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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Acht vnd zwentzigste
das durch das gsatzt geoffenbaret vnnd herfür zogen wirt / nammlich die sünd. Dann durch das gsatzt wirt die sünd erkennt / darumb so wirt das gsatzt auffgehept / das ist / die sünd wirt hingenommen / nicht das sie nicht mer seye / oder nit me jre krefft in vns übe vnd erzeige / sonder das sie vns nit me zuogrechnet wirt / vnd vns nit mee verdammen mag. Dann es ist kein verdamnuß an denen / die Christo Jesu yngepflantzet sind. Darzuo so wirt auch das gsatzt genommen für die rach vnd straff / die den überträtteren nach dem gsatzt auffgelegt wirdt. Darumb so ist das gsatzt auffgehept / dieweil die straff den glöubigen abgenommen ist. Dann dem gerechten ist kein gsatzt gegeben. Vnnd Christus hatt die glöubigen erlößt von der ewigen straff / mit dem das er der vnschuldig für vns lasterhafften gelitten hatt. Demnach so spricht auch der Apostel1503 / fleischlich gesinnet sein / ist ein feyendschafft wider Gott / dann das fleisch ist dem gesatzt Gottes nit vnderthon / dann es vermags auch nit. Die feyendschafft aber vnd der haß gegen dem gesatzt Gottes / wirt durch den glauben auß den hertzen der glöubigen genommen / vnd wirt jnen die liebe deß willens Gottes yngepflantzet / das man auch auff dise weyß redt / das das gsatzt seye auffgehept / dieweil der haß deß gsatztes hingenommen ist. Darumb vergleicht der Apostel die so vnder dem gsatzt sind / den knechten / die aber so vom gsatzt erlediget / den freyen oder den kinden / welchen er auch den geist gibt / nicht der knechtschafft / sonder der kintschafft. Dann dieweil jr kinder sind / spricht er / so hat Gott den geist seines suns außgeschickt in vnsere hertzen / der da schreyet / Abba / vatter etc. Zuo dem dienet auch / das daß gesatzt Gottes vil schatten hat vnd vorbildungen / vnd das die ceremonien sonst gnuog beschwerlich sind / wie dann auch das gantz gsatzt ein joch genennt wirt. Da ist aber der sun Gottes in dise wält kommen / vnd hat die figuren erfüllt / vnd vns die warheit selb geleistet / vnnd die schatten vertriben / das vns jetzund niemand richten noch vrtheilen mag vonn wegen der vnderlassung der ceremonien vnd figuren. Vnd also ist abermals das gsatzt Gottes auffgehept / das ist / das regiment vnd die administration / so von Mose yngesetzt / ist verschwunden / als Christus kommen / vnd die Apostel geleert habend. Dann die selben habend die kirchen angerichtet vnd gsammlet / on die kirchenform Mosis / vnd habend die selbigen breüch den kirchen nit angegeben / dann sie habend mit grosser dapfferkeit hindan gsetzt das Aaronisch priesterthumb / die Sacrament / die opffer / die vnderscheid der tagen / kleideren vnnd speysen / so von Mose yngesetzt warend / vnd habend für dise ding alle den einigen Christum glert vnd prediget / vnd wenig Sacrament darzuo gebraucht.

1504 Das seye nu also kurtz inn gemein geredt von der auffhebung deß gsatztes Gottes / nun wil ich dasselbig etwas wytlöuffiger von stuck zuo stuck erleüteren. Das gantz gsatzt Gottes wirt getheilt in das gsatzt der sitten / der ceremonien / vnd der gerichten. Das gsatzt aber der sitten / wirt inn den zehen gebotten vergriffen / vnder welchen das erst vns lert den einigen Gott allein vereeren vnd anbätten / vnd kein andere Gött nebend jm haben. Dises hat aber vnser Herr Jesus im Euangelio dermaß befolhen / dz wir wol sehend / das darinnen nützit geänderet ist. Das ander gebott verbeütet die abgötterey / das ist / den dienst vnd vereerung der bilderen / sie seyend dann Gottes selbs oder der creaturen. Nun verfolgend die Apostel die Abgötterey inn all weg in der leer deß Euangelij. S. Joannes schreyt mit sampt Paulo / vnd spricht / fliehend die abgöttery. Vnd dieweil Christus vnd die Apostel gantz fleißig leerend die heiligung vnd vereerung deß nammens Gottes / so wöllend sie je / das auch das gebott / welches die lesterung deß nammens Gottes verbeütet / inn wäsen bestande. Das einig vierdt gebott vnder allen gebotten der zehen botten / nammlich das / von der heiligung deß Sabbaths / nennt S. Augustin ein ceremonisch gebott. Welchs aber

1503 Rom.8.
1504 Das daß gsatzt der sitten nit aufgehept seye.

Die Acht vnd zwentzigste
das durch das gsatzt geoffenbaret vnnd herfür zogen wirt / nammlich die sünd. Dann durch das gsatzt wirt die sünd erkennt / darumb so wirt das gsatzt auffgehept / das ist / die sünd wirt hingenommen / nicht das sie nicht mer seye / oder nit me jre krefft in vns uͤbe vnd erzeige / sonder das sie vns nit me zuͦgrechnet wirt / vnd vns nit mee verdammen mag. Dann es ist kein verdamnuß an denen / die Christo Jesu yngepflantzet sind. Darzuͦ so wirt auch das gsatzt genommen für die rach vnd straff / die den übertraͤtteren nach dem gsatzt auffgelegt wirdt. Darumb so ist das gsatzt auffgehept / dieweil die straff den gloͤubigen abgenommen ist. Dann dem gerechten ist kein gsatzt gegeben. Vnnd Christus hatt die gloͤubigen erloͤßt von der ewigen straff / mit dem das er der vnschuldig für vns lasterhafften gelitten hatt. Demnach so spricht auch der Apostel1503 / fleischlich gesinnet sein / ist ein feyendschafft wider Gott / dann das fleisch ist dem gesatzt Gottes nit vnderthon / dann es vermags auch nit. Die feyendschafft aber vnd der haß gegen dem gesatzt Gottes / wirt durch den glauben auß den hertzen der gloͤubigen genommen / vnd wirt jnen die liebe deß willens Gottes yngepflantzet / das man auch auff dise weyß redt / das das gsatzt seye auffgehept / dieweil der haß deß gsatztes hingenommen ist. Darumb vergleicht der Apostel die so vnder dem gsatzt sind / den knechten / die aber so vom gsatzt erlediget / den freyen oder den kinden / welchen er auch den geist gibt / nicht der knechtschafft / sonder der kintschafft. Dann dieweil jr kinder sind / spricht er / so hat Gott den geist seines suns außgeschickt in vnsere hertzen / der da schreyet / Abba / vatter ꝛc. Zuͦ dem dienet auch / das daß gesatzt Gottes vil schatten hat vnd vorbildungen / vnd das die ceremonien sonst gnuͦg beschwerlich sind / wie dann auch das gantz gsatzt ein joch genennt wirt. Da ist aber der sun Gottes in dise waͤlt kommen / vnd hat die figuren erfüllt / vnd vns die warheit selb geleistet / vnnd die schatten vertriben / das vns jetzund niemand richten noch vrtheilen mag vonn wegen der vnderlassung der ceremonien vnd figuren. Vnd also ist abermals das gsatzt Gottes auffgehept / das ist / das regiment vnd die administration / so von Mose yngesetzt / ist verschwunden / als Christus kommen / vnd die Apostel geleert habend. Dann die selben habend die kirchen angerichtet vnd gsammlet / on die kirchenform Mosis / vnd habend die selbigen breüch den kirchen nit angegeben / dann sie habend mit grosser dapfferkeit hindan gsetzt das Aaronisch priesterthumb / die Sacrament / die opffer / die vnderscheid der tagen / kleideren vnnd speysen / so von Mose yngesetzt warend / vnd habend für dise ding alle den einigen Christum glert vnd prediget / vnd wenig Sacrament darzuͦ gebraucht.

1504 Das seye nu also kurtz inn gemein geredt von der auffhebung deß gsatztes Gottes / nun wil ich dasselbig etwas wytloͤuffiger von stuck zuͦ stuck erleüteren. Das gantz gsatzt Gottes wirt getheilt in das gsatzt der sitten / der ceremonien / vnd der gerichten. Das gsatzt aber der sitten / wirt inn den zehen gebotten vergriffen / vnder welchen das erst vns lert den einigen Gott allein vereeren vnd anbaͤtten / vnd kein andere Goͤtt nebend jm haben. Dises hat aber vnser Herr Jesus im Euangelio dermaß befolhen / dz wir wol sehend / das darinnen nützit geaͤnderet ist. Das ander gebott verbeütet die abgoͤtterey / das ist / den dienst vnd vereerung der bilderen / sie seyend dann Gottes selbs oder der creaturen. Nun verfolgend die Apostel die Abgoͤtterey inn all weg in der leer deß Euangelij. S. Joannes schreyt mit sampt Paulo / vnd spricht / fliehend die abgoͤttery. Vnd dieweil Christus vnd die Apostel gantz fleißig leerend die heiligung vnd vereerung deß nammens Gottes / so woͤllend sie je / das auch das gebott / welches die lesterung deß nammens Gottes verbeütet / inn waͤsen bestande. Das einig vierdt gebott vnder allen gebotten der zehen botten / nammlich das / von der heiligung deß Sabbaths / nennt S. Augustin ein ceremonisch gebott. Welchs aber

1503 Rom.8.
1504 Das daß gsatzt der sitten nit aufgehept seye.
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                   vnderlassung der ceremonien vnd figuren. Vnd also ist abermals das gsatzt Gottes
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[[172]/0436] Die Acht vnd zwentzigste das durch das gsatzt geoffenbaret vnnd herfür zogen wirt / nammlich die sünd. Dann durch das gsatzt wirt die sünd erkennt / darumb so wirt das gsatzt auffgehept / das ist / die sünd wirt hingenommen / nicht das sie nicht mer seye / oder nit me jre krefft in vns uͤbe vnd erzeige / sonder das sie vns nit me zuͦgrechnet wirt / vnd vns nit mee verdammen mag. Dann es ist kein verdamnuß an denen / die Christo Jesu yngepflantzet sind. Darzuͦ so wirt auch das gsatzt genommen für die rach vnd straff / die den übertraͤtteren nach dem gsatzt auffgelegt wirdt. Darumb so ist das gsatzt auffgehept / dieweil die straff den gloͤubigen abgenommen ist. Dann dem gerechten ist kein gsatzt gegeben. Vnnd Christus hatt die gloͤubigen erloͤßt von der ewigen straff / mit dem das er der vnschuldig für vns lasterhafften gelitten hatt. Demnach so spricht auch der Apostel 1503 / fleischlich gesinnet sein / ist ein feyendschafft wider Gott / dann das fleisch ist dem gesatzt Gottes nit vnderthon / dann es vermags auch nit. Die feyendschafft aber vnd der haß gegen dem gesatzt Gottes / wirt durch den glauben auß den hertzen der gloͤubigen genommen / vnd wirt jnen die liebe deß willens Gottes yngepflantzet / das man auch auff dise weyß redt / das das gsatzt seye auffgehept / dieweil der haß deß gsatztes hingenommen ist. Darumb vergleicht der Apostel die so vnder dem gsatzt sind / den knechten / die aber so vom gsatzt erlediget / den freyen oder den kinden / welchen er auch den geist gibt / nicht der knechtschafft / sonder der kintschafft. Dann dieweil jr kinder sind / spricht er / so hat Gott den geist seines suns außgeschickt in vnsere hertzen / der da schreyet / Abba / vatter ꝛc. Zuͦ dem dienet auch / das daß gesatzt Gottes vil schatten hat vnd vorbildungen / vnd das die ceremonien sonst gnuͦg beschwerlich sind / wie dann auch das gantz gsatzt ein joch genennt wirt. Da ist aber der sun Gottes in dise waͤlt kommen / vnd hat die figuren erfüllt / vnd vns die warheit selb geleistet / vnnd die schatten vertriben / das vns jetzund niemand richten noch vrtheilen mag vonn wegen der vnderlassung der ceremonien vnd figuren. Vnd also ist abermals das gsatzt Gottes auffgehept / das ist / das regiment vnd die administration / so von Mose yngesetzt / ist verschwunden / als Christus kommen / vnd die Apostel geleert habend. Dann die selben habend die kirchen angerichtet vnd gsammlet / on die kirchenform Mosis / vnd habend die selbigen breüch den kirchen nit angegeben / dann sie habend mit grosser dapfferkeit hindan gsetzt das Aaronisch priesterthumb / die Sacrament / die opffer / die vnderscheid der tagen / kleideren vnnd speysen / so von Mose yngesetzt warend / vnd habend für dise ding alle den einigen Christum glert vnd prediget / vnd wenig Sacrament darzuͦ gebraucht. 1504 Das seye nu also kurtz inn gemein geredt von der auffhebung deß gsatztes Gottes / nun wil ich dasselbig etwas wytloͤuffiger von stuck zuͦ stuck erleüteren. Das gantz gsatzt Gottes wirt getheilt in das gsatzt der sitten / der ceremonien / vnd der gerichten. Das gsatzt aber der sitten / wirt inn den zehen gebotten vergriffen / vnder welchen das erst vns lert den einigen Gott allein vereeren vnd anbaͤtten / vnd kein andere Goͤtt nebend jm haben. Dises hat aber vnser Herr Jesus im Euangelio dermaß befolhen / dz wir wol sehend / das darinnen nützit geaͤnderet ist. Das ander gebott verbeütet die abgoͤtterey / das ist / den dienst vnd vereerung der bilderen / sie seyend dann Gottes selbs oder der creaturen. Nun verfolgend die Apostel die Abgoͤtterey inn all weg in der leer deß Euangelij. S. Joannes schreyt mit sampt Paulo / vnd spricht / fliehend die abgoͤttery. Vnd dieweil Christus vnd die Apostel gantz fleißig leerend die heiligung vnd vereerung deß nammens Gottes / so woͤllend sie je / das auch das gebott / welches die lesterung deß nammens Gottes verbeütet / inn waͤsen bestande. Das einig vierdt gebott vnder allen gebotten der zehen botten / nammlich das / von der heiligung deß Sabbaths / nennt S. Augustin ein ceremonisch gebott. Welchs aber 1503 Rom.8. 1504 Das daß gsatzt der sitten nit aufgehept seye.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [172]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/436>, abgerufen am 22.11.2024.