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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Malerei des XVI. Jahrhunderts. Die Manieristen.
bergen könnte, durcheinander stürzen. Gemässigt, räumlich denkbar
und zum Theil edel ist von diesen Bildern am ehesten Daniel da
aVolterra's Kindermord (Uffizien in Florenz) zu nennen, und bei
bBronzino's "Christus in der Vorhölle" 1) wird man wenigstens den
Müssiggang und die Überfülle so vieler gewissenhaft studirter nackter
Form beklagen; anderes der Art ist aber vollkommen unleidlich, zu-
mal durch Vermischung mit Reminiscenzen aus dem jüngsten Gerichte
selbst. -- So insgemein die Stürze der Verdammten, die Hinrichtungen
cder 40 Märtyrer 2), die Marter des heil. Laurentius (grosses Fresco
Bronzino's im linken Seitenschiff von S. Lorenzo in Florenz), die
Darstellungen der ehernen Schlange, u. A. m. Auch der Bildhauer
dBandinelli concurrirte und liess Paradiesbilder nach seinen Ent-
würfen malen (Pal. Pitti).

In der Folge bekam die grosse und freche Improvisation histo-
rischer, sowohl biblischer als profaner Gegenstände einen wahren
Schwung. Man malte Alles was verlangt wurde und versetzte das
Historische mit Allegorie und Mythologie ohne alles Mass. Vasari
(1512--1574), bei grosser Begabung beständig bemüht, dem Geschmack
seiner Leute zuvorzukommen, in der Ausführung so sauber und or-
dentlich als man bei gewissenloser Schnellproduction sein kann, tritt
wenigstens die einfachsten Gesetze der Kunst noch nicht geflissentlich
emit Füssen (Fresken in der Sala regia des Vaticans; Gastmahl des
fAhasverus in der Academie zu Arezzo; Abendmahl in S. Croce zu
Florenz, Cap. del Sagramento; andere Bilder in ders. Kirche, die unter
seiner Aufsicht ihre meisten jetzigen Altargemälde erhielt; Mehreres
gin S. Maria novella; sehr gedankenlos die zahllosen Malereien im
hgrossen Saale des Pal. vecchio). -- Auch sein Genosse Francesco
Salviati
(1510--1563) hat bei aller öden Manier (Fresken der Sala
id'Udienza im Pal. vecchio) noch einen gewissen Schönheitssinn, der

1) *An dem Bilde desselben Inhaltes im Pal. Colonna zu Rom, welches ebenfalls
dem B. zugeschrieben wird, müsste jedenfalls die Jahrzahl 1523 falsch sein,
wenn sie sich darauf befindet. Es beruht erst auf dem Weltgericht. -- Eher
von Marc. Venusti?
2) Ein Sujet, für welches jener verlorene Carton des Perin del Vaga einen be-
geisterten Wetteifer geweckt haben muss. -- In der Sacramentscapelle zu
**S. Filippo Neri in Florenz ein Bild der Art von Stradanus.

Malerei des XVI. Jahrhunderts. Die Manieristen.
bergen könnte, durcheinander stürzen. Gemässigt, räumlich denkbar
und zum Theil edel ist von diesen Bildern am ehesten Daniel da
aVolterra’s Kindermord (Uffizien in Florenz) zu nennen, und bei
bBronzino’s „Christus in der Vorhölle“ 1) wird man wenigstens den
Müssiggang und die Überfülle so vieler gewissenhaft studirter nackter
Form beklagen; anderes der Art ist aber vollkommen unleidlich, zu-
mal durch Vermischung mit Reminiscenzen aus dem jüngsten Gerichte
selbst. — So insgemein die Stürze der Verdammten, die Hinrichtungen
cder 40 Märtyrer 2), die Marter des heil. Laurentius (grosses Fresco
Bronzino’s im linken Seitenschiff von S. Lorenzo in Florenz), die
Darstellungen der ehernen Schlange, u. A. m. Auch der Bildhauer
dBandinelli concurrirte und liess Paradiesbilder nach seinen Ent-
würfen malen (Pal. Pitti).

In der Folge bekam die grosse und freche Improvisation histo-
rischer, sowohl biblischer als profaner Gegenstände einen wahren
Schwung. Man malte Alles was verlangt wurde und versetzte das
Historische mit Allegorie und Mythologie ohne alles Mass. Vasari
(1512—1574), bei grosser Begabung beständig bemüht, dem Geschmack
seiner Leute zuvorzukommen, in der Ausführung so sauber und or-
dentlich als man bei gewissenloser Schnellproduction sein kann, tritt
wenigstens die einfachsten Gesetze der Kunst noch nicht geflissentlich
emit Füssen (Fresken in der Sala regia des Vaticans; Gastmahl des
fAhasverus in der Academie zu Arezzo; Abendmahl in S. Croce zu
Florenz, Cap. del Sagramento; andere Bilder in ders. Kirche, die unter
seiner Aufsicht ihre meisten jetzigen Altargemälde erhielt; Mehreres
gin S. Maria novella; sehr gedankenlos die zahllosen Malereien im
hgrossen Saale des Pal. vecchio). — Auch sein Genosse Francesco
Salviati
(1510—1563) hat bei aller öden Manier (Fresken der Sala
id’Udienza im Pal. vecchio) noch einen gewissen Schönheitssinn, der

1) *An dem Bilde desselben Inhaltes im Pal. Colonna zu Rom, welches ebenfalls
dem B. zugeschrieben wird, müsste jedenfalls die Jahrzahl 1523 falsch sein,
wenn sie sich darauf befindet. Es beruht erst auf dem Weltgericht. — Eher
von Marc. Venusti?
2) Ein Sujet, für welches jener verlorene Carton des Perin del Vaga einen be-
geisterten Wetteifer geweckt haben muss. — In der Sacramentscapelle zu
**S. Filippo Neri in Florenz ein Bild der Art von Stradanus.
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[996/1018] Malerei des XVI. Jahrhunderts. Die Manieristen. bergen könnte, durcheinander stürzen. Gemässigt, räumlich denkbar und zum Theil edel ist von diesen Bildern am ehesten Daniel da Volterra’s Kindermord (Uffizien in Florenz) zu nennen, und bei Bronzino’s „Christus in der Vorhölle“ 1) wird man wenigstens den Müssiggang und die Überfülle so vieler gewissenhaft studirter nackter Form beklagen; anderes der Art ist aber vollkommen unleidlich, zu- mal durch Vermischung mit Reminiscenzen aus dem jüngsten Gerichte selbst. — So insgemein die Stürze der Verdammten, die Hinrichtungen der 40 Märtyrer 2), die Marter des heil. Laurentius (grosses Fresco Bronzino’s im linken Seitenschiff von S. Lorenzo in Florenz), die Darstellungen der ehernen Schlange, u. A. m. Auch der Bildhauer Bandinelli concurrirte und liess Paradiesbilder nach seinen Ent- würfen malen (Pal. Pitti). a b c d In der Folge bekam die grosse und freche Improvisation histo- rischer, sowohl biblischer als profaner Gegenstände einen wahren Schwung. Man malte Alles was verlangt wurde und versetzte das Historische mit Allegorie und Mythologie ohne alles Mass. Vasari (1512—1574), bei grosser Begabung beständig bemüht, dem Geschmack seiner Leute zuvorzukommen, in der Ausführung so sauber und or- dentlich als man bei gewissenloser Schnellproduction sein kann, tritt wenigstens die einfachsten Gesetze der Kunst noch nicht geflissentlich mit Füssen (Fresken in der Sala regia des Vaticans; Gastmahl des Ahasverus in der Academie zu Arezzo; Abendmahl in S. Croce zu Florenz, Cap. del Sagramento; andere Bilder in ders. Kirche, die unter seiner Aufsicht ihre meisten jetzigen Altargemälde erhielt; Mehreres in S. Maria novella; sehr gedankenlos die zahllosen Malereien im grossen Saale des Pal. vecchio). — Auch sein Genosse Francesco Salviati (1510—1563) hat bei aller öden Manier (Fresken der Sala d’Udienza im Pal. vecchio) noch einen gewissen Schönheitssinn, der e f g h i 1) An dem Bilde desselben Inhaltes im Pal. Colonna zu Rom, welches ebenfalls dem B. zugeschrieben wird, müsste jedenfalls die Jahrzahl 1523 falsch sein, wenn sie sich darauf befindet. Es beruht erst auf dem Weltgericht. — Eher von Marc. Venusti? 2) Ein Sujet, für welches jener verlorene Carton des Perin del Vaga einen be- geisterten Wetteifer geweckt haben muss. — In der Sacramentscapelle zu S. Filippo Neri in Florenz ein Bild der Art von Stradanus.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 996. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/1018>, abgerufen am 18.12.2024.