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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Renaissance. Decorirende Malerei. Genua.
da Udine decorirt ist, weht der Geist der Loggien noch so rein, dass
Rafael, der den Bau schwerlich erlebte, doch als der moralische Ur-
heber erscheint. In einzelnen der eingesetzten Historien glaubt man
auch Motive seiner Erfindung zu erkennen. Vielleicht wurde die
Decoration nie ganz vollendet; im vorigen Jahrhundert wurden die
herabgefallenen Theile durch Rococozierrathen ersetzt, und gegenwär-
tig lässt der Besitzer Alles zur Ruine werden.

Die Stuccaturen in den untern Hallen des schönen Pal. Massimi,
wahrscheinlich von Giovanni da Udine, gehören ebenfalls noch zum
Besten dieser Zeit. Ohne Zweifel arbeitete Giovanni unter dem Ein-
fluss des Baumeisters Peruzzi.


a

Was wir nun noch beizufügen haben, ist neben diesen Leistungen
nur von bedingtem, immer aber noch von beträchtlichem Werthe. Es
sind meistens gewölbte Decken, denn die Pilaster überliess man fortan
fast durchgängig der Architektur; ausserdem ist bei diesem Anlass
eine besondere Gattung von Mauerdecoration im Grossen zu erörtern.

b

Von Rafaels Schülern malte Perindel Vaga 1) den Pal. Doria
in Genua aus. Das Decorative ist noch sehr schön, aber zum Theil
überzierlich und bei Weitem nicht mehr in dem grossen und freien
Geist der Loggien und des Ap. Borgia gedacht. In der untern Halle
die Flachdecke mit schweren, wirklichen römischen Geschichten be-
deckt, statt des luftigen Olymps der Farnesina; in der Galeria die
Gewölbeverzierungen im Einzelnen überaus elegant und vom feinsten
Farbensinn beseelt (gemalte Mittelbilder; die Eckfelder Reliefdeco-
ration grau auf blau, grau auf Gold u. s. w.; prächtige Motive in den
Bändern) aber nicht mehr sicher der Architektur subordinirt; im Saal
der Giganten eine höchst reiche und glücklich originelle Einrahmung;
in den (einzig noch sichtbaren) neun Zimmern der Stadtseite theils
ähnliches, nur einfacheres Arabeskenwerk als Einfassung mythologi-
scher und allegorischer Gegenstände an Zwickeln und Kappen der

1) *Seine Malereien in verschiedenen Räumen der Engelsburg sind nebst den
Stuccaturen des Raff. da Montelupo dem Verfasser unzugänglich geblieben.
Laut Vasari führte Perino eine Unzahl kleinerer decorativer Werke jeder
Gattung aus, wovon noch Manches, jetzt namenlos, vorhanden sein könnte.

Renaissance. Decorirende Malerei. Genua.
da Udine decorirt ist, weht der Geist der Loggien noch so rein, dass
Rafael, der den Bau schwerlich erlebte, doch als der moralische Ur-
heber erscheint. In einzelnen der eingesetzten Historien glaubt man
auch Motive seiner Erfindung zu erkennen. Vielleicht wurde die
Decoration nie ganz vollendet; im vorigen Jahrhundert wurden die
herabgefallenen Theile durch Rococozierrathen ersetzt, und gegenwär-
tig lässt der Besitzer Alles zur Ruine werden.

Die Stuccaturen in den untern Hallen des schönen Pal. Massimi,
wahrscheinlich von Giovanni da Udine, gehören ebenfalls noch zum
Besten dieser Zeit. Ohne Zweifel arbeitete Giovanni unter dem Ein-
fluss des Baumeisters Peruzzi.


a

Was wir nun noch beizufügen haben, ist neben diesen Leistungen
nur von bedingtem, immer aber noch von beträchtlichem Werthe. Es
sind meistens gewölbte Decken, denn die Pilaster überliess man fortan
fast durchgängig der Architektur; ausserdem ist bei diesem Anlass
eine besondere Gattung von Mauerdecoration im Grossen zu erörtern.

b

Von Rafaels Schülern malte Perindel Vaga 1) den Pal. Doria
in Genua aus. Das Decorative ist noch sehr schön, aber zum Theil
überzierlich und bei Weitem nicht mehr in dem grossen und freien
Geist der Loggien und des Ap. Borgia gedacht. In der untern Halle
die Flachdecke mit schweren, wirklichen römischen Geschichten be-
deckt, statt des luftigen Olymps der Farnesina; in der Galeria die
Gewölbeverzierungen im Einzelnen überaus elegant und vom feinsten
Farbensinn beseelt (gemalte Mittelbilder; die Eckfelder Reliefdeco-
ration grau auf blau, grau auf Gold u. s. w.; prächtige Motive in den
Bändern) aber nicht mehr sicher der Architektur subordinirt; im Saal
der Giganten eine höchst reiche und glücklich originelle Einrahmung;
in den (einzig noch sichtbaren) neun Zimmern der Stadtseite theils
ähnliches, nur einfacheres Arabeskenwerk als Einfassung mythologi-
scher und allegorischer Gegenstände an Zwickeln und Kappen der

1) *Seine Malereien in verschiedenen Räumen der Engelsburg sind nebst den
Stuccaturen des Raff. da Montelupo dem Verfasser unzugänglich geblieben.
Laut Vasari führte Perino eine Unzahl kleinerer decorativer Werke jeder
Gattung aus, wovon noch Manches, jetzt namenlos, vorhanden sein könnte.
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[286/0308] Renaissance. Decorirende Malerei. Genua. da Udine decorirt ist, weht der Geist der Loggien noch so rein, dass Rafael, der den Bau schwerlich erlebte, doch als der moralische Ur- heber erscheint. In einzelnen der eingesetzten Historien glaubt man auch Motive seiner Erfindung zu erkennen. Vielleicht wurde die Decoration nie ganz vollendet; im vorigen Jahrhundert wurden die herabgefallenen Theile durch Rococozierrathen ersetzt, und gegenwär- tig lässt der Besitzer Alles zur Ruine werden. Die Stuccaturen in den untern Hallen des schönen Pal. Massimi, wahrscheinlich von Giovanni da Udine, gehören ebenfalls noch zum Besten dieser Zeit. Ohne Zweifel arbeitete Giovanni unter dem Ein- fluss des Baumeisters Peruzzi. Was wir nun noch beizufügen haben, ist neben diesen Leistungen nur von bedingtem, immer aber noch von beträchtlichem Werthe. Es sind meistens gewölbte Decken, denn die Pilaster überliess man fortan fast durchgängig der Architektur; ausserdem ist bei diesem Anlass eine besondere Gattung von Mauerdecoration im Grossen zu erörtern. Von Rafaels Schülern malte Perindel Vaga 1) den Pal. Doria in Genua aus. Das Decorative ist noch sehr schön, aber zum Theil überzierlich und bei Weitem nicht mehr in dem grossen und freien Geist der Loggien und des Ap. Borgia gedacht. In der untern Halle die Flachdecke mit schweren, wirklichen römischen Geschichten be- deckt, statt des luftigen Olymps der Farnesina; in der Galeria die Gewölbeverzierungen im Einzelnen überaus elegant und vom feinsten Farbensinn beseelt (gemalte Mittelbilder; die Eckfelder Reliefdeco- ration grau auf blau, grau auf Gold u. s. w.; prächtige Motive in den Bändern) aber nicht mehr sicher der Architektur subordinirt; im Saal der Giganten eine höchst reiche und glücklich originelle Einrahmung; in den (einzig noch sichtbaren) neun Zimmern der Stadtseite theils ähnliches, nur einfacheres Arabeskenwerk als Einfassung mythologi- scher und allegorischer Gegenstände an Zwickeln und Kappen der 1) Seine Malereien in verschiedenen Räumen der Engelsburg sind nebst den Stuccaturen des Raff. da Montelupo dem Verfasser unzugänglich geblieben. Laut Vasari führte Perino eine Unzahl kleinerer decorativer Werke jeder Gattung aus, wovon noch Manches, jetzt namenlos, vorhanden sein könnte.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/308>, abgerufen am 19.12.2024.