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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
Geist vnsere gemüter nach seinem willen zuge / vnnd im gebätt leitete / vnnd erhielte. Darumb wiewol vil mitlauffender vrsachen sind / die den menschen bewegend zuo bätten / so ist doch der fürnempst vrsprung deß gebätts / der Heilig Geist: dessen trib vnnd leitung alle die so mit etwas frucht bätten wellend / vor allem gebätt mit einer glöubigen vorred begärend. Hiehar dienend dise wort deß Heiligen Apostels / Der Geist hilfft auch vnnserer schwacheit: Dann wir wüssend nicht was wir bätten söllend wie es sich gebürt / sonder der Geist vertrittet vns selbs mit vnaußsprächlichem seüfftzen. Der aber die hertzen forschet / der weißt was deß Geists sinn ist / dann er vertrittet die Heiligen nach dem das Gott gefallt. Da wirt dem Geist Gottes zuogäben das er vnns verspreche / nicht das er an jm selbs bätte vnnd seüfftze / sonder das er vnsere gemüter erweckt zuo bitten vnnd zuo seüfftzen / vnnd machet das wir nach dem gemüt vnnd gefallen Gottes für die Heiligen / das ist / für vns selbs anrüffind oder bättind.

3299 Nun wellend wir weiter auch betrachten mit was güteren vnnd stucken der sölle bereitet vnd gefasset sein / der mit gebätt für Gott trätten wil. Vor allen dingen ist von nöten / das er außziehe alle hochhaltung seiner eignen wirde vnnd gerechtigkeit / sich selbs erkenne ein sünder / vnnd alles guoten mangelbar sein / vnnd sich also begäbe auff die lautere barmhertzigkeit Gottes / vnnd von deren begäre mit allen gütteren erfüllt zuowerden. Dann es spricht der groß Prophet Gottes Daniel3300 / Wir flehend nicht auff vnsere frombkeiten hin vor dir / nein wir / sonder allein / auff din grosse barmhertzigkeit. Ein gleiches gebätt finst du auch für Gott gebracht sein Psalm lxxix. Dann da schreyt das volck deß Herren / Hilff vns O Gott vnser heiland vmb der eer willen dines namens / redte vns / vnnd vergib vnns vnser sünd vmb dines namens willen / nicht gedenck vnns an die alten mißthaten / sonder eyl / vnnd fürkumm vnns mit diner erbärmd. Jm nüwen Testament3301 wirt der Phariseer vom Herren verstossen vnnd verworffen / der auff sein gerechtigkeit vertruwet / der zoller aber vnnd offen sünder / der seine sünden frey bekant / vnnd die barmhertzigkeit Gottes anrüfft / der wirt erhört vnnd gerechtgmachet. Lieber wär wil zuom Herren rüffen / wenn wir nicht vnser blösse / schwacheit / vnnd armuot erkennend. Nicht die gesunden / sonder die krancken bedörffend deß artzets. Es spricht auch der Herr im Euangelio3302 / Bittend so werdend jr empfahen / klopffend an / so wirt eüch auffgethan / suochend / so werdend jhr finden. Den man aber heißt bitten das er empfahe / der hat ye das nicht darumb er bittet. Der da klopffet / der zeigt mit dem klopffen an / das er da aussen stande . Der aber suocht / der hat ye verloren das daß er suocht . Darumb dieweil wir außgeschlossen seind von der fröud deß Paradyses / so suochend vnnd begärend wir mitt dem gebätt / das / daß wir verloren vnnd nicht me habend. Darumb da Dauid Ezechias vnnd andere Heiligen Gottes / im gebätt jhr gerechtigkeit anziehend / vnnd sich ansehen lassend / das sie von der selben als von rächts wägen begärind erhört zuo werden / da sehend sie nicht auff jhr eigne wirde / sonder vil mee auff Gottes waarheit . Der hatt verheissen / das er seine diener erhören wölle. Darumb so sprechend die Heiligen / Sihe wir sind deine diener / deßhalb ist billich das du vnns nicht verlaßist / sonder errettist . Darnäbend aber redend sie an anderen orten vonn jhrer gerechtigkeit also / das wir nicht zweifflen könnend / dann das sie inn jhrem gebätt jhrer gerechtigkeit allein mit gewüsser maß vnnd inzilung gedacht habind: Dauid spricht3303 / Herr gang mit deinem diener nicht ins gericht / Dann vor deinem angesicht wirt kein läbendiger gerecht erfunden. etc.

3299 Womit einer sölle gefasset sein der bätten wil.
3300 Dan.9.
3301 Luc.18.
3302 Matth.9.
3303 Psal.143.

Predig.
Geist vnsere gemuͤter nach seinem willen zuge / vnnd im gebaͤtt leitete / vnnd erhielte. Darumb wiewol vil mitlauffender vrsachen sind / die den menschen bewegend zuͦ baͤtten / so ist doch der fürnempst vrsprung deß gebaͤtts / der Heilig Geist: dessen trib vnnd leitung alle die so mit etwas frucht baͤtten wellend / vor allem gebaͤtt mit einer gloͤubigen vorred begaͤrend. Hiehar dienend dise wort deß Heiligen Apostels / Der Geist hilfft auch vnnserer schwacheit: Dann wir wüssend nicht was wir baͤtten soͤllend wie es sich gebürt / sonder der Geist vertrittet vns selbs mit vnaußspraͤchlichem seüfftzen. Der aber die hertzen forschet / der weißt was deß Geists sinn ist / dann er vertrittet die Heiligen nach dem das Gott gefallt. Da wirt dem Geist Gottes zuͦgaͤben das er vnns verspreche / nicht das er an jm selbs baͤtte vnnd seüfftze / sonder das er vnsere gemuͤter erweckt zuͦ bitten vnnd zuͦ seüfftzen / vnnd machet das wir nach dem gemuͤt vnnd gefallen Gottes für die Heiligen / das ist / für vns selbs anruͤffind oder baͤttind.

3299 Nun wellend wir weiter auch betrachten mit was guͤteren vnnd stucken der soͤlle bereitet vnd gefasset sein / der mit gebaͤtt für Gott traͤtten wil. Vor allen dingen ist von noͤten / das er außziehe alle hochhaltung seiner eignen wirde vnnd gerechtigkeit / sich selbs erkenne ein sünder / vnnd alles guͦten mangelbar sein / vnnd sich also begaͤbe auff die lautere barmhertzigkeit Gottes / vnnd von deren begaͤre mit allen guͤtteren erfüllt zuͦwerden. Dann es spricht der groß Prophet Gottes Daniel3300 / Wir flehend nicht auff vnsere frombkeiten hin vor dir / nein wir / sonder allein / auff din grosse barmhertzigkeit. Ein gleiches gebaͤtt finst du auch für Gott gebracht sein Psalm lxxix. Dann da schreyt das volck deß Herren / Hilff vns O Gott vnser heiland vmb der eer willen dines namens / redte vns / vnnd vergib vnns vnser sünd vmb dines namens willen / nicht gedenck vnns an die alten mißthaten / sonder eyl / vnnd fürkumm vnns mit diner erbaͤrmd. Jm nüwen Testament3301 wirt der Phariseer vom Herren verstossen vnnd verworffen / der auff sein gerechtigkeit vertruwet / der zoller aber vnnd offen sünder / der seine sünden frey bekant / vnnd die barmhertzigkeit Gottes anruͤfft / der wirt erhoͤrt vnnd gerechtgmachet. Lieber waͤr wil zuͦm Herren ruͤffen / wenn wir nicht vnser bloͤsse / schwacheit / vnnd armuͦt erkennend. Nicht die gesunden / sonder die krancken bedoͤrffend deß artzets. Es spricht auch der Herr im Euangelio3302 / Bittend so werdend jr empfahen / klopffend an / so wirt eüch auffgethan / suͦchend / so werdend jhr finden. Den man aber heißt bitten das er empfahe / der hat ye das nicht darumb er bittet. Der da klopffet / der zeigt mit dem klopffen an / das er da aussen stande . Der aber suͦcht / der hat ye verloren das daß er suͦcht . Darumb dieweil wir außgeschlossen seind von der froͤud deß Paradyses / so suͦchend vnnd begaͤrend wir mitt dem gebaͤtt / das / daß wir verloren vnnd nicht me habend. Darumb da Dauid Ezechias vnnd andere Heiligen Gottes / im gebaͤtt jhr gerechtigkeit anziehend / vnnd sich ansehen lassend / das sie von der selben als von raͤchts waͤgen begaͤrind erhoͤrt zuͦ werden / da sehend sie nicht auff jhr eigne wirde / sonder vil mee auff Gottes waarheit . Der hatt verheissen / das er seine diener erhoͤren woͤlle. Darumb so sprechend die Heiligen / Sihe wir sind deine diener / deßhalb ist billich das du vnns nicht verlaßist / sonder errettist . Darnaͤbend aber redend sie an anderen orten vonn jhrer gerechtigkeit also / das wir nicht zweifflen koͤnnend / dann das sie inn jhrem gebaͤtt jhrer gerechtigkeit allein mit gewüsser maß vnnd inzilung gedacht habind: Dauid spricht3303 / Herr gang mit deinem diener nicht ins gericht / Dann vor deinem angesicht wirt kein laͤbendiger gerecht erfunden. ꝛc.

3299 Womit einer soͤlle gefasset sein der baͤtten wil.
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[CCCLXXX./0851] Predig. Geist vnsere gemuͤter nach seinem willen zuge / vnnd im gebaͤtt leitete / vnnd erhielte. Darumb wiewol vil mitlauffender vrsachen sind / die den menschen bewegend zuͦ baͤtten / so ist doch der fürnempst vrsprung deß gebaͤtts / der Heilig Geist: dessen trib vnnd leitung alle die so mit etwas frucht baͤtten wellend / vor allem gebaͤtt mit einer gloͤubigen vorred begaͤrend. Hiehar dienend dise wort deß Heiligen Apostels / Der Geist hilfft auch vnnserer schwacheit: Dann wir wüssend nicht was wir baͤtten soͤllend wie es sich gebürt / sonder der Geist vertrittet vns selbs mit vnaußspraͤchlichem seüfftzen. Der aber die hertzen forschet / der weißt was deß Geists sinn ist / dann er vertrittet die Heiligen nach dem das Gott gefallt. Da wirt dem Geist Gottes zuͦgaͤben das er vnns verspreche / nicht das er an jm selbs baͤtte vnnd seüfftze / sonder das er vnsere gemuͤter erweckt zuͦ bitten vnnd zuͦ seüfftzen / vnnd machet das wir nach dem gemuͤt vnnd gefallen Gottes für die Heiligen / das ist / für vns selbs anruͤffind oder baͤttind. 3299 Nun wellend wir weiter auch betrachten mit was guͤteren vnnd stucken der soͤlle bereitet vnd gefasset sein / der mit gebaͤtt für Gott traͤtten wil. Vor allen dingen ist von noͤten / das er außziehe alle hochhaltung seiner eignen wirde vnnd gerechtigkeit / sich selbs erkenne ein sünder / vnnd alles guͦten mangelbar sein / vnnd sich also begaͤbe auff die lautere barmhertzigkeit Gottes / vnnd von deren begaͤre mit allen guͤtteren erfüllt zuͦwerden. Dann es spricht der groß Prophet Gottes Daniel 3300 / Wir flehend nicht auff vnsere frombkeiten hin vor dir / nein wir / sonder allein / auff din grosse barmhertzigkeit. Ein gleiches gebaͤtt finst du auch für Gott gebracht sein Psalm lxxix. Dann da schreyt das volck deß Herren / Hilff vns O Gott vnser heiland vmb der eer willen dines namens / redte vns / vnnd vergib vnns vnser sünd vmb dines namens willen / nicht gedenck vnns an die alten mißthaten / sonder eyl / vnnd fürkumm vnns mit diner erbaͤrmd. Jm nüwen Testament 3301 wirt der Phariseer vom Herren verstossen vnnd verworffen / der auff sein gerechtigkeit vertruwet / der zoller aber vnnd offen sünder / der seine sünden frey bekant / vnnd die barmhertzigkeit Gottes anruͤfft / der wirt erhoͤrt vnnd gerechtgmachet. Lieber waͤr wil zuͦm Herren ruͤffen / wenn wir nicht vnser bloͤsse / schwacheit / vnnd armuͦt erkennend. Nicht die gesunden / sonder die krancken bedoͤrffend deß artzets. Es spricht auch der Herr im Euangelio 3302 / Bittend so werdend jr empfahen / klopffend an / so wirt eüch auffgethan / suͦchend / so werdend jhr finden. Den man aber heißt bitten das er empfahe / der hat ye das nicht darumb er bittet. Der da klopffet / der zeigt mit dem klopffen an / das er da aussen stande . Der aber suͦcht / der hat ye verloren das daß er suͦcht . Darumb dieweil wir außgeschlossen seind von der froͤud deß Paradyses / so suͦchend vnnd begaͤrend wir mitt dem gebaͤtt / das / daß wir verloren vnnd nicht me habend. Darumb da Dauid Ezechias vnnd andere Heiligen Gottes / im gebaͤtt jhr gerechtigkeit anziehend / vnnd sich ansehen lassend / das sie von der selben als von raͤchts waͤgen begaͤrind erhoͤrt zuͦ werden / da sehend sie nicht auff jhr eigne wirde / sonder vil mee auff Gottes waarheit . Der hatt verheissen / das er seine diener erhoͤren woͤlle. Darumb so sprechend die Heiligen / Sihe wir sind deine diener / deßhalb ist billich das du vnns nicht verlaßist / sonder errettist . Darnaͤbend aber redend sie an anderen orten vonn jhrer gerechtigkeit also / das wir nicht zweifflen koͤnnend / dann das sie inn jhrem gebaͤtt jhrer gerechtigkeit allein mit gewüsser maß vnnd inzilung gedacht habind: Dauid spricht 3303 / Herr gang mit deinem diener nicht ins gericht / Dann vor deinem angesicht wirt kein laͤbendiger gerecht erfunden. ꝛc. 3299 Womit einer soͤlle gefasset sein der baͤtten wil. 3300 Dan.9. 3301 Luc.18. 3302 Matth.9. 3303 Psal.143.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. CCCLXXX.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/851>, abgerufen am 22.11.2024.