroischen Charakter übertragen. — Bekannt- lich galten diese Rossebändiger einst als Arbeiten des Phidias und Praxiteles; gegenwärtig betrachtet man sie aus überzeugenden Grün- den als römische Nachahmung nach einer Gruppe vielleicht aus der Schule des Lysippos, und giebt starke Willkürlichkeiten in der Ein- zelbehandlung zu, z. B. im Ansatz der Hälse. — Ihre Bildung im Gan- zen vereinigt mit unbeschreiblicher Wirkung das Schlanke und das Gewaltige; ihre momentane Bewegung spricht wunderbar schön aus, wie es für sie eine leichte Mühe sei, die bäumenden Pferde zu len- ken; Stallknechte mögen das Thier zerren und sich aufstemmen, Dios- kuren bedürfen dessen nicht. Die Pferde sind auch verhältnissmässig kleiner gebildet, wie sich überhaupt in der alten Kunst der Massstab mehr nach der relativen Bedeutung der Figuren als nach ihrem phy- sischen Grössenverhältniss richtet. — Ehemals standen sie parallel, ohne Zweifel mit Recht; ihre jetzige Gruppirung mit der Brunnenschale und dem Obelisken passt vielleicht besser zum Platze.
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Die Dioskuren.
Herakles mit Antäus giebt den Helden mehr fleischig als musculös
und entfernt sich wieder um eine Stufe weiter von dem verklärten
Herakles als die meisten übrigen Bildungen. (Hof des Pal. Pitti.)
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Endlich blieb ein wesentlich genrehafter Moment, der den Zeus-
sohn in rein physischer Gewaltigkeit darstellt, der kleinern Bildung
in Erz vorbehalten. Ich meine die köstliche Bronze des „trunkenen
Herakles“ im Museo zu Parma. An dieser rückwärts taumelnden
von allen Seiten glücklich gedachten Figur erkennt man das ganze
Muskelwesen des farnesischen Herakles, nur im Dienste einer ganz
andern Macht, als bei den zwölf Arbeiten. Gefunden in Veleja, und
doch vielleicht griechischen Ursprunges.
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Es war nicht mehr als billig, dass auch die vorzugsweise so
genannten „Zeussöhne“ (Dioskuren) Kastor und Polydeukes in
ihrem Typus an den Vater erinnerten. Diess ist in der That der Fall
mit den beiden weltberühmten Colossen auf dem Platze des Qui-
rinals in Rom; die Bildung von Stirn, Lockenansatz, Nase und Lip-
pen ist deutlich dem Zeusideal entnommen, wovon man bei Betrach-
tung der Abgüsse sich am Besten überzeugen kann; nur erscheint Alles
in den jugendlichen und heroischen Charakter übertragen. — Bekannt-
lich galten diese Rossebändiger einst als Arbeiten des Phidias und
Praxiteles; gegenwärtig betrachtet man sie aus überzeugenden Grün-
den als römische Nachahmung nach einer Gruppe vielleicht aus der
Schule des Lysippos, und giebt starke Willkürlichkeiten in der Ein-
zelbehandlung zu, z. B. im Ansatz der Hälse. — Ihre Bildung im Gan-
zen vereinigt mit unbeschreiblicher Wirkung das Schlanke und das
Gewaltige; ihre momentane Bewegung spricht wunderbar schön aus,
wie es für sie eine leichte Mühe sei, die bäumenden Pferde zu len-
ken; Stallknechte mögen das Thier zerren und sich aufstemmen, Dios-
kuren bedürfen dessen nicht. Die Pferde sind auch verhältnissmässig
kleiner gebildet, wie sich überhaupt in der alten Kunst der Massstab
mehr nach der relativen Bedeutung der Figuren als nach ihrem phy-
sischen Grössenverhältniss richtet. — Ehemals standen sie parallel, ohne
Zweifel mit Recht; ihre jetzige Gruppirung mit der Brunnenschale
und dem Obelisken passt vielleicht besser zum Platze.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/447>, abgerufen am 18.12.2024.
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