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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Romanische Architektur. Kirchen von Lucca.
Campanili, sowohl die marmornen als die backsteinernen, ohne beson-
dere Ausbildung.

a

S. Giovanni, XII. Jahrhundert; die Capitäle meist aus dem
Mittelalter, doch gut den römischen nachgeahmt; an das linke Quer-
schiff lehnt sich ein uraltes, zur gothischen Zeit nur umgebautes vier-
eckiges Baptisterium. Aussen einfach, von der Fassade nur die Thür alt.

b

S. Maria forisportam, XII. Jahrhundert; eine der bessern,
mit Querschiff und Kuppel; die Capitäle der Säulen hier meist antik;
nach alter Weise etwa in der Mitte der Reihe ein Pfeiler statt einer
Säule.

c

S. Pietro Somaldi, Fassade vom Jahr 1203; backsteinernes
Campanile; das Innere modern.

d

Der Aussenbau von S. Micchele (Vgl. S. 86, d): die Chornische
reich und gut, die Fassade dagegen (XIII. Jahrhundert) mit absicht-
licher Übertreibung des pisanischen Princips stark über die Kirche
vorragend, spielend reich; das ganze Erdgeschoss um eines vermeint-
lich höhern Effectes willen nicht mit Wandpilastern, sondern mit vor-
gelehnten Säulen bekleidet, die sich verjüngen und damit unförmlich
hoch erscheinen.

Kleinere Kirchen, zum Theil nur mit einzelnen alten Bestandthei-
elen: S. Giusto, S. Giulia, S. Salvatore, S. Vincenzo etc. Der
fÜbergang ins Gothische: Fassade von S. Francesco.

g

Über S. Frediano vgl. S. 86, c. Was aus dem XII. Jahrhundert
ist, scheint Nachbildung von älterm und weicht von dem pisanisch-
lucchesischen Styl ab.

h

Endlich die ältern Theile des Domes: die Fassade, von Guidetto
1204, empfindungslos reich; die Galerien auf einer dreibogigen Vorhalle
ruhend, deren Inneres im Detail schon mehr gereinigt erscheint. Dann
das Äussere des Chorbaues und Querschiffs, sehr edel und gemässigt
(auch in der Incrustation); durch die Höhe des Querschiffes ein impo-
santer Anblick. Der Glockenthurm mit regelmässig zunehmender Fen-
sterzahl, wie der von Siena.


In andern Städten Toscana's:

Der Dom von Prato, angefangen im XII. Jahrhundert, hat aus

Romanische Architektur. Kirchen von Lucca.
Campanili, sowohl die marmornen als die backsteinernen, ohne beson-
dere Ausbildung.

a

S. Giovanni, XII. Jahrhundert; die Capitäle meist aus dem
Mittelalter, doch gut den römischen nachgeahmt; an das linke Quer-
schiff lehnt sich ein uraltes, zur gothischen Zeit nur umgebautes vier-
eckiges Baptisterium. Aussen einfach, von der Fassade nur die Thür alt.

b

S. Maria forisportam, XII. Jahrhundert; eine der bessern,
mit Querschiff und Kuppel; die Capitäle der Säulen hier meist antik;
nach alter Weise etwa in der Mitte der Reihe ein Pfeiler statt einer
Säule.

c

S. Pietro Somaldi, Fassade vom Jahr 1203; backsteinernes
Campanile; das Innere modern.

d

Der Aussenbau von S. Micchele (Vgl. S. 86, d): die Chornische
reich und gut, die Fassade dagegen (XIII. Jahrhundert) mit absicht-
licher Übertreibung des pisanischen Princips stark über die Kirche
vorragend, spielend reich; das ganze Erdgeschoss um eines vermeint-
lich höhern Effectes willen nicht mit Wandpilastern, sondern mit vor-
gelehnten Säulen bekleidet, die sich verjüngen und damit unförmlich
hoch erscheinen.

Kleinere Kirchen, zum Theil nur mit einzelnen alten Bestandthei-
elen: S. Giusto, S. Giulia, S. Salvatore, S. Vincenzo etc. Der
fÜbergang ins Gothische: Fassade von S. Francesco.

g

Über S. Frediano vgl. S. 86, c. Was aus dem XII. Jahrhundert
ist, scheint Nachbildung von älterm und weicht von dem pisanisch-
lucchesischen Styl ab.

h

Endlich die ältern Theile des Domes: die Fassade, von Guidetto
1204, empfindungslos reich; die Galerien auf einer dreibogigen Vorhalle
ruhend, deren Inneres im Detail schon mehr gereinigt erscheint. Dann
das Äussere des Chorbaues und Querschiffs, sehr edel und gemässigt
(auch in der Incrustation); durch die Höhe des Querschiffes ein impo-
santer Anblick. Der Glockenthurm mit regelmässig zunehmender Fen-
sterzahl, wie der von Siena.


In andern Städten Toscana’s:

Der Dom von Prato, angefangen im XII. Jahrhundert, hat aus

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[108/0130] Romanische Architektur. Kirchen von Lucca. Campanili, sowohl die marmornen als die backsteinernen, ohne beson- dere Ausbildung. S. Giovanni, XII. Jahrhundert; die Capitäle meist aus dem Mittelalter, doch gut den römischen nachgeahmt; an das linke Quer- schiff lehnt sich ein uraltes, zur gothischen Zeit nur umgebautes vier- eckiges Baptisterium. Aussen einfach, von der Fassade nur die Thür alt. S. Maria forisportam, XII. Jahrhundert; eine der bessern, mit Querschiff und Kuppel; die Capitäle der Säulen hier meist antik; nach alter Weise etwa in der Mitte der Reihe ein Pfeiler statt einer Säule. S. Pietro Somaldi, Fassade vom Jahr 1203; backsteinernes Campanile; das Innere modern. Der Aussenbau von S. Micchele (Vgl. S. 86, d): die Chornische reich und gut, die Fassade dagegen (XIII. Jahrhundert) mit absicht- licher Übertreibung des pisanischen Princips stark über die Kirche vorragend, spielend reich; das ganze Erdgeschoss um eines vermeint- lich höhern Effectes willen nicht mit Wandpilastern, sondern mit vor- gelehnten Säulen bekleidet, die sich verjüngen und damit unförmlich hoch erscheinen. Kleinere Kirchen, zum Theil nur mit einzelnen alten Bestandthei- len: S. Giusto, S. Giulia, S. Salvatore, S. Vincenzo etc. Der Übergang ins Gothische: Fassade von S. Francesco. e f Über S. Frediano vgl. S. 86, c. Was aus dem XII. Jahrhundert ist, scheint Nachbildung von älterm und weicht von dem pisanisch- lucchesischen Styl ab. Endlich die ältern Theile des Domes: die Fassade, von Guidetto 1204, empfindungslos reich; die Galerien auf einer dreibogigen Vorhalle ruhend, deren Inneres im Detail schon mehr gereinigt erscheint. Dann das Äussere des Chorbaues und Querschiffs, sehr edel und gemässigt (auch in der Incrustation); durch die Höhe des Querschiffes ein impo- santer Anblick. Der Glockenthurm mit regelmässig zunehmender Fen- sterzahl, wie der von Siena. In andern Städten Toscana’s: Der Dom von Prato, angefangen im XII. Jahrhundert, hat aus

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/130>, abgerufen am 28.11.2024.