Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.Predig. dieweil er alles begreifft vnnd fasset / vnnd
aber was alles ist vnnd gantz / seine stuck vnnd theyl hatt / so volget / das sein
sorg sich auch auff alle stuck vnd theyl außstrecke / dessen fürsichtigkeit auff
alles das langet das da ist. Jm sey allein lob vnd ehr in ewigkeyt / Amen.Die Fünff vnd dreissigste Predig. Von dem anbätten / anrüffen vnnd verehren deß einigen waaren läben- BIßhar hab ich von Gott geredt / wär / wie / vnd wie groß der selbig sey / wiewol nit dermaß als ich wol hette söllen / aber nach dem ich gemögen. Jch hab auch etlicher maß entworffen was guoten vnd geneigten willens er gegen dem menschen trage / den er in seinem eingebornen Sun zur ewigen säligkeyt fürordnet / auch in diser gegenwirtigen zeit zum Herren über alle ding gesetzt / vnd jhm alles vnderworffen hat. Damit aber nun auch der mensch wüsse / was er disem gewaltigen Gott / vnd so gütigen vnd reichgäben vatter schuldig sey / so wil ich yetzund hinzuo thuon ein erklärung / wie der mensch / disen läbendigen waaren vnnd ewigen Gott anbätten / anrüffen / vnnd verehren sölle. Dann der mensch ist nicht erschaffen oder geboren / das er das gestirn / wie jhener Philosophus fantasiert / anschouwe / sonder / das er sey ein bildtnuß vnnd ein Tempel Gottes / in dem Gott wone vnnd regiere / vnnd das er deßhalb Gott erkenne / förchte / anbätte / anrüffe vnnd verehre / vnnd ja Gott zuogefügt werde / vnnd mit jhm läbe in ewigkeyt. Da wil ich aber zuo dem ersten reden von dem anbätten / demnach von dem anrüffen / vnnd zuo dem letsten vom verehren Gottes. Darauß wir on alle not verston werdend / was der waar oder der falsch Gottßdienst sey. 2227 Adorare oder anbätten heißt in der heiligen geschrifft /
ehrenhalb das haupt entplössen / sich neigen / die knüw biegen / oder auch mit dem
gantzen leib vff die erden sich lassen / auff das angesicht eim zun füssen fallen
/ wie die thuond / die vmb gnad bittend / zum zeichen der demuot der vnderwerffung
vnd ergäbung. Vnd wirt sonderlich auff deß leibs gebärden gezogen. Die Hebreer
brauchend jmmerdar das einig wörtlin Schahah / welches alle dollmätschen durch das
wörtli anbätten / neigen / bucken vnd niderfallen verdollmäschend. Die Griechen
setzend dafür das wort [fremdsprachliches Material], das ist / ich biegen die
kneüw / ich entplössen das haupt / ich bitten vnderthänigklich oder bätten an /
[fremdsprachliches Material] aber ist das anbätten / welches eintweders von
dem küssen har den nammen hat / oder von dem rucken deß barets / dann [fremdsprachliches Material] heißt ich küssen. Küssen aber ist vorzeyten ein
anzeigung gewesen der verehrung hochhaltung oder anbättung / wie mann sicht auß
dem ein vnnd dreißigsten Capitel Job. So ist es auch noch auff den heütigen tag
der brauch / das man ehrenbietung halb einem die hand küßt. Dargegen heißt [fremdsprachliches Material] auch ein huot / oder baret / Das deßhalb das Griechisch
wörtli anbätten auch heissen mag das haupt ehrenbietung halb entdecken vnnd
entplössen. Villeicht habend auch die Latiner auff die leibs gebärd gesehen / mitt
jhrem wörtli / dann Orare, heißt beyde bätten namlich vnnd
reden. Darumb so bättet der an / der sein angesicht gestrackt auff einen richtet
vnnd demütigklich ettwas vonn jhm bittet. Es sicht jhm auch nicht vngleich / das
die Teütschen darauff gesehen habind / dann das wörtli Adorare, dollmätschend sie
anbätten / welches auch möcht dollmätschet werden / zuo füssen fallen. Math. an
dem neündten Capitel 2227 Was anbätten inn der geschrifft
heisse.
Predig. dieweil er alles begreifft vnnd fasset / vnnd
aber was alles ist vnnd gantz / seine stuck vnnd theyl hatt / so volget / das sein
sorg sich auch auff alle stuck vnd theyl außstrecke / dessen fürsichtigkeit auff
alles das langet das da ist. Jm sey allein lob vnd ehr in ewigkeyt / Amen.Die Fünff vnd dreissigste Predig. Von dem anbaͤtten / anruͤffen vnnd verehren deß einigen waaren laͤben- BIßhar hab ich von Gott geredt / waͤr / wie / vnd wie groß der selbig sey / wiewol nit dermaß als ich wol hette soͤllen / aber nach dem ich gemoͤgen. Jch hab auch etlicher maß entworffen was guͦten vnd geneigten willens er gegen dem menschen trage / den er in seinem eingebornen Sun zur ewigen saͤligkeyt fürordnet / auch in diser gegenwirtigen zeit zum Herren über alle ding gesetzt / vnd jhm alles vnderworffen hat. Damit aber nun auch der mensch wüsse / was er disem gewaltigen Gott / vnd so guͤtigen vnd reichgaͤben vatter schuldig sey / so wil ich yetzund hinzuͦ thuͦn ein erklaͤrung / wie der mensch / disen laͤbendigen waaren vnnd ewigen Gott anbaͤtten / anruͤffen / vnnd verehren soͤlle. Dann der mensch ist nicht erschaffen oder geboren / das er das gestirn / wie jhener Philosophus fantasiert / anschouwe / sonder / das er sey ein bildtnuß vnnd ein Tempel Gottes / in dem Gott wone vnnd regiere / vnnd das er deßhalb Gott erkenne / foͤrchte / anbaͤtte / anruͤffe vnnd verehre / vnnd ja Gott zuͦgefuͤgt werde / vnnd mit jhm laͤbe in ewigkeyt. Da wil ich aber zuͦ dem ersten reden von dem anbaͤtten / demnach von dem anruͤffen / vnnd zuͦ dem letsten vom verehren Gottes. Darauß wir on alle not verston werdend / was der waar oder der falsch Gottßdienst sey. 2227 Adorare oder anbaͤtten heißt in der heiligen geschrifft /
ehrenhalb das haupt entploͤssen / sich neigen / die knüw biegen / oder auch mit dem
gantzen leib vff die erden sich lassen / auff das angesicht eim zun fuͤssen fallen
/ wie die thuͦnd / die vmb gnad bittend / zum zeichen der demuͦt der vnderwerffung
vnd ergaͤbung. Vnd wirt sonderlich auff deß leibs gebaͤrden gezogen. Die Hebreer
brauchend jmmerdar das einig woͤrtlin Schahah / welches alle dollmaͤtschen durch das
woͤrtli anbaͤtten / neigen / bucken vnd niderfallen verdollmaͤschend. Die Griechen
setzend dafür das wort [fremdsprachliches Material], das ist / ich biegen die
kneüw / ich entploͤssen das haupt / ich bitten vnderthaͤnigklich oder baͤtten an /
[fremdsprachliches Material] aber ist das anbaͤtten / welches eintweders von
dem küssen har den nammen hat / oder von dem rucken deß barets / dann [fremdsprachliches Material] heißt ich küssen. Küssen aber ist vorzeyten ein
anzeigung gewesen der verehrung hochhaltung oder anbaͤttung / wie mann sicht auß
dem ein vnnd dreißigsten Capitel Job. So ist es auch noch auff den heütigen tag
der brauch / das man ehrenbietung halb einem die hand küßt. Dargegen heißt [fremdsprachliches Material] auch ein huͦt / oder baret / Das deßhalb das Griechisch
woͤrtli anbaͤtten auch heissen mag das haupt ehrenbietung halb entdecken vnnd
entploͤssen. Villeicht habend auch die Latiner auff die leibs gebaͤrd gesehen / mitt
jhrem woͤrtli / dann Orare, heißt beyde baͤtten namlich vnnd
reden. Darumb so baͤttet der an / der sein angesicht gestrackt auff einen richtet
vnnd demuͤtigklich ettwas vonn jhm bittet. Es sicht jhm auch nicht vngleich / das
die Teütschen darauff gesehen habind / dann das woͤrtli Adorare, dollmaͤtschend sie
anbaͤtten / welches auch moͤcht dollmaͤtschet werden / zuͦ fuͤssen fallen. Math. an
dem neündten Capitel 2227 Was anbaͤtten inn der geschrifft
heisse.
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Predig.
dieweil er alles begreifft vnnd fasset / vnnd aber was alles ist vnnd gantz / seine stuck vnnd theyl hatt / so volget / das sein sorg sich auch auff alle stuck vnd theyl außstrecke / dessen fürsichtigkeit auff alles das langet das da ist. Jm sey allein lob vnd ehr in ewigkeyt / Amen.
Die Fünff vnd dreissigste Predig.
Von dem anbaͤtten / anruͤffen vnnd verehren deß einigen waaren laͤben-
digen Gottes / auch von dem waaren vnd falschen Gottßdienst.
BIßhar hab ich von Gott geredt / waͤr / wie / vnd wie groß der selbig sey / wiewol nit dermaß als ich wol hette soͤllen / aber nach dem ich gemoͤgen. Jch hab auch etlicher maß entworffen was guͦten vnd geneigten willens er gegen dem menschen trage / den er in seinem eingebornen Sun zur ewigen saͤligkeyt fürordnet / auch in diser gegenwirtigen zeit zum Herren über alle ding gesetzt / vnd jhm alles vnderworffen hat. Damit aber nun auch der mensch wüsse / was er disem gewaltigen Gott / vnd so guͤtigen vnd reichgaͤben vatter schuldig sey / so wil ich yetzund hinzuͦ thuͦn ein erklaͤrung / wie der mensch / disen laͤbendigen waaren vnnd ewigen Gott anbaͤtten / anruͤffen / vnnd verehren soͤlle. Dann der mensch ist nicht erschaffen oder geboren / das er das gestirn / wie jhener Philosophus fantasiert / anschouwe / sonder / das er sey ein bildtnuß vnnd ein Tempel Gottes / in dem Gott wone vnnd regiere / vnnd das er deßhalb Gott erkenne / foͤrchte / anbaͤtte / anruͤffe vnnd verehre / vnnd ja Gott zuͦgefuͤgt werde / vnnd mit jhm laͤbe in ewigkeyt. Da wil ich aber zuͦ dem ersten reden von dem anbaͤtten / demnach von dem anruͤffen / vnnd zuͦ dem letsten vom verehren Gottes. Darauß wir on alle not verston werdend / was der waar oder der falsch Gottßdienst sey.
2227 Adorare oder anbaͤtten heißt in der heiligen geschrifft / ehrenhalb das haupt entploͤssen / sich neigen / die knüw biegen / oder auch mit dem gantzen leib vff die erden sich lassen / auff das angesicht eim zun fuͤssen fallen / wie die thuͦnd / die vmb gnad bittend / zum zeichen der demuͦt der vnderwerffung vnd ergaͤbung. Vnd wirt sonderlich auff deß leibs gebaͤrden gezogen. Die Hebreer brauchend jmmerdar das einig woͤrtlin Schahah / welches alle dollmaͤtschen durch das woͤrtli anbaͤtten / neigen / bucken vnd niderfallen verdollmaͤschend. Die Griechen setzend dafür das wort _ , das ist / ich biegen die kneüw / ich entploͤssen das haupt / ich bitten vnderthaͤnigklich oder baͤtten an / _ aber ist das anbaͤtten / welches eintweders von dem küssen har den nammen hat / oder von dem rucken deß barets / dann _ heißt ich küssen. Küssen aber ist vorzeyten ein anzeigung gewesen der verehrung hochhaltung oder anbaͤttung / wie mann sicht auß dem ein vnnd dreißigsten Capitel Job. So ist es auch noch auff den heütigen tag der brauch / das man ehrenbietung halb einem die hand küßt. Dargegen heißt _ auch ein huͦt / oder baret / Das deßhalb das Griechisch woͤrtli anbaͤtten auch heissen mag das haupt ehrenbietung halb entdecken vnnd entploͤssen. Villeicht habend auch die Latiner auff die leibs gebaͤrd gesehen / mitt jhrem woͤrtli / dann Orare, heißt beyde baͤtten namlich vnnd reden. Darumb so baͤttet der an / der sein angesicht gestrackt auff einen richtet vnnd demuͤtigklich ettwas vonn jhm bittet. Es sicht jhm auch nicht vngleich / das die Teütschen darauff gesehen habind / dann das woͤrtli Adorare, dollmaͤtschend sie anbaͤtten / welches auch moͤcht dollmaͤtschet werden / zuͦ fuͤssen fallen. Math. an dem neündten Capitel
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Zitationshilfe: | Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. CCLXVIII.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/627>, abgerufen am 15.06.2024. |