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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Renaissance-Decoration. Stein und Metall.
weichen, um den Statuen das fast alleinige Vorrecht zu lassen. Ebenso
ergeht es den Altären, Emporen u. s. w. Guglielmo Bergamasco hat
az. B. in S. Salvatore den Hochaltar und den zweiten Altar links, Jac.
Sansovino ebenda das Dogengrab Venier und den Orgellettner in die-
ser Weise gestaltet; viel einfacher und ärmer im Detail als seine
Biblioteca ist. -- Ein schönes Grabmal, bloss Sarcophag mit Büste
bund Untersatz, in S. Stefano (Capelle links vom Chor), dem Sanmicheli
zugeschrieben, sucht Reichthum und strengern Classicismus zu vereini-
gen. Man mag es vergleichen mit seinen veronesischen Monumenten,
cz. B. dem an der Aussenmauer von S. Eufemia. -- Von verzierten
dGrabplatten eine Anzahl z. B. im Chorumgang von S. Zaccaria.

Für die bronzenen Leuchter gab der berühmte des Andrea
Riccio im Chor des Santo zu Padua das verlockende Beispiel eines
endlos reichen Schmuckes. Die beste spätere Arbeit ist der Leuchter
eneben dem Hochaltar der Salute, von Andrea d'Alessandro Bresciano,
mit nicht weniger als sechs Ordnungen von allerdings hübschen Fi-
gürchen, von den Sphinxen der Basis an gezählt. -- Ein Werk der-
selben Hand sind wahrscheinlich auch die sechs Leuchter auf dem
Altar.

f

Von geringerm Werth und schon vorherrschend barock: die Leuch-
ter in S. Stefano (Capelle rechts vom Chor, aus den Jahren 1577 und
g1617); diejenigen in S. Giovanni e Paolo (Capelle del Rosario), wel-
hchen auch die silbernen Leuchter in der Capelle des heil. Antonius
im Santo zu Padua nur zu ähnlich sind u. s. w.


In Padua enthält die Kirche il Santo billig das Prächtigste.
iGleich beim Eintritt bemerkt man zwei schöne Weihbecken, das eine
mit einer guten gleichzeitigen Statuette des Täufers, das andere mit
derjenigen Christi, welche später von Tiziano Aspetti gearbeitet ist.
Dann folgt im linken Seitenschiff das pomphafte Grabmal des Antonius
kde Roycellis (+ 1466), von florentinischer Ordnung. Der ganze Chor
ist mit reichen Marmorwänden umgeben, deren Ornament freilich nicht
zum besten gehört; er enthält dann, links neben dem Altar, eines der
berühmtesten Decorationsstücke der ganzen Renaissance: den grossen
lehernen Candelaber des Andrea Riccio (1507).

Renaissance-Decoration. Stein und Metall.
weichen, um den Statuen das fast alleinige Vorrecht zu lassen. Ebenso
ergeht es den Altären, Emporen u. s. w. Guglielmo Bergamasco hat
az. B. in S. Salvatore den Hochaltar und den zweiten Altar links, Jac.
Sansovino ebenda das Dogengrab Venier und den Orgellettner in die-
ser Weise gestaltet; viel einfacher und ärmer im Detail als seine
Biblioteca ist. — Ein schönes Grabmal, bloss Sarcophag mit Büste
bund Untersatz, in S. Stefano (Capelle links vom Chor), dem Sanmicheli
zugeschrieben, sucht Reichthum und strengern Classicismus zu vereini-
gen. Man mag es vergleichen mit seinen veronesischen Monumenten,
cz. B. dem an der Aussenmauer von S. Eufemia. — Von verzierten
dGrabplatten eine Anzahl z. B. im Chorumgang von S. Zaccaria.

Für die bronzenen Leuchter gab der berühmte des Andrea
Riccio im Chor des Santo zu Padua das verlockende Beispiel eines
endlos reichen Schmuckes. Die beste spätere Arbeit ist der Leuchter
eneben dem Hochaltar der Salute, von Andrea d’Alessandro Bresciano,
mit nicht weniger als sechs Ordnungen von allerdings hübschen Fi-
gürchen, von den Sphinxen der Basis an gezählt. — Ein Werk der-
selben Hand sind wahrscheinlich auch die sechs Leuchter auf dem
Altar.

f

Von geringerm Werth und schon vorherrschend barock: die Leuch-
ter in S. Stefano (Capelle rechts vom Chor, aus den Jahren 1577 und
g1617); diejenigen in S. Giovanni e Paolo (Capelle del Rosario), wel-
hchen auch die silbernen Leuchter in der Capelle des heil. Antonius
im Santo zu Padua nur zu ähnlich sind u. s. w.


In Padua enthält die Kirche il Santo billig das Prächtigste.
iGleich beim Eintritt bemerkt man zwei schöne Weihbecken, das eine
mit einer guten gleichzeitigen Statuette des Täufers, das andere mit
derjenigen Christi, welche später von Tiziano Aspetti gearbeitet ist.
Dann folgt im linken Seitenschiff das pomphafte Grabmal des Antonius
kde Roycellis († 1466), von florentinischer Ordnung. Der ganze Chor
ist mit reichen Marmorwänden umgeben, deren Ornament freilich nicht
zum besten gehört; er enthält dann, links neben dem Altar, eines der
berühmtesten Decorationsstücke der ganzen Renaissance: den grossen
lehernen Candelaber des Andrea Riccio (1507).

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[254/0276] Renaissance-Decoration. Stein und Metall. weichen, um den Statuen das fast alleinige Vorrecht zu lassen. Ebenso ergeht es den Altären, Emporen u. s. w. Guglielmo Bergamasco hat z. B. in S. Salvatore den Hochaltar und den zweiten Altar links, Jac. Sansovino ebenda das Dogengrab Venier und den Orgellettner in die- ser Weise gestaltet; viel einfacher und ärmer im Detail als seine Biblioteca ist. — Ein schönes Grabmal, bloss Sarcophag mit Büste und Untersatz, in S. Stefano (Capelle links vom Chor), dem Sanmicheli zugeschrieben, sucht Reichthum und strengern Classicismus zu vereini- gen. Man mag es vergleichen mit seinen veronesischen Monumenten, z. B. dem an der Aussenmauer von S. Eufemia. — Von verzierten Grabplatten eine Anzahl z. B. im Chorumgang von S. Zaccaria. a b c d Für die bronzenen Leuchter gab der berühmte des Andrea Riccio im Chor des Santo zu Padua das verlockende Beispiel eines endlos reichen Schmuckes. Die beste spätere Arbeit ist der Leuchter neben dem Hochaltar der Salute, von Andrea d’Alessandro Bresciano, mit nicht weniger als sechs Ordnungen von allerdings hübschen Fi- gürchen, von den Sphinxen der Basis an gezählt. — Ein Werk der- selben Hand sind wahrscheinlich auch die sechs Leuchter auf dem Altar. e Von geringerm Werth und schon vorherrschend barock: die Leuch- ter in S. Stefano (Capelle rechts vom Chor, aus den Jahren 1577 und 1617); diejenigen in S. Giovanni e Paolo (Capelle del Rosario), wel- chen auch die silbernen Leuchter in der Capelle des heil. Antonius im Santo zu Padua nur zu ähnlich sind u. s. w. g h In Padua enthält die Kirche il Santo billig das Prächtigste. Gleich beim Eintritt bemerkt man zwei schöne Weihbecken, das eine mit einer guten gleichzeitigen Statuette des Täufers, das andere mit derjenigen Christi, welche später von Tiziano Aspetti gearbeitet ist. Dann folgt im linken Seitenschiff das pomphafte Grabmal des Antonius de Roycellis († 1466), von florentinischer Ordnung. Der ganze Chor ist mit reichen Marmorwänden umgeben, deren Ornament freilich nicht zum besten gehört; er enthält dann, links neben dem Altar, eines der berühmtesten Decorationsstücke der ganzen Renaissance: den grossen ehernen Candelaber des Andrea Riccio (1507). i k l

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/276>, abgerufen am 18.12.2024.