Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

Die Neün vnd viertzigste

vnnd gemeinschafft woͤllen bezeügen / auch vns seine gaaben fürstellen vnnd vnseren sinnen vnderwerffen / deßgleych vns sichtbarlich in einen leyb versamlen / vnnd seinen tod in gedaͤchtnuß der gloͤubigen erhalten / auch vns vnsers ampts / besonders deß lobs vnd der dancksagung / erinneren woͤllen. Dise stuck hab ich aber alle nach einanderen außgelegt vnnd verhandlet in der gemeinen betrachtung oder handlung der sacramenten: darumb woͤllend wir die selbigen hie allein kurtz wider anziehen vnnd überlauffen / vnnd das allein etwas weytloͤuffiger handlen / was sich darauß zuͦ disputieren zuͦtregt.

³⁸⁰¹ Durch die gemeinschafft verston ich die gesellschafft / verwantnuß / oder teilhafftige Christi deß Herren / da er sich selbs gantz vnnd gar durch seinen geist in vns laßt / vnnd sich zuͦ vns thuͦt / vnd wir dargegen seinen durch den glauben teilhafftig / vnnd jm verknüpfft werdend / also / daß wir durch jn von der sünd vnnd vom tod erloͤßt / in jm laͤbend erben deß ewigen laͤbens / vnd er in vns laͤbt / vnd also gantz vnd gar vnser ist / wie auch wir gantz vnnd gar sein sind. Also sagend wir auch die gmeinschafft deß leybs vnd bluͦts deß Herren / nichts anders seyn. Dann durch das / daß er seinen leyb für vns in tod gaͤben / vnnd sein bluͦt zuͦ verzyhung vnserer sünden vergossen hat / ist das zewegen bracht / daß wir von sünden gereiniget / seine glider worden sind / vnd er vns yetzund laͤbendig machet / vnd als ein laͤbendmachende narung erhaltet. Dahaͤr auch vns zuͦgeben wirt daß wir jn / als ein speyß vnnd tranck deß laͤbens / aͤssind vnd trinckind. Darumb so ist die verheissung / deren wir erst gedacht / auch nichts anders / dann daß wort Gottes / das vns verkündet / daß allein in Christo das laͤben seye: dann Christus habe seinen leyb in tod gaͤben / vnd sein bluͦt vergossen zuͦ verzyhung vnserer sünden / auf das so wir in jn glaubind / das ewig laͤben habind. Dise verheissung vnd gmeinschafft Christi aber / wirdt vns nit erst zum ersten im Nachtmal / oder durch das Nachtmal zuͦbracht. Dann der Herr vnser Gott / hat gleych von anfang der waͤlt dem Adam vnnd seinem somen das laͤben vnnd die verzyhung der sünden durch Christum verheissen. Darnach hat er die selbig verheissung mit Noe / Abraham / Mose / Dauiden / vnd anderen vaͤtteren erneüweret. Vnd daß die vaͤtter gmeinschafft gehaben habind mit Christo / vnd seiner guͤteren teilhafftig worden seygind / bezeüget der Apostel mit sampt der gantzen heiligen gschrifft. Aber diß groß guͦt ist nit allein den vaͤtteren begegnet. Es ist die verheissung auch vns geschehen / vnnd die gmeinschafft Christo auch vns zuͦbracht / vnnd wirt vns sonderlich zuͦbracht im heiligen tauff: item auch in der klaren vnnd heiteren verkündung deß Euangelij. Die nemmend wir nun mit glauben an / durch welchen wir Christo verwant vnd zuͦgefuͤgt / vnnd zuͦ seinen glideren werdend. Darumb wie wir vor dem Nachtmal / nit on Christum / vnd Christi laͤr / sonder von jm laͤbendig gemachet / seine glider vnd mitgnossen sind: also wirdt vns die verheissung in der action oder haltung deß Nachtmals wideraͤferet / vnd erneüwerend wir vnnd bestaͤtigend die gmeinschafft Christi in deren wir sind mit dem daß wir deß leybs vnd bluͦts Christi geistlich / item deß laͤbens vnd aller seiner gaaben warlich durch den glauben teilhafftig werdend. Vnd also aͤssend wir den leyb deß Herren / vnd trinckend sein bluͦt. Dise geistliche gemeinschafft aber vnnd verheissung deß laͤbens durch Christum / bezeüget vnd besiglet der Herr sichtbarlicher weyß / mit den sichtbaren zeichen / das ist / mit dem niessen deß brots vnd weyns / die er seinem wort / oder seiner verheissung anhenckt: dz er ja seye das laͤbendmachend brot vnnd tranck: wir aber lassend dise verheissung vnnd gemeinschafft Christi in vns besiglen / vnd das sigel oder sacrament deß leybs vnd bluͦts deß Herren

3801 Wie vns der Herr sein verheissung vnd gmeinschafft bezeüge.