Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

Die Zwey vnd dreissigste

die da waare buͦß thetend / besehen. Vonn denen schreibt der heilig Prophet Jonas also. Vnd die leüt zuͦ Niniue glaubtend Gott / ruͤftend auß ein fasten / legtend seck an vom groͤsten biß auff den wenigsten. Vnnd dise sach kam für den Künig zuͦ Niniue / der stuͦnd von seinem thron auff / thet das Purpurkleyd von jm / deckt sich mit einem sack / vnnd satzt sich auff die erden. Er ließ auch auß seinem befelch in der gantzen Statt außschryen / Es soͤllend leüt vnnd vich / rinder vnnd schaaf / nichts weder versuͦchen noch aͤssen / auch kein wasser trincken / sonder leüt vnnd vich soͤllend sich mit secken bedecken / vnd vnablaͤßlich zuͦ Gott schrijen. Es sol sich auch ein yeder von seinem boͤsen waͤg / vnnd von dem fraͤfel den ein yeder vorhanden hat bekeeren / Wer weißt ob sich Gott bekarte / reüwete vnnd abstuͤnde vonn seinem grimmen zorn / das wir nicht vmbkaͤmind. Nun ist aber guͦt / das wir auch hoͤrind / wie krefftig dise jhre buͦß gewesen / Darumb so volget im Propheten Jona. Do sach Gott jhr werck an / das sie sich von jhren boͤsen waͤgen abwantend vnnd bekeertend / vnd stuͦnd er auch ab von der straaff vnd von dem vnglück / das er über sie angeschlagen hat / vnd fuͦrts nicht über sie.

²⁰²⁹ Es sol auch weiter eüwer lieb hie mercken / das zweyerley buͦß ist / ein besondere heimliche namlich / vnd ein offne gemeyne. Die besonder würckt ein yeder besonders bey jhm selbs heimlich / so offt er wider Gott sündet / da gadt er inn sich selbs / vnnd dursuͦcht mitt dem liecht deß worts Gottes alle heimligkeyten seines hertzens / bekennt Gott seine sünd / trauret das er den erzürnt / keert sich zuͦ jhm / glaubt das jhm der in Christo versuͤnt sey / von dessen wegen hasset er die sünd / vnnd fleißt sich der geraͤchtigkeyt vnnd vnschuld. Die gemeyn offen buͦß wirt braucht in grossen gemeynen truͤbsalen / in teürungen vnd hunger / inn sterbenden loͤuffen / im krieg. Vonn diser sind die wort deß Propheten Joels eigentlich vnd besonders zuͦ verston. Wiewol die besonder buͦß vil stucken mit diser gemeynen buͦß gemeyn hat. Dann S. Peter weinet auch bitterlich / so fastend auch die / die besonders buͦß thuͦnd / vnnd enthaltend sich mit grossem ernst von allen auch zuͦglaßnen lüsten / ich geschweig erst von den wollüsten deß fleischs vnd der waͤlt. Jnsonderheit aber hassend alle die so besonders oder mit der gantzen gmeind buͦß thuͦnd / gleichßnerey / betrug vnd ytels erzeigen vor der waͤlt. Es sind auch dise buͦßwürckungen beyd frey vnd mit guͦtwillikeit auffgenommen / nit erzwungen vnd genoͤtiget / sonder koͤmmend auß freyen vnd guͦtwilligem geist. Es treibt wol der diener deß worts vnd hirt der gmeind alle sünder / das sie on allen verzug ware buͦß thuͤgind über jre sünden / noch so legt er niemand gebottlicher weiß ein gewüsse form auff / die da zeit / weiß / ort / vnd zal der buͦß fürschreibe / sonder laßt soͤllichs einem yeden frey / allein das ein yeder thuͤge das sich gebürt nach fürgeschrifft der heiligen geschrifft. Die gemeyn buͦß aber wirt von der kirchen gemeynlich angesehen vnd angenommen / wenn es die waare forcht Gottes erforderet / vnd die not darzuͦ treibt. Die selbig zeigt auch an mit sampt dem wort Gottes was vnd wie man alle ding handlen soͤlle. ²⁰³⁰ Widerumb so ist nochmals zweyerley buͦß / dann es ist ein waare / Jtem es ist auch ein falsche. Die waare uͤbt vnd würckt der mensch der durch den heiligen geist im glauben Jesu Christi wider geboren ist. Vnd in diser ist kein betrug / sonder sie hatt inn jhr alles dauon ich bißhar geredt. Exempel diser waaren buͦß sind vil in der heiligen geschrifft deß Neüwen vnnd Alten Testaments / welche auch das vorgend alles gar fein erklaͤrend. Jnsonders sind fürtreffenlich die exempel vnser elteren Adams vnnd Eue / Jtem deß volcks Jsraels Exo. xxxiij. Also sind auch vil im buͦch der Richteren / vnnd in den Küngbuͤcheren. Vnnder welchen das exempel Dauids ij. Samu. am xij. vnd j. Par. xxj. Manaßis. Jtem Josie ij. Reg. xxxiij. vnd xxxiiij. besonders

2029 Besondere vnd gmeyne buͦß.

2030 Waare vnd falsche buͦß.