Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

Die Neün vnd viertzigste

Herren gen himmel / den Corintheren nichts anders befolhen / dann das vns die heiligen Apostel vnd Euangelisten Mattheus / Marcus / vnnd Lucas in glaubwirdigen geschrifften angaͤben habend.

³⁷⁶⁶ Daß auch dise einfaltige weyß des Herren Nachtmal zuͦhalten etlich hundert jar nach der Apostlen abgang von der kirchen seye gehalten worden / ist offenbar. Dann nach dem der hirt oder diener der kirchen das Euangelium geprediget / vnd dem volck das gmein gebaͤtt vorgesprochen / trat er haͤrfür in die heilig gmeind vnd versamlung. Da stuͦnd vor des volcks angesicht ein zuͦ grüstet tisch mit weyn vnd brot. Bey dem stuͦnd der diener / sprach guͦts über das volck / vnd sagt / Der Herr seye mit eüch. Darauff das volck antwortet / Vnd mit deinem geist. Denn sagt der hirt widerumb / Erhebend eüwere hertzen obsich: damit erinneret er die kirch / daß man yetzund ein heilige geheimnuß begon wurde / vnd daß man deßhalb die gmuͤter von den sichtbaren dingen zuͦ den vnsichtbaren erheben soͤlte. Darauf das volck aber antwortet / Wir habend sy zum Herren. Darnach so ermanet er die gantze gmeind zur dancksagung / vnd schrey / Lassend vns dem Herren vnserem Gott dancksagen. So antwortet denn die gmeind / Es ist billich vnd raͤcht. Auff das kart sich der hirt zum Herren / vnd sprach abermals / Es ist ja warlich billich / raͤcht / vnd heilsam / daß wir dir heiliger Herr / allmaͤchtiger vatter / eewiger Gott / zuͦ allen zeyten vnd an allen orten dancksagind / durch Christum vnseren Herren: welcher des naͤchsten tags vor dem als er gelitten / brot genommen hat / danck gesagt / das selbig brochen / vnd es seinen jüngeren gegaͤben: vnnd was also weyter im Euangelio volget. Wenn er nun dises auß dem Euangelio also verlaͤsen / so sprach er weyter / Wir woͤllend baͤtten: vnd dieweyl wir durch die heilsamen gebott vnderwisen / vnd durch die goͤttlich eynsatzung berichtet sind / so doͤrffend wir nun sagen / Vatter vnser der du bist in himmlen / ꝛc. Nach dem dann das Vatter vnser gesprochen / empfieng das volck die heiligen geheimnussen / vnd Communiciert. Vnnd nach dem das lob vnd die dancksagung geschaͤhen / ließ man die gmeind hingon. Disers brauchs sicht man noch etliche gespor bey den alten leereren / dem heiligen Cypriano / Augustino vnd anderen.

³⁷⁶⁷ Darnach aber in nachuͦlgenden zeyten habend die gebaͤttle vnd saͤgen zuͦgenommen / vnd sind die breüch über die maß gwachssen. Darzuͦ so ist die eynsatzung Christi verwandlet / vnd in ein froͤmbden brauch verkeert / vnnd die Maͤß zesamen gebuͤtzt worden / in deren du wenig des raͤchten alten brauchs sichst. dauon hab ich aber an anderen orten weytloͤuffig geredt / vnd verstadt V. L. disen gantzen handel fast wol. Die wir die aller vollkomnest vnd reinest eynsatzung Christi vnsers Herren / die von den Apostlen angegaͤben ist / haltend / fragend nichts darnach / was diser oder jhaͤner mensch / oder ein yeder Bapst zuͦ diser oder yhaͤner zeyt / diß oder dz / disem heiligen bruch angehenckt / daruͦn thon / oder geaͤnderet: sonder was der / der vor allen vnd über alle ist / zum ersten gethon vnd auch zuͦ thuͦn geheissen habe. Wenn des eynsetzers ansaͤhen / leer vnd heiligkeit / Jtem wenn auch das alt harkommen gaͤlten sol / so habend wir gesiget / die wir Christum auff vnser syten habend mit sampt der außerwelten menge der Apostlen. Dann von denen habend wir das / das wir haltend / vnd das wir von yederman begaͤrend gehalten zwerden.

³⁷⁶⁸ Warumb aber der Herr dise geheimnuß vnder der gstallt brots vnnd weyns eyngesetzt habe / ist offenbar. Dann das brot sterckt / vnnd der weyn erfroͤuwet des menschen hertz. dauon ich geredt / als ich von der analogy oder aͤnliche der sacramenten disputiert hab. Zuͦ dem so habend auch vnsere vaͤtter das Manna / das brot das vom himmel haͤrab raͤgnet / vnder dem vorbild

3766 Wie vorzeyten des Herren Nachtmal in der kirchen gehalten worden seye.

3767 Wie die form des Herren Nachtmals veraͤnderet.

3768 Warumb das Nachtmal vnder der gestalt brots vnd weyns eyngesetzt seye.