Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

Predig.

selbigen brauch auff den hüttigen tag als Apostolisch annemme? Waͤr ist der nit sehe / das den frommen vaͤtteren / die sonst treüwe hirten gewesen sind / hierinn etwas menschlichs widerfaren seye? Es sol billich auff den hüttigen tag die geschrifft deß heiligen Apostels Pauli / da er also schreibt²⁸⁶⁰ / Es bewaͤre der mensch sich selbs vnd also aͤsse er von disem brot vnd trincke von disem tranck / mer gaͤlten / dann die alt angaͤbung der kirchen / dann darauß verstadt ein yeder / das deß Herren Nachtmal den erwachßnen nit den kinden zuͦgehoͤrt. Darumb habend vnsere vorderen dise tradition vnd angaͤbung doͤrffen auffheben vnd verlassen / vnd naͤher zuͦ der gschrifft traͤtten / so laßind vns nun auch nach / in disem handel / das wir von der vngewüssen angaͤbung der vaͤtteren abtraͤttind / vnd dem waaren gwüssen glauben / vnd der Apostolischen gschrifft anhangind.

²⁸⁶¹ Es ist aber / spraͤchend sie / Aerius darumb verdampt worden / das er glaubt das gebaͤtt für die abgestorbnen waͤre vnnütz. Aerius ist von den alten verdampt worden das weiß ich wol / ich nimm mir auch nit für jhn zuͦschirmen / dann das er ein Arianer vnnd mitt anderen groben jrrthummen befleckt seye gewesen / maͤldend Phylastrius / Epiphanius / vnd Augustinus. So vil aber das gebaͤtt für die abgestorbnen belanget ob das nütz oder vnnütz seye / sind on zweifel die nit kaͤtzer sonder Catholisch / die da glaubend das inn den articklen deß glaubens von den Apostlen ist angaͤben worden. Da glaubend wir aber nach der selbigen angaben / verzeihung der sünden / vrstende dises fleisches vnd ewigs laͤben. Waͤr dises glaubt der erlanget on zweifel das daß er glaubt. Dann es spricht der Herr zuͦ dem Hauptman in dem Euangelio²⁸⁶² / Gang hin / vnnd wie du glaubst / also geschehe dir. Darumb welcher verzeihung der sünden vnnd das ewig laͤben glaubt / der hat schon verzeihung der sünden erlanget / vnd wirt gewüßlich laͤben in dem ewigen laͤben. So nun dem also ist wie dann das nitt faͤlen kan / das vns in den articklen deß glaubens angeben ist. Lieber was platzes kan dann das gebaͤtt für die abgestorbnen haben? Dann den abgestorbnen sind jre sünd verzigen / deßhalb so sind alle hindernussen zum laͤben auffgehept: vnd darumb so laͤbend sie bey Gott. Welche aber nit glaubt habend denen sind jre sünd behalten / vnd sind deßhalb in die hellen verstossen vnd staͤckend da in der tieffe deß abgrunds. Dieweil dann dem vngezweiflet also ist so hat das gebaͤtt für die abgestorbnen gantz vnd gar kein brauch weder bey Gott noch bey den gloͤubigen. Hier zuͦ dienend so vil exempel der gloͤubigen in beden Testamenten die freilich hoͤher zuͦhalten sind denn alle angaͤbungen vnd alle verdammungen der menschen. Welcher vnder den heiligen vaͤtteren hatt ye für seine abgestorbnen gebaͤttet? Hat Adam für sein Abel gebaͤttet? oder die kinder für jren vatter Adam? Was gebaͤtts hat Abraham Gott geopfferet für die seel seines abgestorbnen vatters Thare vnd für die seel Sare seiner liebsten haußfrauwen? Wz habend Esau vnd Jacob gebaͤttet für iren abgstorbnen vatter Jsaac? oder die zwoͤlff kinder Jsraels für Jacobum? oder Salomon für den Dauid? Jm neuwen Testament wirt Joannes der Toͤuffer vom Herode enthauptet / Stephanus von den Juden versteiniget / Jacobo vom Agrippa dz haupt abgeschlagen / vnd jre jünger begrabend jre leib vnd begond jre begrebnussen mit aller Gottßforcht / aber bey disem allem wirt deß gebaͤtts für die abgestorbnen seelen niendert gedacht: dann sie glaubtend das sie von stund an vom tod in dz ewig laͤben gefuͤrt waͤrind. Waͤr wil vns dann die notwendigkeyt deß gebaͤtts für die abgestorbnen nach so vil vernampten exemplen der heiligen / vnnd auff so heitere bekanntnussen deß waaren vnnd allgemeynen glaubens / auflegen? Waͤr wil vnns auch fürhin kaͤtzer koͤnnen nennen / so wir mitt der that erfüllend /daß wir vnns mit verjaͤhung vnnsers glaubens vnnd bekantnuß deß munds außthuͦnd / ja die wir nützit anders thuͦnd / dann das die

2860 1.Cor.11.

2861 Aerianer verdampt.

2862 Matth.8.