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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Dreissigste
die tugend kein lob gehept / Dann er wer auß notwendikeit guot gewesen. Zuo dem so muoßt es also sein / das der mensch fellig erschaffen wurde / dann also erforderets die art Gottes. Gott gibt sein eer keiner geschöpfft. Adam aber was ein mensch vnd nicht Gott. Vnd wie Gott gütig vnnd freygeb ist / also ist er auch gerecht. Den menschen thuot er guots / er wil aber auch das sie jhn vnnd seine guothaten erkennind / jm gehorsam vnd danckbar seyend. Nun hatt er dem Adamen vnzalbar vil guothaten bewisen / darumb was vonn nöten das er jhm auch anlaß gäbe / die danckbarkeit gehorsamme vnnd vnderthenikeit gegen jhm zuo erzeigen. Den selben hat er jm gäben mit dem das er jhm das gebott gäben1718 Darumb sehend wir hie / das Gott das gesatzt vnd gebott nicht gäben / das der mensch sich dran stiesse vnd fiele / sonder vil mee das er sich nicht stiesse. Dann mit dem gebott hatt er anzeigt / was er haben wölle. Er zeigt aber an / das er nicht den tod vnd das verderben Adams wölle / sonder er zeigt jhm an / was er thuon sölle / das er dem tod entrünne / glückhafft vnd sälig seye. Darumb was auch das gsatzt so leicht vnd heiter / nammlich / von dem baum deß wüssens deß guoten vnd bösen / spricht der Herr / solt du nit ässen / sonst wirst du sterben / sonst von allen böumen deß gartens magst du ässen. Was was daß anders / dann hett er gesagt / du solt auff mich sehen in allen dingen / mir anhangen / mir ghorsammen / dich mir vnderwerffen vnd mir dienen / vnd was guot vnnd böß seye solt vonn niemand anders lernen dann von mir / vnd dich mir also danckbar vnd gehorsam erzeigen? Hatt nun Gott hierinn ützit vnbillichs vom Adamen erforderet? Den baum hat er jm aber zeiget / als ein zeichen vnd geheimnuß deß das er jhm inn dem gesatzt befolhen / nammlich / das er Gott allein / als dem weysen / früntlichen / guoten / höchsten seinem Gott vnd schöpffer gehorsammen sölte. Was was nun in dem allem dunckels vnd schwärs? Mit vns stimpt auch S. Augustin / der in dem buoch de natura boni ad uersus Manichaeos cap. 35. spricht Darumb hatt er jms verbotten / das er anzeigte / das die natur der vernünfftigen seel / nicht jres eignen gewalts / sonder Gott vnderworffen sein sölte / vnd das sie die ordnung jres heils durch die ghorsamme behalten / durch die vnghorsamme zerstören vnd verderben wurde. Darumb hat er auch den baum / den er an zuorüren verbotten hatt / genennt den baum der erkantnuß vnnd entscheidens / deß guoten vnd bösen / auff das so er den selbigen wider das verbott wurde anrüren / innen wurde der straff der sünden / vnd hiemit erkante vnd entscheiden könne / was vnderscheids es wäre zwüschend dem guot der gehorsamme / vnnd dem bösen der vngehorsamme. Nun aber dieweil die schlang jn hinderschlichen / vnnd jm das guot vnd böß anderer gestallt gantz wider das gsatz Gottes fürbildet / vnd der mensch dasselbig angenommen hatt / da ist er vntreüwlich vonn Gott abgefallen / vnd durch sein eigne schuld in der vngehorsamme zuo grund gangen. Darumb so hatt Gott allweg wol vnd recht gehandlet / vnd findt sich das der mensch vngerecht vnnd vndanckbar ist / Gott geb wie du den handel ansehist vnnd erwegist.

1719 Das wir aber sagend / dz der mensch von Gott fellig seye erschaffen worden / das wil ich nicht also verstanden haben / das wir wöllind meinen das einige schwacheit in dem ersten menschen vor dem fal gewesen sey. Dann wie er gantz volkommen gewesen / also ist er keins wegs erschaffen worden das er sündete vnd verdurbe. Dann Gott der im wäsen einfalt / inn den personen aber drifalt ist sprach / wir wöllend den menschen machen inn vnserer bildtnuß / nach vnserer gleichnuß. Das wörtli Zaelem aber / heißt ein bildtnuß vnd abgstaltung eines anderen. Demuth aber heißt das exemplar selb / von dem die bildtnuß abgestaltet wirt. Darumb so ist das exemplar in Gott selb / nach welchem die bildtnuß vnd gleichnuß abgestaltet wirt. Das kan aber nicht ein leybliche gstalt sein /

1718 Warumb dem Adamen das gebott geben seye worden.
1719 Das in dem ersten menschen kein schwacheit oder fäler gewesen seye.

Die Dreissigste
die tugend kein lob gehept / Dann er wer auß notwendikeit guͦt gewesen. Zuͦ dem so muͦßt es also sein / das der mensch fellig erschaffen wurde / dann also erforderets die art Gottes. Gott gibt sein eer keiner geschoͤpfft. Adam aber was ein mensch vnd nicht Gott. Vnd wie Gott guͤtig vnnd freygeb ist / also ist er auch gerecht. Den menschen thuͦt er guͦts / er wil aber auch das sie jhn vnnd seine guͦthaten erkennind / jm gehorsam vnd danckbar seyend. Nun hatt er dem Adamen vnzalbar vil guͦthaten bewisen / darumb was vonn noͤten das er jhm auch anlaß gaͤbe / die danckbarkeit gehorsamme vnnd vnderthenikeit gegen jhm zuͦ erzeigen. Den selben hat er jm gaͤben mit dem das er jhm das gebott gaͤben1718 Darumb sehend wir hie / das Gott das gesatzt vnd gebott nicht gaͤben / das der mensch sich dran stiesse vnd fiele / sonder vil mee das er sich nicht stiesse. Dann mit dem gebott hatt er anzeigt / was er haben woͤlle. Er zeigt aber an / das er nicht den tod vnd das verderben Adams woͤlle / sonder er zeigt jhm an / was er thuͦn soͤlle / das er dem tod entrünne / glückhafft vnd saͤlig seye. Darumb was auch das gsatzt so leicht vnd heiter / nammlich / von dem baum deß wüssens deß guͦten vnd boͤsen / spricht der Herr / solt du nit aͤssen / sonst wirst du sterben / sonst von allen boͤumen deß gartens magst du aͤssen. Was was daß anders / dann hett er gesagt / du solt auff mich sehen in allen dingen / mir anhangen / mir ghorsammen / dich mir vnderwerffen vnd mir dienen / vnd was guͦt vnnd boͤß seye solt vonn niemand anders lernen dann von mir / vnd dich mir also danckbar vnd gehorsam erzeigen? Hatt nun Gott hierinn ützit vnbillichs vom Adamen erforderet? Den baum hat er jm aber zeiget / als ein zeichen vnd geheimnuß deß das er jhm inn dem gesatzt befolhen / nammlich / das er Gott allein / als dem weysen / früntlichen / guͦten / hoͤchsten seinem Gott vnd schoͤpffer gehorsammen soͤlte. Was was nun in dem allem dunckels vnd schwaͤrs? Mit vns stimpt auch S. Augustin / der in dem buͦch de natura boni ad uersus Manichæos cap. 35. spricht Darumb hatt er jms verbotten / das er anzeigte / das die natur der vernünfftigen seel / nicht jres eignen gewalts / sonder Gott vnderworffen sein soͤlte / vnd das sie die ordnung jres heils durch die ghorsamme behalten / durch die vnghorsamme zerstoͤren vnd verderben wurde. Darumb hat er auch den baum / den er an zuͦruͤren verbotten hatt / genennt den baum der erkantnuß vnnd entscheidens / deß guͦten vnd boͤsen / auff das so er den selbigen wider das verbott wurde anruͤren / innen wurde der straff der sünden / vnd hiemit erkante vnd entscheiden koͤnne / was vnderscheids es waͤre zwüschend dem guͦt der gehorsamme / vnnd dem boͤsen der vngehorsamme. Nun aber dieweil die schlang jn hinderschlichen / vnnd jm das guͦt vnd boͤß anderer gestallt gantz wider das gsatz Gottes fürbildet / vnd der mensch dasselbig angenommen hatt / da ist er vntreüwlich vonn Gott abgefallen / vnd durch sein eigne schuld in der vngehorsamme zuͦ grund gangen. Darumb so hatt Gott allweg wol vnd recht gehandlet / vnd findt sich das der mensch vngerecht vnnd vndanckbar ist / Gott geb wie du den handel ansehist vnnd erwegist.

1719 Das wir aber sagend / dz der mensch von Gott fellig seye erschaffen worden / das wil ich nicht also verstanden haben / das wir woͤllind meinen das einige schwacheit in dem ersten menschen vor dem fal gewesen sey. Dann wie er gantz volkommen gewesen / also ist er keins wegs erschaffen worden das er sündete vnd verdurbe. Dann Gott der im waͤsen einfalt / inn den personen aber drifalt ist sprach / wir woͤllend den menschen machen inn vnserer bildtnuß / nach vnserer gleichnuß. Das woͤrtli Zælem aber / heißt ein bildtnuß vnd abgstaltung eines anderen. Demuth aber heißt das exemplar selb / von dem die bildtnuß abgestaltet wirt. Darumb so ist das exemplar in Gott selb / nach welchem die bildtnuß vnd gleichnuß abgestaltet wirt. Das kan aber nicht ein leybliche gstalt sein /

1718 Warumb dem Adamen das gebott geben seye worden.
1719 Das in dem ersten menschen kein schwacheit oder faͤler gewesen seye.
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[[203]/0498] Die Dreissigste die tugend kein lob gehept / Dann er wer auß notwendikeit guͦt gewesen. Zuͦ dem so muͦßt es also sein / das der mensch fellig erschaffen wurde / dann also erforderets die art Gottes. Gott gibt sein eer keiner geschoͤpfft. Adam aber was ein mensch vnd nicht Gott. Vnd wie Gott guͤtig vnnd freygeb ist / also ist er auch gerecht. Den menschen thuͦt er guͦts / er wil aber auch das sie jhn vnnd seine guͦthaten erkennind / jm gehorsam vnd danckbar seyend. Nun hatt er dem Adamen vnzalbar vil guͦthaten bewisen / darumb was vonn noͤten das er jhm auch anlaß gaͤbe / die danckbarkeit gehorsamme vnnd vnderthenikeit gegen jhm zuͦ erzeigen. Den selben hat er jm gaͤben mit dem das er jhm das gebott gaͤben 1718 Darumb sehend wir hie / das Gott das gesatzt vnd gebott nicht gaͤben / das der mensch sich dran stiesse vnd fiele / sonder vil mee das er sich nicht stiesse. Dann mit dem gebott hatt er anzeigt / was er haben woͤlle. Er zeigt aber an / das er nicht den tod vnd das verderben Adams woͤlle / sonder er zeigt jhm an / was er thuͦn soͤlle / das er dem tod entrünne / glückhafft vnd saͤlig seye. Darumb was auch das gsatzt so leicht vnd heiter / nammlich / von dem baum deß wüssens deß guͦten vnd boͤsen / spricht der Herr / solt du nit aͤssen / sonst wirst du sterben / sonst von allen boͤumen deß gartens magst du aͤssen. Was was daß anders / dann hett er gesagt / du solt auff mich sehen in allen dingen / mir anhangen / mir ghorsammen / dich mir vnderwerffen vnd mir dienen / vnd was guͦt vnnd boͤß seye solt vonn niemand anders lernen dann von mir / vnd dich mir also danckbar vnd gehorsam erzeigen? Hatt nun Gott hierinn ützit vnbillichs vom Adamen erforderet? Den baum hat er jm aber zeiget / als ein zeichen vnd geheimnuß deß das er jhm inn dem gesatzt befolhen / nammlich / das er Gott allein / als dem weysen / früntlichen / guͦten / hoͤchsten seinem Gott vnd schoͤpffer gehorsammen soͤlte. Was was nun in dem allem dunckels vnd schwaͤrs? Mit vns stimpt auch S. Augustin / der in dem buͦch de natura boni ad uersus Manichæos cap. 35. spricht Darumb hatt er jms verbotten / das er anzeigte / das die natur der vernünfftigen seel / nicht jres eignen gewalts / sonder Gott vnderworffen sein soͤlte / vnd das sie die ordnung jres heils durch die ghorsamme behalten / durch die vnghorsamme zerstoͤren vnd verderben wurde. Darumb hat er auch den baum / den er an zuͦruͤren verbotten hatt / genennt den baum der erkantnuß vnnd entscheidens / deß guͦten vnd boͤsen / auff das so er den selbigen wider das verbott wurde anruͤren / innen wurde der straff der sünden / vnd hiemit erkante vnd entscheiden koͤnne / was vnderscheids es waͤre zwüschend dem guͦt der gehorsamme / vnnd dem boͤsen der vngehorsamme. Nun aber dieweil die schlang jn hinderschlichen / vnnd jm das guͦt vnd boͤß anderer gestallt gantz wider das gsatz Gottes fürbildet / vnd der mensch dasselbig angenommen hatt / da ist er vntreüwlich vonn Gott abgefallen / vnd durch sein eigne schuld in der vngehorsamme zuͦ grund gangen. Darumb so hatt Gott allweg wol vnd recht gehandlet / vnd findt sich das der mensch vngerecht vnnd vndanckbar ist / Gott geb wie du den handel ansehist vnnd erwegist. 1719 Das wir aber sagend / dz der mensch von Gott fellig seye erschaffen worden / das wil ich nicht also verstanden haben / das wir woͤllind meinen das einige schwacheit in dem ersten menschen vor dem fal gewesen sey. Dann wie er gantz volkommen gewesen / also ist er keins wegs erschaffen worden das er sündete vnd verdurbe. Dann Gott der im waͤsen einfalt / inn den personen aber drifalt ist sprach / wir woͤllend den menschen machen inn vnserer bildtnuß / nach vnserer gleichnuß. Das woͤrtli Zælem aber / heißt ein bildtnuß vnd abgstaltung eines anderen. Demuth aber heißt das exemplar selb / von dem die bildtnuß abgestaltet wirt. Darumb so ist das exemplar in Gott selb / nach welchem die bildtnuß vnd gleichnuß abgestaltet wirt. Das kan aber nicht ein leybliche gstalt sein / 1718 Warumb dem Adamen das gebott geben seye worden. 1719 Das in dem ersten menschen kein schwacheit oder faͤler gewesen seye.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [203]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/498>, abgerufen am 22.11.2024.