Gewölbe, theils farblose Stuccaturen 1). Die Wände, mit Ausnahme der Galeria, waren sämmtlich auf Behängung mit Teppichen berechnet.
Perino fand in Genua selbst eine nicht unbeträchtliche Nachfolge, die ihn aber doch nirgends erreichte und ihm nur die Effecte absah. Das Umständlichste in dieser Art ist die innere Decoration des Pal.a Spinola (Strada S. Caterina); auch das Erdgeschoss von Pal. Palla- vicini (Piazza Fontane amorose). Sonst wiederholt sich in den un-b tern Hallen und an den Treppen der ältern Paläste ein System etwas magerer Arabesken und sparsamer Phantasiefiguren auf weissem Grunde, wie diese meist etwas dunkeln Räume es verlangten; oft dienen die Decorationen als Einfassungen um mythologische und historische Mittel- bilder; andere Male herrscht sogar das Gemälde mehr als für diese Räume billig vor und namentlich mehr in historisch wirklicher Raum- behandlung, als die Deckenmalerei leicht verträgt.
Von den ältern und bessern Arabesken geben folgende Gebäude an den untern Hallen, Treppen und obern Vorsälen einen Begriff: Pal. Imperiali (Piazza Campetto); -- Pal. Spinola (Str. S. Caterinac N. 13); -- Pal. Lercari (jetziges Casino, Str. nuova); -- Pal. Caregad (jetzt Cataldi, gegenüber).
In der aus Stuccaturen und Malereien gemischten Gewölbever- zierung der Kirchen geht Montorsoli mit der Decoration von S.e Matteo voran; auch hier war Perin del Vaga, speciell die Galeria des Pal. Doria, Anhalt und Vorbild. Die schwebenden Putten womit Luca Cambiaso die Felder der Nebenschiffgewölbe bemalte, sind an sich zum Theil trefflich, aber viel zu gross für die kleinen Räume, an deren Rändern sie sich bei jeder Bewegung stossen müssten. -- Eine ganz endlose Pracht von Gewölbeverzierungen und grossen histori- schen, daher schwer lastenden und ohnediess nur improvisirten Ge- wölbfresken verdankt dann Genua der Künstlerfamilie der Carloni und ihren Nachtretern. Das Ornamentale ist und bleibt durchgängig um einen Grad besser als in Neapel.
Parallel mit der Thätigkeit Perino's geht die des Giulio Ro- mano, der in seinem berühmten Hauptbau, dem Palazzo del Te inf Mantua, ein nicht minder glänzendes System von Decorationen aller
1) Für die Stuccoarbeit überhaupt brauchte Perin den Silvio Cosini aus Fiesole.
Perin del Vaga und Schule. Giulio Romano.
Gewölbe, theils farblose Stuccaturen 1). Die Wände, mit Ausnahme der Galeria, waren sämmtlich auf Behängung mit Teppichen berechnet.
Perino fand in Genua selbst eine nicht unbeträchtliche Nachfolge, die ihn aber doch nirgends erreichte und ihm nur die Effecte absah. Das Umständlichste in dieser Art ist die innere Decoration des Pal.a Spinola (Strada S. Caterina); auch das Erdgeschoss von Pal. Palla- vicini (Piazza Fontane amorose). Sonst wiederholt sich in den un-b tern Hallen und an den Treppen der ältern Paläste ein System etwas magerer Arabesken und sparsamer Phantasiefiguren auf weissem Grunde, wie diese meist etwas dunkeln Räume es verlangten; oft dienen die Decorationen als Einfassungen um mythologische und historische Mittel- bilder; andere Male herrscht sogar das Gemälde mehr als für diese Räume billig vor und namentlich mehr in historisch wirklicher Raum- behandlung, als die Deckenmalerei leicht verträgt.
Von den ältern und bessern Arabesken geben folgende Gebäude an den untern Hallen, Treppen und obern Vorsälen einen Begriff: Pal. Imperiali (Piazza Campetto); — Pal. Spinola (Str. S. Caterinac N. 13); — Pal. Lercari (jetziges Casino, Str. nuova); — Pal. Caregad (jetzt Cataldi, gegenüber).
In der aus Stuccaturen und Malereien gemischten Gewölbever- zierung der Kirchen geht Montorsoli mit der Decoration von S.e Matteo voran; auch hier war Perin del Vaga, speciell die Galeria des Pal. Doria, Anhalt und Vorbild. Die schwebenden Putten womit Luca Cambiaso die Felder der Nebenschiffgewölbe bemalte, sind an sich zum Theil trefflich, aber viel zu gross für die kleinen Räume, an deren Rändern sie sich bei jeder Bewegung stossen müssten. — Eine ganz endlose Pracht von Gewölbeverzierungen und grossen histori- schen, daher schwer lastenden und ohnediess nur improvisirten Ge- wölbfresken verdankt dann Genua der Künstlerfamilie der Carloni und ihren Nachtretern. Das Ornamentale ist und bleibt durchgängig um einen Grad besser als in Neapel.
Parallel mit der Thätigkeit Perino’s geht die des Giulio Ro- mano, der in seinem berühmten Hauptbau, dem Palazzo del Te inf Mantua, ein nicht minder glänzendes System von Decorationen aller
1) Für die Stuccoarbeit überhaupt brauchte Perin den Silvio Cosini aus Fiesole.
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Perin del Vaga und Schule. Giulio Romano.
Gewölbe, theils farblose Stuccaturen 1). Die Wände, mit Ausnahme der
Galeria, waren sämmtlich auf Behängung mit Teppichen berechnet.
Perino fand in Genua selbst eine nicht unbeträchtliche Nachfolge,
die ihn aber doch nirgends erreichte und ihm nur die Effecte absah.
Das Umständlichste in dieser Art ist die innere Decoration des Pal.
Spinola (Strada S. Caterina); auch das Erdgeschoss von Pal. Palla-
vicini (Piazza Fontane amorose). Sonst wiederholt sich in den un-
tern Hallen und an den Treppen der ältern Paläste ein System etwas
magerer Arabesken und sparsamer Phantasiefiguren auf weissem Grunde,
wie diese meist etwas dunkeln Räume es verlangten; oft dienen die
Decorationen als Einfassungen um mythologische und historische Mittel-
bilder; andere Male herrscht sogar das Gemälde mehr als für diese
Räume billig vor und namentlich mehr in historisch wirklicher Raum-
behandlung, als die Deckenmalerei leicht verträgt.
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Von den ältern und bessern Arabesken geben folgende Gebäude
an den untern Hallen, Treppen und obern Vorsälen einen Begriff:
Pal. Imperiali (Piazza Campetto); — Pal. Spinola (Str. S. Caterina
N. 13); — Pal. Lercari (jetziges Casino, Str. nuova); — Pal. Carega
(jetzt Cataldi, gegenüber).
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In der aus Stuccaturen und Malereien gemischten Gewölbever-
zierung der Kirchen geht Montorsoli mit der Decoration von S.
Matteo voran; auch hier war Perin del Vaga, speciell die Galeria des
Pal. Doria, Anhalt und Vorbild. Die schwebenden Putten womit Luca
Cambiaso die Felder der Nebenschiffgewölbe bemalte, sind an sich
zum Theil trefflich, aber viel zu gross für die kleinen Räume, an
deren Rändern sie sich bei jeder Bewegung stossen müssten. — Eine
ganz endlose Pracht von Gewölbeverzierungen und grossen histori-
schen, daher schwer lastenden und ohnediess nur improvisirten Ge-
wölbfresken verdankt dann Genua der Künstlerfamilie der Carloni
und ihren Nachtretern. Das Ornamentale ist und bleibt durchgängig
um einen Grad besser als in Neapel.
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Parallel mit der Thätigkeit Perino’s geht die des Giulio Ro-
mano, der in seinem berühmten Hauptbau, dem Palazzo del Te in
Mantua, ein nicht minder glänzendes System von Decorationen aller
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1) Für die Stuccoarbeit überhaupt brauchte Perin den Silvio Cosini aus Fiesole.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/309>, abgerufen am 19.12.2024.
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